Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
Familie je verlangt hat, ist Loyalität.«
»Wir sind schon bei unserer Geburt für einen Krieg ausgewählt, der niemals endet«, erwiderte ich und hielt seinem Blick entschlossen stand. »Und die meisten von uns lassen ihr Leben in diesem Krieg, fernab der Familie und der Heimat. Manche von uns lernen nie ihre Eltern kennen und manche Eltern nie ihre Söhne. Ich weiß: Es ist eine Ehre zu dienen. Aber ich wäre gern gefragt worden.«
Und das war der Moment, in dem Generalalarm geschlagen wurde, so als ob sämtliche Glocken und Sirenen der Welt auf einmal losgingen. Wie ein Mann drehten James und ich uns um und rannten zurück durch die Bibliothek. Wir stürmten auf den Gang hinaus und hätten um ein Haar den Seneschall über den Haufen gerannt, der an uns vorbeistürzte, eine Waffe in jeder Hand. James packte ihn an der Schulter, zerrte ihn herum und brachte ihn zum Stehen, während Familienmitglieder aus allen Richtungen angelaufen kamen.
»Es ist das Herz!«, schrie der Seneschall, riss sich los und raste den Gang hinunter. »Es ist ein Angriff aufs Sanktum!«
Er brauchte nicht mehr zu sagen; James und ich stürmten bereits mit voller Geschwindigkeit hinter ihm her. James hatte jetzt ebenfalls in jeder Hand eine Pistole. Und alles, was ich hatte, war mein Nadelrevolver. Ich zog ihn nicht; ich war mir ziemlich sicher, dass gefrorenes Weihwasser diesmal nicht genug sein würde. Das Herz war die Quelle der Macht der Familie. Seine gespeicherte Energie machte all unsere Zauber und Superwissenschaften möglich, einschließlich der lebenden Rüstung, auf die wir alle angewiesen waren. Aber das Sanktum, der große Raum, der das Herz enthält, war der mit Abstand am besten verteidigte und beschützte Teil des Herrenhauses. Er sollte eigentlich unverletzlich, unantastbar sein. Ein direkter Angriff auf das Herrenhaus war selten genug; ein Angriff auf das Herz war noch nie da gewesen, war undenkbar.
James und ich rannten weiter, stürmten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch Gang um Gang, wobei wir beide regelmäßig atmeten, wie man es uns beigebracht hatte, damit uns nicht die Luft ausging. Immer mehr Familienmitglieder kamen von überall her angerannt und stießen zu uns, Männer und Frauen mit schockierten, angespannten Gesichtern und allen möglichen Waffen in der Hand. Junge und Alte, Kämpfer und Forscher und sogar diensthabendes Personal; Leute, die eigentlich nie hätten gebraucht werden dürfen, in Anbetracht der garantierten Sicherheit des Herrenhauses.
Wir näherten uns jetzt dem Sanktum im Zentrum des Herrenhauses von allen Seiten. Ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Es lag ein Druck, eine Präsenz in der Luft, wie der kalte Schatten eines Ortes, wo schlimme Dinge geschehen waren. Etwas Großes ist im Anmarsch, so hatte der alte Jacob gesagt. Etwas Großes ... Etwas Schlimmes. Und es war nahe jetzt. Sehr nahe.
Onkel James und ich holten den Seneschall ein, als er gerade durch die große Doppeltür ins Sanktum platzte, und da war das Herz: Ein einzelner, riesiger Diamant, der wie die Sonne strahlte, so groß, dass er das gewaltige Zimmer ausfüllte, das die Familie zu seiner Aufbewahrung und zu seinem Schutz errichtet hatte. Ein Diamant größer als ein Bus, eine Million Facetten so schimmernd und gleißend, dass keiner von uns ihren direkten Anblick aushalten konnte. Der Raum war erfüllt von seinem Licht, und das Sanktum zu betreten war, als stürze man sich in eiskaltes Wasser. Es nahm einem den Atem, es war wie ein Schock für die Seele. Das Herz loderte mit einem jenseitigen Licht, das die Macht, die die Arbeit unserer Familie ermöglichte, bewahrte und nutzbar machte. Ein Licht oder eine Energie, eine Wissenschaft oder eine Zauberei - auch nach all den Jahrhunderten, die es bei uns war, waren wir seinem Verständnis nicht näher gekommen.
Das Herz war von mächtigen Schutzvorrichtungen umgeben. Ich konnte sie spüren, als ich mich ins Sanktum drängte, wie sie auf die schimmernde Luft einhämmerten. Manche aus der Familie konnten sich nicht einmal dazu bringen, den Raum zu betreten. Doch noch immer kreischten die Glocken und Sirenen und riefen die Familie herbei, um das Herz gegen einen Angriff von jemand oder etwas unglaublich Mächtigem zu verteidigen. Nur die schrecklichsten unserer Feinde würden es wagen, einen so unverfrorenen Überfall zu starten. Langsam umkreiste ich den gigantischen Diamanten, einen Arm vor den Augen, um mich vor der überwältigenden Grelle zu
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