Wächter der Macht 04 - Exil
zu lauschen, herauszufinden, was sie sagten. Der Rest von ihm war bemüht zu vermeiden, dass er sie verstand. Tief in sich wusste er, dass er, wenn er lange genug zuhörte, um sie zu verstehen, tun wollen würde, was sie von ihm verlangten, und dass das, was sie von ihm verlangen würden, sehr, sehr falsch war.
Aus diesem Grund barg der Schlaf für Ben keine Erholung, selbst in den Nächten nicht, in denen sein Lagerfeuer all die Stunden über brannte und Klara sich an ihn schmiegte, traurig, aber vertrauensvoll.
In jenen Nächten weckte ihn häufig ein Gefühl von Besorgnis oder ein Piepsen von Shaker, und dann sah er auf der anderen Seite des Feuers Augen glänzen. Nachtaktive Raubtiere hätte Jacen sie genannt, und Ben konnte sie in der Macht fühlen. Dort waren sie große, kraftvolle Präsenzen, brodelnd vor Energie - und Verschlagenheit. Er konnte spüren, dass sie so verdreht waren wie die verkrüppelten Bäume an diesem Ort.
Bislang hatten sie nicht angegriffen, doch Ben sorgte dafür, dass Kiara nie mehr als einen oder zwei Schritte von ihm entfernt war - zumindest, wenn nicht gerade einer von ihnen in den Büschen ein privates Geschäft erledigen musste. Dann achtete er darauf, dass Shaker in der Nähe des Mädchens blieb. Die Gegenwart des Droiden schien ihren Sinn für
Privatsphäre nicht zu stören.
Und da war noch eine andere Präsenz. An dem Tag, nachdem Ben auf Kiara gestoßen war, ungefähr gegen Mittag, hatten sie gerastet, um ein rasches Mittagessen aus Dosenrationen einzunehmen. Ben setzte sich, verzehrte irgendein fetttriefendes Fleischprodukt und aß so schnell, dass er das Zeug nicht schmecken musste. Auf der Hut vor den wilden Tieren, die er noch immer nicht gesehen hatte, waren seine körperlichen Sinne und seine Machtwahrnehmung bis zum Äußersten angespannt, und mit einem Mal war er sicher, dass jemand ihn beobachtete.
Er erhob sich, schaute sich um und packte sein Lichtschwert, doch niemand zeigte sich. Und nach ein paar Sekunden verschwand das Gefühl.
Am nächsten Tag, wieder um die planetare Mittagszeit, passierte es ein weiteres Mal, diesmal, als sie die Überreste von etwas erreichten, bei dem es sich einst um eine Straße gehandelt haben musste. Bäume ragten daraus hervor, doch es gab lange Abschnitte, die immer noch flach und eben waren, was es Shaker erlaubte, wesentlich schneller voranzukommen. Der Astromech hatte gerade seine dreibeinige Radkonfiguration an die größere Geschwindigkeit angepasst, als Ben erneut Blicke spürte, die auf ihn gerichtet waren. Wieder schwand das Gefühl nach weniger als einer Minute wieder.
Am Mittag des nächsten Tages wartete er darauf, dass das Gefühl zurückkam, und er wurde nicht enttäuscht. In den wenigen Sekunden, die ihm blieben, suchte er den Beobachter mit Hille der Macht.
Und er hatte Erfolg. Wer immer ihn anstarrte, tat es von hoch oben. Ben spähte durch den Baldachin der blätterlosen
Äste empor. Doch da war nichts zu sehen, bloß die Sonne, die matt durch eine Wolkenschicht schimmerte. »Shaker, bloß die Bewegungssensoren, sieh direkt nach oben.« Der Astromech twiedelte bestätigend. Wieder verging das Gefühl. Ben zog sein Datenpad hervor. »Hast du irgendwas gesehen?«
ICH HABE EINE SCHWACHE IONENSPUR REGISTRIERT.
»Eine Ionenspur? Von der Art, wie sie ein TIE-Jäger hinterlassen würde?«
KORREKT.
Also wurden sie von demjenigen beschattet, der sowohl den YT-2400 als auch den Y-Flügeljäger in die Luft gesprengt hatte. Aber warum? Und - was ebenso wichtig war - wie?
Ben verbrachte einen Teil des Nachmittags damit, jedes Stück Ausrüstung, das er aus Faskus' Lager mitgenommen hatte, auseinanderzunehmen und zu überprüfen, besonders die elektronischen Geräte. Doch er fand keine geheimnisvollen Sender darin.
Natürlich war da noch Faskus' Datenpad, das genau wie Bens über einen Kurzstrecken-Transmitter verfügte. Um dahinterzukommen, ob das Pad Daten an ihren Beobachter übermittelte, würde Ben es »auf frischer Tat ertappen« müssen. Eine Programmierung sorgte vielleicht dafür, dass das Gerät in großen Abständen einen einzelnen Identifizierungsimpuls sendete, also würde Shaker die ganze Zeit über alle Kommfrequenzen überwachen müssen, um diesen Impuls aufzuspüren.
Stattdessen konnte er aber auch ebenso gut einfach den Akku aus dem Gerät entfernen und ihn nur bei den Gelegenheiten wieder einsetzen, wenn er auf irgendwelche Daten zugreifen musste. Das tat er.
Dann, kein bisschen klüger als
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