Wächter der Macht 06 - Inferno
sich auszumalen, was es jedem Nicht-Machtfähigen antun würde, der versuchte, es zu befehligen. »Glaubst du, du kannst mit unserem Schiff umgehen?«
Rak’k nickte zuversichtlich. »Das Schiff, das Rak’k nicht fliegen kann, wurde noch nicht gebaut.«
Alema war sich nicht ganz sicher, ob Schiff überhaupt gebaut worden war, doch Rak’k war offensichtlich davon überzeugt, dass er sie in den Tod schickte, daher würde es vermutlich dem Gleichgewicht dienen, sich auf den Handel einzulassen. Abgesehen davon würde ihre aalglatte Machtpräsenz ohnehin dafür sorgen, dass er und seine Kameraden sie zwei Minuten, nachdem sie gegangen war, vollends vergessen hatten – und ihre Abmachung. Natürlich würde sie das nicht daran hindern, den Versuch zu unternehmen, Schiff zu stehlen, aber zumindest verdienten sie dann, was ihnen widerfuhr.
»Abgemacht«, sagte Alema. »Wo finden wir die Sith?«
Der Bothaner schaffte es, seinen Hals so weit herumzudrehen, dass er den Barabel anstarren konnte. »Rak’k, du darfst es ihr nicht sagen …«
»Im Tal der Dunklen Lordz«, sagte Rak’k.
Alema löste ihren Machtgriff um den Bothaner und packte stattdessen Rak’k, um ihn dicht an sich heranzuziehen. »Wir meinen lebende Sith, Knochenbraue.«
»Rak’k auch«, sagte der Barabel.
»Rak’k!«, schnappte der Bothaner.
Rak’k ignorierte ihn und fuhr fort: »Geh zum Eingang der Schlucht. Dort findest du ihr Kloster.«
Der Bothaner stöhnte elend. »Rak’k, falls du nicht gerade dafür gesorgt hast, dass man uns alle umbringt, bist du gefeuert.«
Rak’k zuckte die Schultern. »Für diesen hat sich die Jagd hier eh nicht gelohnt.« Er wandte sich wieder Alema zu. »Wie lauten die Zugriffscodes?«
»Man braucht keine«, sagte Alema. »Geh einfach zur Luke, und geh rein. Das Schiff fliegt dann von ganz allein.«
Der Barabel warf einen Blick in Schiffs Richtung, das vor Wut purpurrot pulsierte, und schaute zweifelnd drein. »Und du lügst auch nicht?«
»Selbstverständlich nicht.« Alema wollte ihm die Wange tätscheln, bemerkte dann jedoch wieder die gewellten Schuppen und zog die Hand weg. »Waren wir nicht immer ehrlich zueinander?«
Der Barabel dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. »Du wirst ein Transportmittel brauchen.« Er sah den Bothaner an und fügte hinzu: »Yas’tua hat ein funktionstüchtiges Swoop.«
Der Blick des Bothaners wurde eisig und streng. »Ich brauch dich gar nicht zu feuern«, sagte er. »Falls die dich nicht umbringen, tu ich es nämlich.«
Rak’k ließ das weiterhin kalt. »Rak’k glaubt nicht, dass es dazu kommt.« Er schaute zu Schiff hinüber und entblößte die Fangzähne. »Bald wird er mit seinem eigenen Raumschiff von hier verschwinden.«
Alema zwang Yas’tua, ihr sein Swoop zu überlassen, und zehn Minuten später schoss sie auf einen zerklüfteten Berg zu, der Rak’k zufolge ihr Ziel war. Je mehr sie von Korribans verdorrter Landschaft sah, desto größer wurden ihre Zweifel, tatsächlich den richtigen Ort gefunden zu haben. Konnte das hier wahrhaftig die Quelle der großen Sith-Verschwörung sein, die Lumiya angedeutet hatte? Und doch, je näher Alema ihrem Ziel kam und je düsterer das Licht wurde, desto schwerer fiel es ihr weiterzufahren.
Dennoch fuhr sie weiter, da der Tod für sie weniger Bedeutung hatte als der vergängliche Schmerz, der damit einherging. Ihr Leben hatte bloß dann einen Wert, wenn sie es nutzte, um dem Gleichgewicht zu dienen – um ihre offene Rechnung mit Leia Solo zu begleichen. Alema durfte nicht zulassen, dass sie irgendetwas daran hinderte, sich die Unterstützung zu sichern, die sie brauchte, um Jacen vor sich selbst zu retten.
Schließlich gelangte sie zu einer dunklen Schlucht, die tief in den Berg hineinschnitt, zu dem Rak’k sie geschickt hatte. Bis vor wenigen Minuten hatte der Gebirgskamm nicht anders ausgesehen als jeder andere hoch aufragende Gipfel. Jetzt allerdings erkannte sie, dass es sich um ein wahres Bergmassiv handelte, um eine gigantische Verwerfung der Planetenkruste, wo die Welt selbst unter der Ankunft der Sith erbebt zu sein schien.
Und an der Einmündung dieser trostlosen Schlucht thronte die uralte Klosteranlage, die Rak’k erwähnt hatte, ein Komplex voller kuppelförmiger, von einer hohen Steinmauer umschlossener Türme. Die Überreste einer blauen Ziegelfassade zierten die Außenwände, und jeder einzelne Ziegel zeigte ein Auge oder eine Klaue oder einen Fangzahn. Am Fuß der Mauer lagen ausrangierte
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