Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
ist falsch, dich berühren und küssen zu wollen, aber ich kann einfach nicht anders.«
Verdammt. Welche Frau wünschte sich nicht, dass der Mann, den sie liebte, zugab, in sie vernarrt zu sein? Rachels Mund wurde trocken. Wow, was hatte sie da eben gedacht? Liebte sie diesen Verrückten wirklich?
»Ich würde ja um Entschuldigung bitten«, fuhr Lachlan fort, »aber es wäre nicht ehrlich gemeint, weil es mir nicht leid tut. Ich bedaure keinen Augenblick, den ich mit dir verbracht habe. Keinen einzigen.«
»Es war nicht nur deine Schuld. Ich hätte mich auch von dir fernhalten können.«
»Wirklich?« Er lächelte.
Schmunzelnd suchte sie Lachlans Blick. »Ach was. Wen will ich hier beeindrucken? Meine Willenskraft ist wahrscheinlich zehnmal schwächer als deine. Ich war es schließlich, die an deine Tür geklopft hat, weißt du noch?«
»Daran erinnere ich mich sogar ziemlich gut.«
Rachel mied verlegen seinen Blick.
»Es ist eine Erinnerung, die ich für meine restliche Existenz wie einen Schatz hüten werde.«
Das Wort
Existenz
durchfuhr Rachel wie ein kalter Windstoß und erinnerte sie an Lachlans angebliche Unsterblichkeit, an seine verrückte, unglaubliche Geschichte. Sie hatte Angst, diese Wahnvorstellungen für bare Münze zu nehmen, wollte sich Lachlan aber näher fühlen, und so fragte sie: »Was ist ein Wächter der Seelen?«
Lachlan sah sie lange an, als wolle er ergründen, ob er ihr noch mehr zumuten konnte. Dann antwortete er: »Immer, wenn ein Mensch stirbt, holt ein Wächter seine Seele. Es ist die Aufgabe des Wächters, die Seele einem Führer zu übergeben, der sie dann an ihren letzten Bestimmungsort bringt.«
»In den Himmel?«
»Oder in die Hölle.«
Rachel zuckte zusammen. »Die Hölle gibt es wirklich?«
»Natürlich, wenn es den Himmel gibt …«
»Das bedeutet, dass auch der Teufel existiert.«
»Ja.«
»Ach, du Schreck. Vielleicht sollte ich lieber wieder öfter in die Kirche gehen.«
»Ob du in die Kirche gehst oder nicht, hat keinen Einfluss darauf, was mit deiner Seele geschieht. Es kommt nur auf die grundlegende Qualität deiner Seele an. Begeh keine Todsünde, nimm dir nicht das Leben – und deinem Aufstieg in den Himmel sollte nichts im Wege stehen.«
»Sollte?«
Er lächelte. »Ich habe keine Bedenken, wo deine Seele einmal hinkommt, Rachel. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
Puh. »Wenn du ein Wächter bist, was ist dann Drew … äh, ich meine, Drusus?«
»Ein Dämon.«
»Aus der Hölle?«
»Richtig.«
Rachels Magen schlug einen Purzelbaum. Wenn sie Lachlans verrückten Geschichten Glauben schenkte, dann ging Em mit einem Monster aus. Nicht von der Sorte ehrliches, drogendealendes Monster, sondern mit einem, das direkt aus
Der Exorzist
entsprungen war. Viel zu erschrocken, als dass sie ihre Gedanken hätte ordnen können, stellte Rachel weitere Fragen – über Lachlans Auftrag, Drew, Em. Das einzige Thema, das sie mied, war Lachlans Vergangenheit. Es störte Rachel weit mehr, als sie zugeben wollte, dass er verheiratet gewesen war und drei Kinder gehabt hatte, und dass er – dem Zittern seiner Stimme nach zu urteilen – sie noch immer vermisste. Peinlich berührt von ihrer Eifersucht, zog sie es vor, diesen Teil der Geschichte einfach zu ignorieren.
Und auch Lachlan rückte nicht von selbst mit weiteren Einzelheiten dazu heraus. Stattdessen brachte er die Sprache auf den Grund, warum Drew an Em derart interessiert war. »Einer alten Schrift zufolge könnte Emily das sein, was man die Dreifaltige Seele nennt – eine menschliche Seele, die mit der Macht geboren wurde, auf allen drei Ebenen wirken zu können: Himmel, Erde und Hölle. Dieser Seele ist es bestimmt, als eine Art … Gesandte Gottes zu fungieren.«
»Em? Eine Gesandte Gottes?«
»Genau.«
Rachel blinzelte. »In Ordnung, warte. Ich liebe meine Tochter, und für mich wird sie immer etwas Besonderes sein, aber warum sollte Gott sie auserwählen? Weshalb unter all den Menschen auf diesem Planeten ausgerechnet sie?«
»Ich weiß es nicht.«
»Und wie soll sie diese Aufgabe bewältigen? Sie ist noch ein halbes Kind.«
»Immerhin kann sie sich nach Belieben auf den drei Ebenen bewegen.«
Rachel schnaubte. »Em soll jederzeit in den Himmel auffahren können? Das glaube ich nicht. Wenn das stimmen würde, wäre sie ganz sicher nicht samstagvormittags in ihrem Zimmer, um aufzuräumen.«
»Sie muss sich dieser Fähigkeit nicht unbedingt bewusst sein.«
Das erste Kichern platzte
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