Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
eine Hand ausgestreckt, um mir einen festen, männlichen Händedruck zu geben. Er sah fabelhaft aus, wie immer, perfekt ausgestattet mit dem stilvollsten dreiteiligen Anzug, der für Geld zu haben war, und sah vom Scheitel bis zur Sohle wie der verwegene Abenteurer aus, der er war. Onkel James war hochgewachsen, auf düstere Weise gut aussehend, mühelos elegant und sardonisch und in echt guter Verfassung für einen Mann in den Endfünfzigern. Sein auffälliges Gesicht hatte mehr als seinen gerechten Anteil an Charakterfalten, aber sein Haar war immer noch pechschwarz. Sein Begrüßungslächeln war breit und ungekünstelt, doch selbst mir gegenüber blieb eine Spur der eisigen Kälte, die seine Augen nie verließ.
James war mir immer das liebste Mitglied der Familie gewesen. Nachdem mein Vater und meine Mutter ums Leben gekommen waren, wurde James für mich das, was einem Elternteil am nächsten kam. Er nahm einen widerspenstigen, schweigsamen, verlorenen und introvertierten Jungen und gab ihm einen Grund zu leben. Er fand Sachen, die mein Interesse weckten und mich forderten, ermutigte mich in meiner Auflehnung und gab meinem Lernen ein Ziel: All die schlechten Menschen auf der Welt zu bekämpfen, die dafür verantwortlich waren, dass so viele Kinder zu Waisen wurden. Er brachte mich zurück aus mir selbst und ermöglichte es mir, wieder glücklich zu sein. Wenn ich jemals einen Helden hatte, dann war es Onkel James. Er war der Letzte der großen Abenteurer; er zog in den guten Krieg wie ein Verhungernder zu einem Festmahl. Er hatte die größte Erfahrung und mehr Aufträge erfolgreich durchgeführt als irgendein anderes Mitglied der Familie. Sein Rufname war ein Fluch auf den Lippen der Gottlosen, mit dem man Unterhaltungen in Bars und Spelunken auf der ganzen Welt zum Verstummen bringen konnte. Sie nannten ihn den Grauen Fuchs, und er verkörperte alles, was zu sein ich jemals anstrebte.
Er war auch der Erste, der mir riet, das Herrenhaus zu verlassen und meine eigenen Wege zu gehen, bevor das Beharren der Familie auf Pflicht und Tradition mir den Schwung nahm. Ich habe immer geglaubt, der einzige Grund, weshalb mir überhaupt erlaubt wurde, aus solcher Entfernung zu operieren, ist der, dass Onkel James sich bei der Matriarchin für mich eingesetzt hat. Nicht dass ich das jemals erwähnt hätte, selbstverständlich; es hätte ihn nur in Verlegenheit gebracht.
»Es ist schön, dich wiederzusehen, Onkel James«, sagte ich. »Zehn Jahre ist es jetzt her, und doch ist da seltsamerweise nicht eine Spur von Grau an deinen Schläfen ...«
»Anständiges Leben und heftiges Trinken«, sagte er leichthin. »Du hast zugenommen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Steht dir.«
»Weißt du, weshalb man mich zurückgerufen hat?«, fragte ich unverblümt.
»Hab keinen Schimmer, Eddie. Ich bin nur zu einem kurzen Besuch zwischen zwei Missionen hier. Ein weiches Bett, eine gute Mahlzeit und ein Bummel durch die Weinkeller, bevor sie mich wieder fortschicken. Ich komme gerade vom Amazonas zurück, wo ich Dr. Delirium eine blutige Nase verpasst habe, und sobald ich hier ein paar Recherchen angestellt habe, bin ich auch schon wieder weg, um die Schattenboxer von Schanghai zur Schnecke zu machen. Du weißt ja, wie es ist; eine verdammte Sache nach der anderen.«
»Ich bin ja so neidisch!«, sagte ich und musste wider Willen grinsen. »Du kriegst immer die glamourösesten Aufträge; ich selbst durfte noch nicht ein einziges Mal auch nur außer Landes.«
Er zog eine Augenbraue hoch, während er sich mit seinem goldenen Feuerzeug mit Monogramm eine schwarze russische Zigarette anzündete. »Nun, du weißt, wieso das so ist, Eddie. Aber du leistest gute Arbeit. Die Leute bemerken das. Je mehr Aufträge du erfolgreich abschließt, desto mehr Vertrauen wirst du dir verdienen und desto mehr Leine werden sie dir geben.«
»Aber ganz von der Leine lassen werden sie mich nie, stimmt's? Ich werde nie frei von der Familie sein.«
»Warum solltest du das auch wollen? Du bist Teil des wichtigsten Erbes auf der Welt.« James blickte mir direkt und sehr ernst in die Augen. »Als Drood geboren zu werden, ist ebenso ein Privileg wie auch eine Verantwortung. Wir erfahren die Wahrheit darüber, wie die Dinge wirklich sind, und uns bleibt es überlassen, die Kämpfe zu bestreiten, auf die es wirklich ankommt. Und wenn wir dafür von allem das Beste bekommen, dann geschieht das deshalb, weil wir es verdient haben. Und alles, was die
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