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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Majestät stürzte vor, um Ems Wange in Augenschein zu nehmen. »Keines von beiden lässt sich entfernen. Sie werden sich bis in alle Ewigkeit gegenseitig ausgleichen.«
    Michael warf ihr einen strengen Blick zu. »So ist es.«
    Die Herrin des Todes ballte die Hände zu Fäusten und funkelte den Engel an. »Ihr erschafft ein Monster, nur um meinen Aufstieg zu verhindern? Ist das nicht ein wenig kindisch?«
    »Ein Monster?« Rachel erstarrte. »Was meint sie damit?«
    Michael wandte sich ihr zu und öffnete den Mund. Doch die Herrin des Todes kam ihm knurrend zuvor. »Sie kann niemals sterben, das meine ich. Sie ist dazu verdammt, in alle Ewigkeit auf der mittleren Ebene zu verweilen. Und bevor Sie einen der Seelenwächter fragen, wie man sich damit fühlt: Es ist kein Geschenk – es ist eine Strafe.«
    »Warum?«, schluchzte Rachel, der plötzlich bewusst wurde, welch freudlose Zukunft vor ihrer Tochter lag. Sie fuhr zu dem Erzengel herum. »Das hat sie nicht verdient. Verdammt, warum musste Er sich unbedingt Em aussuchen? Warum nicht jemand anderen?«
    Michaels klarer Blick begegnete ihrem. »Er hat sich nicht Emily ausgesucht, Rachel. Sondern Sie.«
    Alles Blut strömte mit einem Schlag aus Rachels Herz. »Mich?«
    Der Engel nickte. »Erinnern Sie sich an Ihren Besuch im Louvre, als Sie in Paris waren? Daran, dass Sie stundenlang vor da Vincis ›Madonna in der Felsengrotte‹ saßen und jede Einzelheit studierten?«
    »Ja.« Sogar derart lebhaft, als wäre es erst gestern gewesen. Rachel hatte dort ihre letzten sorglosen Stunden verbracht, bevor sie den Anruf bekommen hatte.
    »Da Vinci besaß eine seltene Gabe. Sie waren die erste Künstlerin seit sehr langer Zeit, die die Verbindung zwischen den Elementen seines Bildes wirklich erkannte – die wusste, dass der scharfe Gegensatz zwischen den tristen Felsen, der schönen Madonna und der üppigen Vegetation nötig war, damit die einzelnen Teile zusammenwirken konnte. Sie waren die Erste, die verstand, dass Licht und Dunkelheit im Gleichgewicht standen und auf einer höheren Ebene miteinander verbunden waren. Um die drei Ebenen zu vereinen, würde die Dreifaltige Seele dieselbe einzigartige Einsicht benötigen. Deshalb hat Gott Sie zur Mutter dieser Seele auserkoren.«
    Rachel runzelte die Stirn. »Bedeutet das, dass Er auch Grant ausgesucht hat?«
    »Ja – wegen seiner Intelligenz.«
    »Im Grunde hat Er mich also absichtlich durch die Hölle der letzten Jahre gehen lassen.«
    Michael schickte ihr einen missbilligenden Blick. »Er wollte, dass die Dreifaltige Seele bestimmte Eigenschaften mit auf den Weg bekam. Und das hat sie.«
    »Und offenbar wird sie sie auch auf ewig behalten.«
    »Es ist nicht so schlimm, wie die Herrin des Todes behauptet«, sagte der Engel mit ruhiger Miene und sanftem Blick. »Emily ist hier nicht gefangen. Als die Dreifaltige Seele kann sie nach Belieben alle drei Ebenen aufsuchen. Nicht einmal Gott und Satan können das. Sie sind an ihre eigene und an die mittlere Ebene gebunden.«
    »Trotzdem …« Rachel sah zu Em, die nicht im mindesten von der Zukunft, die ihr bevorstand, beeindruckt schien. »Sie ist für immer im Körper einer Vierzehnjährigen gefangen, dazu verdammt, niemals erwachsen zu werden, niemals zu heiraten, niemals Kinder zu bekommen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Sie kann altern, wenn sie das wünscht. Genauso wie sie heiraten und Kinder in die Welt setzen kann.«
    »Ja, doch ihr Mann und ihre Kinder werden vor ihr sterben«, warf Ihre Majestät boshaft ein. »Fragen Sie MacGregor, was für ein Gefühl das ist.«
    »Aber, aber«, ermahnte Michael und lächelte Em an. »Selbst das ist nicht so schrecklich, wie es klingt. Ihre Tochter wird die Verstorbenen immer besuchen können, auf welcher Ebene sie sich auch aufhalten mögen – wobei natürlich alle würdigen Seelen bei Ihm auf der oberen Ebene enden.«
    »Außer denen, die Satan erwischt, weil ihr Engel verdammt noch mal immer zu spät kommt.« Diese unwirsche Bemerkung kam aus den Reihen der übrigen Seelenwächter, aber es ließ sich nicht sagen, von wem.
    Michael fühlte sich offenbar nicht angegriffen. »Wir waren in den letzten Monaten anderweitig beschäftigt, haben Risse zwischen den Ebenen geflickt und Kreaturen, die daraus hervorgekommen sind, wieder an ihren ursprünglichen Platz gebracht. Doch wenn Emily ihre neuen Fähigkeiten erst einmal kontrolliert, werden wir Engel wieder mehr Zeit für die Zusammenkünfte mit den Seelenwächtern haben.«

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