Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
gut, oder? Sie ist wieder in der Schule?«
»Ja, aber –«
»Ich glaube an Sie, Rachel. Sie haben unglaubliches Talent und die Fähigkeit, die nervösesten Kunden zu beruhigen. Sie können jemandem etwas beibringen, ohne herablassend zu wirken, und Sie lassen sich von Stress und Druck nicht aus der Ruhe bringen. Im Grunde verfügen Sie über alle Eigenschaften, die ich mir von einer Teamleiterin wünsche.« Rachel blinzelte. »Daher bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die aussichtsreichste Methode, Ihr volles Engagement hervorzubringen, darin besteht, es Ihnen einfach abzuverlangen. Ich befördere Sie.«
»Wie bitte?«, fragte Rachel verdutzt.
»Von heute an verdienen Sie fünftausend Dollar mehr im Jahr«, fuhr Celia fort, »und Sie haben Francis, Mandy, Jen und Matt unter sich. Herzlichen Glückwunsch.«
Rachel konnte kaum atmen. Eine Beförderung. Wow. Zu jeder anderen Zeit wäre sie vor Freude an die Decke gesprungen. Aber jetzt? Jetzt, da sich ihre Tochter in den Fängen eines skrupellosen Drogendealers befand und sie hoffte, Em durch intensive Zuwendung vor Schaden zu bewahren – jetzt war alles, was sie brauchte, weniger Arbeit, nicht mehr. »Celia, ich –«
»Nein, danken Sie mir nicht. Eigentlich ist es eine ziemlich egoistische Entscheidung. Sie müssen uns aus der Klemme helfen, Rachel. Wenn wir die aufgeschobene Deadline in zwei Tagen nicht einhalten, wird das Management der gesamten Designabteilung ordentlich einheizen. Das bedeutet Entlassungen, und das wollen wir doch nicht, oder?«
Das Gewicht der Verantwortung zog Rachels Schultern nach unten. »Nein, das wollen wir nicht.«
»Sie müssen dafür sorgen, dass die Grafiken nicht nur fertig, sondern auch gut werden. Eine schwierige Aufgabe, ich weiß, aber wenn es überhaupt jemand schafft, dann sind Sie es.«
»Äh, danke.«
Celia drehte sich in ihrem Ledersessel schwungvoll zum Computer um und wedelte mit der manikürten Hand in Richtung Tür. »Schnapp sie dir, Mädchen!«
»Du arbeitest noch?«
Rachel sah über die Schulter. Mandy folgte ihr mit einer dampfenden Tasse Kaffee den Flur entlang. »Jep. Ich bin jetzt sogar deine Chefin. Ich dachte, du wüsstest bereits davon, weil du doch mit Bill von der Personalabteilung in die Kiste hüpfst.«
»Oh, im Schlafzimmer ist er sehr gesprächig, kein Zweifel.« Ihre Freundin lächelte schlitzohrig. »Aber da reden wir weniger über die Arbeit.«
Rachel hielt sich die Ohren zu, während sie sich in gespieltem Schrecken schüttelte. Sie lachte. »Das wollte ich gar nicht wissen.«
»Na ja …« Mandy hielt ihre Schlüsselkarte ans Lesegerät vor dem Eingang zur Designabteilung, wartete auf das Piepen und drückte dann die Tür auf. »Wenn ich schon eine neue Chefin bekomme, bin ich froh, dass du es bist. Du wirst bestimmt nicht so schnell Celias Speichelleckerin wie Nigel.«
»Danke für die Blumen. Ich wünschte nur, der Zeitpunkt wäre besser. Zu Hause läuft es gar nicht gut.«
»Immer noch Probleme mit Em?«
»Ja.« Die und andere Abscheulichkeiten.
»Meine Schwester sagt, man müsse nur durchhalten, bis sie siebzehn sind. Und dann – puff –, eines Morgens wacht man auf und entdeckt, dass sich die aufmüpfigen Gören in süße Damen mit guten Manieren verwandelt haben.«
Rachel kicherte, während sie ihre Bürobox betrat und sich vor dem Computer niederließ. »Die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr?«
»Ach übrigens, bist du jetzt auch Matts Vorgesetzte?«
»Ja.«
Mandy schüttelte den Kopf. »Na, dann solltest du dir besser einmal anschauen, was er so treibt. Natürlich ist das nur meine persönliche Meinung, aber ich glaube, dass seine Entwürfe für die Tonne sind, jemand wird sie wohl oder übel von Grund auf überarbeiten müssen.«
»Wunderbar. Weißt du, was Celia zu mir gesagt hat? Ich –« Rachels Telefon läutete, und sie sah auf das Display. Der Empfang. Sie erwartete eine Sendung vom Drucker. »Sekunde, ich muss rangehen.« Mandy nickte und ließ den Blick schweifen. »Hallo?«
»Ms Lewis, Sie haben Besuch. Soll ich ihn hochschicken?«
»Besuch? Wer ist es denn?« Mandys Blick kehrte mit fragend erhobener Augenbraue zurück zu Rachel, die mit einem Achselzucken antwortete.
»Ein MrLachlan MacGregor. Er sagt, es sei sehr wichtig.«
Rachel runzelte die Stirn. Sie hätte diesem verlogenen Schuft gern ins Gesicht geschrien, er solle sich zum Teufel scheren, aber konnte sie es sich leisten, Lachlan nicht anzuhören, zumal Drew noch immer hinter Em
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