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Wächter der Macht 04 - Exil

Wächter der Macht 04 - Exil

Titel: Wächter der Macht 04 - Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Allston
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gelöscht.
    Lavint wusste, dass es lange dauern würde, bis sie starb. Die Duracrud würde sie weiterhin mit atembarer Luft versorgen, die für Wochen reichte. Zuerst würden ihr die Wasser- und Nahrungsvorräte ausgehen, in ein paar Tagen. Sie würde jede Menge Zeit haben, einige letzte Nachrichten aufzuzeichnen und zu übermitteln. Line davon würde Jacen Solo für seinen Verrat anprangern. Eine andere würde bestätigen, dass ihr Testament, das in einem Anwaltsbüro auf dem abgelegenen Tatooine gespeichert war, tatsächlich ihre letzten Wünsche wiedergab. Vielleicht nahm sie sogar eine finale Ansprache auf, etwas, um ihr Leben in die richtige Perspektive zu rücken.
    Anschließend würde sie verdursten oder - falls sie beschloss, ihr Leiden schneller zu beenden - sich erschießen oder durch eine Luftschleuse nach draußen gehen.
    Einer Sache jedoch konnte sie sich sicher sein: Angesichts der völligen Abgeschiedenheit jenes Ortes, den sie für ihren ersten Hyperraumsprung ausgewählt hatte, fernab aller Verkehrsrouten, war die Chance, dass irgendein Frachtschiff oder ein schnell fliegender Kurier auf sie stieß, gleich null - und ihre letzten Übertragungen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegten, würden acht Jahre brauchen, um den nächstgelegenen Stern zu erreichen.
    Sie war so allein und dem Untergang geweiht, wie man es im Universum nur sein konnte.
    »Köstlich, nicht wahr?« Die Stimme war die einer Frau und kam von jenseits des dürftigen Lichtscheins, den Lavints
    Glühstäbe erzeugten.
    Lavint setzte sich ruckartig auf. Sie griff nach ihrem Blaster, dann fiel ihr ein, dass er mit ihrem Waffenhalfter in ihrer Kabine war - sie hatte ihn dort gelassen, als sie ihr Werkzeug zusammengesammelt hatte. »Wer ist da?«
    »Dein Leiden, meinen wir«, fuhr die Stimme fort. »Du leidest wie ein Kind, das sich jede Nacht in den Schlaf weint, in dem Wissen, dass seine Eltern es niemals verstehen werden. Wie lange ist es her, seit du dieses Kind warst?«
    Lavint erhob sich auf wackligen Beinen und begann sich vorsichtig den Weg zurück zur Tür zu bahnen, die aus diesem Abteil führte. An der Tür konnte sie die Glühstäbe an der Decke einschalten und sehen, wer sie da quälte.
    Allerdings schreckte sie beinahe davor zurück, dies zu tun. Was, wenn überhaupt niemand bei ihr in der Kammer war? Was, wenn die Erkenntnis, welches Schicksal ihr bevorstand, sie in den Wahnsinn getrieben hatte, sodass sie in ihren wenigen letzten Tage Stimmen hören würde?
    Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, lachte die Stimme in der Dunkelheit.
    Lavint erreichte die Tür, fand durch Tasten den Lichtschalter und betätigte ihn. Die Deckenbeleuchtung flammte auf, hell, blendete sie.
    Und dann, als sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, sah sie ihre Besucherin. Und sie wusste, dass sie nicht verrückt war, weil ihre gesammelten Erfahrungen und Neurosen niemals ein Geschöpf wie jenes hätten hervorbringen können, das sie da erblickte.
    Ihre Besucherin war eine blaue Twi'lek-Frau von gewöhnlicher Größe. Sie war in ein dunkles Reisegewand und schwarze Kleidung gewandet. Ihre Gesichtszüge waren hübsch, doch offensichtlich war sie irgendwann in ihrem Leben das Opfer einer Katastrophe geworden. Ihre linke Schulter saß tiefer als ihre rechte, wobei der linke Arm auf eine Art und Weise herabhing, dass er wahrscheinlich nicht mehr zu gebrauchen war, und ihr rechter Kopftentakel war ungefähr in der Mitte abgetrennt worden.
    Und als sie vortrat, humpelte sie.
    Dies war kein Monster in der Nacht oder ein Phantom ihrer Einbildung. Lavint starrte sie ungläubig an. »Wer bist du?«
    »Wir sind Alema.«
    »Alema. Und was machst du hier?«
    »Wir sind ein blinder Passagier.«
    Lavint sah Alema für einige weitere Sekunden an, und dann geschah es. Das Lachen platzte aus ihr heraus wie ein unter hohem Druck stehender Strahl Sanispray. Aus dem Lachen wurde ein gequältes Heulen, das sie schüttelte und nicht wieder abriss.
    Benommen beugte sich Lavint vor, um ihre Hände auf ihre Knie zu stützen, und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Schott; andernfalls wäre sie gestürzt. Schließlich verebbte das Gelächter, und ihre Stimme war heiser.
    Alemas Miene veränderte sich nicht, abgesehen davon, dass sie ein wenig neugierig wirkte. »Worüber lachst du?«
    »Darüber, dass du die glückloseste blinde Passagierin in der Geschichte der Galaxis bist.« Lavint richtete sich auf. »Weil du dir das falscheste Schiff ausgesucht hast, das es im ganzen

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