Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
ihn zu mögen.
Wir waren in eine Pizzeria gegangen, die bis auf den letzten Platz ausgebucht war. Ein Stimmengewirr herrschte und im Hintergrund lief Musik. Zu acht saßen wir an einem Tisch. Zu meiner linken Keira und zu meiner rechten Tiziano, der mich anlächelte.
„Du hast schöne Augen“, flüstert er mir zu.
Ich schluckte zuerst mein Stück Pizza herunter, bevor ich antwortete. „Danke.“
„Schade, dass du nicht länger in Rom bleibst … Hast du einen Freund?“, fragte er wieder in mein Ohr hinein.
„Ja“, antwortete ich schnell. Ich war verwirrt über seinen Flirtversuch, weil ich überzeugt war, dass Tiziano auf Männer stand.
Gegenüber diskutierten zwei von Keiras Freundinnen sehr leidenschaftlich über irgendetwas. Ich verstand nur Bahnhof, da sie sich auf Italienisch unterhielten.
Ich lächelte, antwortete auf Fragen und stellte ab und zu auch eine. So neigte sich der Abend dem Ende zu. Ich war ganz froh darüber, weil ich zugeben musste, dass Keiras Freunde ein bisschen anstrengend waren. Vor allem Tiziano, der mich die ganze Zeit zu einem Spaziergang überreden wollte.
Müde verließen Keira und ich die Pizzeria. Die anderen blieben noch eine Weile.
„Oh, ciao Bella“, sagten drei vorbeilaufende Jungs.
Wir lachten albern und gingen weiter, ohne uns noch mal umzudrehen. Wir wollten sie ja nicht ermutigen.
„Keira, kann ich dich etwas fragen?“
„Ja, schieß los.“
„Tiziano, ist er … “
„Nein, ist er nicht.“ Sie wusste sofort, was ich meinte.
Unsere Blicke begegneten sich und wir lachten lauthals los.
„Kaum zu glauben, dass er wirklich Hetero ist“, sagte ich.
„Ich weiß, aber er ist es. Wenn er einen nicht gerade anbaggert, ist er ganz nett.“
Ein wenig enttäuscht öffnete ich meine Hotelzimmertür. Am Nachmittag hatte ich Dante eine SMS geschrieben, aber er hatte sich immer noch nicht gemeldet. Er fehlte mir schon so, dass ich mir einbildete, ihn hier zu fühlen.
Wieso brennt das Licht? Hatte ich es etwa vergessen?
Mit jeder Sekunde, die ich länger im Türrahmen stand, fühlte ich mich unwohler.
Na endlich. Ich hab`s kaum noch ausgehalten , hörte ich die mir nur allzu bekannte Stimme in meinem Kopf — Dante.
Sofort verflog mein Unbehagen und wich der Freude. Er wusste immer noch nichts von meiner unerwarteten Gabe, die ich mit höchster Wahrscheinlichkeit ihm zu verdanken hatte, da ich nur seine Gedanken hören konnte. Das war schon ein wenig merkwürdig, aber ich genoss es auch, zu wissen, was er dachte, und ich hatte nicht vor, ihm in nächster Zeit etwas davon zu sagen.
Mit breitem Lächeln kam er um die Ecke des Zimmers, hinter der das Bett stand. „Hallo, Sara. Ich dachte mir, ich komme mal vorbei. Ich weiß, du hast es mir eigentlich verboten, aber ich konnte nicht anders.“
Ohne etwas zu sagen, gab ich der Tür einen Schubs, rannte die drei Stufen hinunter ins Zimmer und schloss ihn in die Arme. Ich küsste ihn zur Begrüßung, als wären wir monatelang getrennt gewesen. Er sah mich mit seinen blauen Augen an und ich musste lächeln, als ich seine Gedanken hörte.
Sie sieht sexy aus in diesem weißen Kleid.
Seine Gedanken verstummten, sobald seine Lippen auf den meinen lagen. In dieser Sekunde fasste ich einen Entschluss: Heute Nacht würde er nicht ‚Nein’ sagen, und wenn doch, gäbe ich ihm keine Chance, sich daran zu halten.
„Hey“, sagte ich fast flüsternd. „Du hast mir gefehlt.“
„Du mir auch.“
„Irgendwie war mir schon klar, dass wir uns nicht an unsere eigene Abmachung halten können.“
Er ließ mich los, um sich aufs Bett zu setzen. „Du hättest dir ein größeres Zimmer nehmen sollen. Wenn du mich bezahlen … “
„Hör auf damit“, unterbrach ich. „Ich will nicht, dass du solche Dinge für mich bezahlst.“ Ich zog meine Ohrringe aus und legte sie in meine Schmuckschachtel. „Dad wollte mich schon dazu überreden, etwas Größeres zu nehmen. Wir könnten es uns leisten, sagte er. Aber wozu? Ich schlafe nur in diesem Zimmer. Und solange keine Ratte neben mir schläft und das Bad sauber ist, ist mir egal, ob es eine Minibar hat oder sonst irgendeinen Schnickschnack.“
Er lachte leise.
„Hilfst du mir aus dem Kleid?“, fragte ich unschuldig, obwohl meine Frage nichts mit Unschuld zu tun hatte. Ich legte meine Haare über die Schulter nach vorn, damit er an den Reißverschluss kam. „Und?“, fragte ich verführerisch, zumindest sollte es so klingen, während ich einen verstohlenen Blick
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