Wächter der Macht 06 - Inferno
schiefgehen?
Ben setzte die Macht ein, um den Wächter von sich zu wuchten, dann kam er wieder auf die Beine, um geradewegs in die Mündung einer Merr-Sonn-Power-5-Blasterpistole zu blicken. Zu seiner großen Erleichterung war das Nächste, was er sah, kein Aufblitzen tödlicher Energie, sondern das verwirrte Gesicht von Staatschef Omas, der ihn über den Lauf der Waffe hinweg stirnrunzelnd musterte.
»Ben?«
Ben ließ das Handgelenk schnellen und den Blaster davonfliegen.
Der Staatschef verfolgte, wie die Waffe gegen die Wand krachte, und sein zunächst verwirrter Ausdruck schien nun eher besorgt. Ben registrierte keinen Deut des Begreifens oder der Reue in der Macht, die darauf hingedeutet hätten, dass Omas angesichts des Todes seiner Mutter irgendwelche Schuldgefühle empfand.
»Ach, Ben.« Omas trat langsam zurück, hielt seine Hände so, dass er sie sehen konnte, und schüttelte traurig den Kopf. »Es tut mir leid, dass du es bist. Das ist ein schmutziges Geschäft für jemanden, der noch so jung ist.«
Sorgsam darauf bedacht, sein Lichtschwert zwischen sich und Omas zu halten, richtete Ben sich auf. »Sie wissen, warum ich hier bin?«
Omas nickte bestätigend. »Ich bin nur überrascht, dass Jacen sich damit so lange Zeit gelassen hat.«
»Jacen hat mich nicht geschickt«, sagte Ben. Er war sich ziemlich sicher, dass Omas nicht wusste, weshalb er hier war – nicht wirklich. »Ich bin auf eigene Faust hergekommen.«
Omas schaute zweifelnd drein. »Was macht es jetzt noch für einen Sinn zu lügen, Ben? In ein paar Minuten werde ich ohnehin tot sein.«
Ben stritt das nicht ab; er konnte sich nicht dazu durchringen, dem Mann falsche Hoffnung zu machen. »Vermutlich.« Er deutete auf eine Reihe von Kontrollknöpfen auf der anderen Seite von Omas’ Wroshyrholz-Schreibtisch. »Mit welchem davon fährt man die inneren Panzertüren runter?«
Omas wölbte eine ergrauende Augenbraue, jetzt zusehends neugierig. »Dann habe ich also noch ein paar Minuten länger?« Ohne auf die Erlaubnis dafür zu warten lehnte sich Omas über den Tisch zu den Knöpfen hinüber. »Du wirst dich trotzdem beeilen müssen, Ben. Für einen Jedi warst du nicht besonders unauffällig.«
»Was Sie nicht sagen.« Da er keine Spur von Täuschung in Omas’ Machtaura gewahrte, hinderte Ben den Staatschef nicht daran, die Knöpfe zu drücken. »Aber nur die inneren Türen. Lassen Sie die Sichtwand offen.«
Omas warf einen wissenden Blick auf seine Panoramawand – nach dem Tumult, den er verursacht hatte, Bens bester Fluchtweg –, dann betätigte er einen Knopf. Zwei Panzertüren glitten herab, um die Ausgänge des Arbeitszimmers zu versiegeln. Er wandte sich wieder Ben zu.
»Also, was kann ich tun, um uns beiden das hier einfacher zu machen?« Omas deutete auf ein mit Stahlpfeilen gespicktes Schränkchen, hinter dessen geschlossenen Türen ein Strom süßlich riechender Spirituosen hervorsickerte. »Etwas zu trinken?«
Ben runzelte die Stirn. »Sie meinen … Rauschmittel?«
Omas’ Augen leuchteten auf vor Belustigung. »Besorgt, dass du zu jung dafür bist, Ben? Dass es gegen das Gesetz verstößt?« Er schnaubte lachend; sein Tonfall war brüchig und der Hysterie nahe. »Man stelle sich das vor: Ich versuche, meinen Mörder zu verderben. Vielleicht kann Jacen mich dafür ja auch anklagen.«
»Das habe ich nicht gemeint.« Ben wusste nicht, warum er sich hier so sehr in der Defensive fühlte – vielleicht, weil er sich ziemlich sicher war, dass Omas nicht verdiente, was ihm bevorstand; dass er drauf und dran war, zu einem Kollateralschaden in einem Krieg zu werden, der so geheim war, dass selbst Jacen nichts davon wusste. »Aber tun Sie sich keinen Zwang an. Uns bleiben noch ein paar Minuten, bevor die Coruscant-Sicherheitskräfte eintreffen.«
Der Blick, den Omas Ben zuwarf, war eher beurteilend als schockiert. »Heißt das, du hast das gesamte Einsatzkommando außer Gefecht gesetzt, das mich bewacht?«
»Aber nicht getötet .«
In Anbetracht dessen, was er mit Omas zu tun gedachte – was er tun musste –, war Ben nicht ganz klar, warum es ihn überhaupt kümmerte, was seine Zielperson von ihm dachte, aber so war es nun einmal. Er deaktivierte sein Lichtschwert, dann löste er einen leeren Gaszylinder von seinem Ausrüstungsgeschirr und warf ihn dem Staatschef zu.
Omas war so aufgewühlt, dass er vor dem Behälter zurückschreckte und dieser von der Transparistahlwand abprallte und klappernd auf dem Boden aufschlug,
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