Wächter der Macht 03 - Sturmfront
Vorahnungen des Versagens. Das Gesicht suchte ihn stets halb verborgen unter einer hochgeschlagenen Kapuze heim, um bloß eine Andeutung der Züge in den Schatten preiszugeben – einen Mund, zu einer schiefen Grimasse der Qual verzerrt; gezackte Brauen, zu einem permanent finsteren Blick der Missbilligung erstarrt; ein Paar ebenholzfarbener Augen, in denen beständige Bösartigkeit leuchtete. Er sah nie genug von dem Gesicht, um zu wissen, ob es jedes Mal dasselbe war, doch die Emotionen kamen stets in der gleichen Reihenfolge: Schmerz, Verachtung, Boshaftigkeit. Luke hatte keine Ahnung, was diese Abfolge bedeutete, aber er war sich sicher, dass es sich um eine Sturmwarnung handelte.
Auf der anderen Seite der eleganten Hauptkabine der Jadeschatten ertönte ein aufforderndes Pfeifen, wo R2-D2 im Schott stand und auf seinen Stützarmen vor- und zurückschaukelte. Luke gestattete sich die Fantasterei, den kleinen Droiden mittels der Macht zurück in den Korridor zu schieben und die Augen wieder zuzumachen. Seit er von Lumiyas Verbindungen zur GGA erfahren hatte, machte er sich solche Sorgen um Ben, dass er kaum Schlaf fand – und wenn er es tat, war er von seinen Träumen so beunruhigt, dass er sich nach dem Aufwachen nie ausgeruht fühlte.
R2-D2 stieß ein ungeduldiges Meckern aus, dann fuhr er seinen Greifarm aus und begann, über den Boden zu rollen.
»Alles in Ordnung – kein Grund für den Rontostoß.« Luke schwang die Beine herum und setzte sich auf die Kante der Koje. »Ich bin wach.«
R2-D2 gab ein zweifelndes Pfeifen von sich, blieb jedoch stehen und fuhr den Greifarm wieder ein, während Luke seine Stiefel anzog. Das beständige Vibrieren des Decks deutete darauf hin, dass die Schatten den Hyperraum verlassen hatte und zügig abbremste, vermutlich im finalen Anflug auf den Planeten Hapes. Luke konnte Maras Ungeduld durch ihre Machtverbindung hindurch spüren, jedoch nicht den Grund dafür. Vielleicht hatte sie Schwierigkeiten, eine Landefreigabe von den hapanischen Streitkräften zu erhalten – oder womöglich war sie auch einfach nur erpicht darauf, Ben dem Einfluss zu entziehen, den Lumiya womöglich auf Jacen und die GGA hatte.
Sobald seine Stiefel zugeschnürt waren, schnappte sich Luke sein Gewand und ging durch den Observationsraum nach vorn. Das kraterbedeckte Antlitz zweier silberner Monde glitt draußen vor dem Steuerbordsichtfenster der Schatten vorbei. Vor dem anderen zogen sich die Ionenschweife von einem halben Dutzend Raumschiffen über das sternengesprenkelte Samt. In der Ferne hing eine weiße, reglose Scheibe – zweifellos einer der Schlachtdrachen, die Hapes nach dem Anschlag auf Tenel Kas Leben überprüften.
Luke marschierte weiter in Richtung Pilotenkanzel, wo sich die wolkenverhangene Scheibe des Planeten direkt vor den Sichtfenstern abzeichnete. Die glitzernden Meere und bewaldeten Inseln waren so schön wie eh und je, doch Luke interessierte sich mehr für den daumengroßen Keil, der langsam auf die Mitte der Kanzelfenster zuglitt. Statt im üblichen Weiß war die Außenhülle des Sternenzerstörers in mattem Schwarz gehalten, während sich unter dem Rumpf die verräterische Kuppel eines Schwerkraftgenerators abzeichnete, und auf halbem Weg den Schiffsrücken hinab ragte ein Tarn-Tubus in die Höhe.
Es war das erste Mal überhaupt, dass Luke den neuen GGA -Sternenzerstörer zu Gesicht bekam. Er gefiel ihm nicht besonders – und besonders gefiel ihm nicht, dass man ihn die Anakin Solo getauft hatte, nach seinem toten Neffen.
Ein Bereich der Cockpitkanzel trübte sich zu einem Spiegel, und Maras Gesicht erschien in der Spiegelung; sie wirkte konzentriert und besorgt. Die Spitze der Schatten stand in leicht schrägem Winkel zu den übrigen Decks des Schiffs, wobei der Pilot unten in der Nase des Cockpits saß, deshalb musste sie ihren Kopf ein wenig nach oben wenden, um seinem Blick zu begegnen.
»Wir haben soeben eine sehr interessante Holoaufzeichnung erhalten«, sagte sie.
»Von Jacen?«
Mara schüttelte den Kopf. »Von Han, übers HoloNetz vom Jedi-Tempel zu uns umgeleitet.«
»Tatsächlich?« Han hob die Brauen. Bevor sie den Jedi-Tempel verlassen hatten, hatte man sie über die »Beteiligung« der Solos an dem Attentatsversuch unterrichtet. »Und geht daraus hervor, dass Klone ihre Gestalt angenommen haben und sie selbst nicht einmal auf Hapes waren, als irgendjemand versucht hat, Tenel Ka zu ermorden? Denn das ist das Einzige, das irgendeinen Sinn
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