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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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abrupt von sich. Er fuhr herum und erhob das Schwert, um den hinterhältigen Angriff zu parieren. Rachel taumelte gegen die Brüstung und konnte nur mit knapper Not einen fatalen Sturz verhindern. Um nicht im Weg zu stehen, machte sie sich klein und klammerte sich an eine Zinne. Drusus nutzte Lachlans unsicheren Stand und stieß erneut zu. Er zielte auf die ungeschützte Wade. Rachels warnender Ruf gellte, aber Lachlan hatte Drusus’ Absicht bereits durchschaut und wich geschickt nach links aus. Rasch fand er das Gleichgewicht wieder und führte einen mächtigen Hieb gegen Drusus’ Schulter aus, dem der römische Soldat jedoch mühelos auswich.
    Der Kampf, der in der Höhle begonnen hatte, tobte weiter, als wäre er nie unterbrochen worden. Doch dieses Mal ganz ohne Magie, Feuerbälle, wabernden Nebel und Lichtblitze. Die zwei Rivalen schöpften ausschließlich Kraft aus ihren körperlichen Reserven. Sie ächzten vor Anstrengung, und Schweiß tropfte ihnen von der Stirn. Beide Männer fochten um einen guten Stand auf dem taunassen Wehrgang und stolperten gelegentlich über Steine, die im Weg lagen. Beide landeten funkenstiebende Treffer auf dem Schwert des anderen, und beide trugen schmale Schnittwunden an Armen und Beinen davon. Es sah so aus, als hätten sich hier zwei ebenbürtige Gegner gefunden. Während Lachlan größer war und sein Schwert kraftvoll durch die Luft zischte, hatte Drusus die jugendliche Gewandtheit auf seiner Seite und wich potenziell tödlichen Hieben einfach aus, indem er flink zur Seite sprang. Lachlans eineinhalb Meter langes Schwert hatte eine gewaltige Reichweite, doch Drusus’ Gladius stieß schneller zu als das schwere
claidheamh mòr.
    Als sich das erste Blut in den Schweiß mischte, der an Lachlan hinabrann, spürte Rachel den galligen Geschmack des Zorns in sich aufsteigen. Sie besaß weder eine Waffe noch hatte sie den Wunsch, in den Kampf einzugreifen, doch das hinderte ihren Magen nicht daran, vor Frust über die Hilflosigkeit Kapriolen zu schlagen. In Rachels Welt, in der Kämpfe mit Geld und Kreativität ausgefochten wurden, konnte sie mithalten. Hier aber vermochte sie nichts weiter zu tun, als sich auf die Lippen zu beißen und für Lachlan zu beten. Aber das würde kaum reichen.
    Und es reichte auch nicht. Als Lachlan unter einem Hagel von Schlägen einen Schritt zurück machte, geriet er mit dem Stiefel in einen Spalt und verdrehte sich den Knöchel. In dem Versuch, das Gleichgewicht zu halten, riss er den Arm nach oben, und Drusus setzte mit der Geschwindigkeit und Sicherheit eines Greifvogels in die entstehende Lücke nach. Er duckte sich unter Lachlans Klinge hinweg und holte mit beiden Händen am Heft zu einem mächtigen Stoß aus. Trotz eines Ausweichmanövers in letzter Sekunde konnte Lachlan der scharfen Schneide von Drusus’ Gladius nicht entrinnen. Ein Schwall Blut quoll aus Lachlans gespaltenem Fleisch hervor, floss seine Seite hinab und tränkte den Kilt mit dunklem Rot.
    Aber Lachlan wurde spielend damit fertig. Ein wütendes Knurren stieg tief aus seiner Kehle auf, und er warf sich Drusus’ Stoß entgegen, sodass dessen Klinge sauber über Lachlans Rippen fuhr. Als ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren, rammte er dem römischen Soldaten mit lautem Knacken die Stirn gegen den Schädel. Dann stieß er Drusus von sich und wirbelte nach rechts herum.
    Für einen kurzen Augenblick erschüttert durch den Aufprall, verschleierten sich Drusus’ Augen vor Verwirrung. Doch Lachlan zeigte keine Gnade. Seine Schultern und Oberarme spannten sich an, als er Kraft sammelte – dann führte er einen Schlag von markerschütternder Gewalt gegen Drusus’ Hals. Es knirschte laut, als das Schwert auf Widerstand traf, doch der zielgerichtete Schwung setzte seinen Weg nur mit minimaler Verzögerung fort.
    Einen Moment lang war Rachel nicht sicher, ob überhaupt etwas geschehen war. Dann fiel Drusus’ Kopf in den Schmutz zu seinen Füßen.
    Das satte, dumpfe Geräusch, mit dem er auf dem Boden auftraf, drang kaum in Rachels Bewusstsein. Klümpchen von etwas Nassem waren von Lachlans Schwertspitze geflogen und über ihr Gesicht gespritzt. Als Drusus’ Körper zusammensackte, drohten Rachels Beine dasselbe zu tun. Mit der Hand berührte sie ihr Gesicht und starrte anschließend auf den hellroten Fetzen, den sie in den Fingern hielt. Ein heftiger Schauer durchfuhr sie. »O Gott.«
    »Rachel!«
    Sie hob den Blick, benommen von der Gewissheit, dass der

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