Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
nach hinten warf.
Wortlos stand er auf, kam zu mir und küsste mich auf die freie Schulter. „Pack dir etwas zum Schlafen ein. Ich habe eine Suite reserviert. Ich hasse so kleine Räume.“
Es war, als wüsste er, was ich vorhatte. Die Enttäuschung war mir ins Gesicht geschrieben. Ich war froh, dass er sich wieder umdrehte und es nicht sah.
„Warum können wir nicht einfach hier bleiben?“
„Weil ich das Zimmer schon bezahlt habe“, antwortete er. Er wusste genau, dass ich dann nicht mehr widersprechen würde, weil ich Verschwendung nicht mochte.
„Na gut.“
Ich ging hinüber zum Schrank und nahm mir ein T-Shirt mit. Das reichte für die Nacht — bei der Hitze brauchte ich nicht mehr. Ich schnappte mir noch meinen Kulturbeutel und war bereit.
„Wir können“, verkündete ich gereizt.
„Na dann“, sagte er und stand vom Bett auf. „Halt dich fest.“ Er legte den Arm um mich.
„Du willst uns in dein Zimmer teleportieren?“
„Ja.“
Mir wurde schon bei dem Gedanken schlecht. Jedes Mal wurde mir schwindelig und alles drehte sich. Und so war es diesmal auch. Allegra hatte gesagt, man gewöhne sich daran, aber entweder war ich immun gegen die Gewöhnung oder sie wollte mich nur mit einer höflichen Notlüge beruhigen.
„Du kannst die Augen wieder öffnen, wir sind da.“
„Mhm … “
„Alles in Ordnung, Sara?“, fragte er besorgt.
„Ja, mir ist nur ein wenig schwindelig. Ich brauch noch zwei Sekunden“, antwortete ich benommen. Er ließ mich nicht los, sondern drückte mich noch näher an sich und strich mir über den Kopf.
Langsam kehrte mein Gleichgewichtssinn zurück. Ich öffnete die Augen und sah in Dantes besorgtes Gesicht.
„Mir geht`s gut“, beruhigte ich ihn lächelnd. „Wirklich“, sagte ich nachdrücklich, weil sich seine Miene nicht zu ändern schien.
„Tut mir leid, ich vergesse viel zu oft, dass du keine von uns bist und diese Dinge schlecht verträgst“, sagte er entschuldigend.
„Ist schon gut.“ Ich öffnete die Augen und langsam begann der Raum Form anzunehmen.
Ein riesiges Bett stand vor mir, in dem glatt zehn Leute Platz hätten. Gegenüber stand eine braune Ledergarnitur mit einem Glastisch. Und es gab einen Esstisch mit sechs Stühlen — sehr luxuriös. Aber so richtig begeistert war ich von der Aussicht: Auf der rechten Zimmerseite erstreckte sich eine Glasfront, die ganz Rom zu zeigen schien. Wunderschön sah es aus, wie ein Meer aus kleinen Lichterketten.
„Siehst du, so eine Aussicht hast du aus deinem winzigen Zimmerchen nicht.“
„Für mich hat`s gereicht“, sagte ich leichthin, obwohl ich sehr beeindruckt war.
„Ich hab' was für dich“, sagte er und ging zum Glastisch.
„Was ist das?“, fragte ich, als er zurückkam und mir ein schwarzes Kästchen gab.
„Ein Geschenk.“
„Also sind wir nur hier, weil du mir ein Geschenk geben möchtest? Und das war in meinem Hotelzimmer nicht möglich, wie?“
„Theoretisch schon“, gab er lächelnd zu. „Mach es auf.“
Neugierig löste ich die rote Schleife und hob den Deckel. Ich war von den Socken. „Dante, das ist … “
„Gefällt es dir?“
„Es ist wunderschön, aber das muss dich ein Vermögen gekostet haben.“
In dieser unscheinbaren, kleinen, schwarzen Schatulle lag das schönste Stück Schmuck, das ich je gesehen hatte: Ein Medaillon aus Silber. Ich nahm die Kette heraus, um sie besser zu bestaunen. Irgendwoher kannte ich das Medaillon. Es fiel mir nur nicht ein, wo ich es schon mal gesehen hatte.
„Mach es auf“, sagte Dante mit strahlendem Lächeln.
Ich klappte das Medaillon auf. Es war kein Foto darin, sondern ein blauer Kristall. Er war von einem so tiefen Blau, wie die Farbe des Wassers weit draußen auf dem Meer.
„Wo hast du das her? So etwas bekommt man nicht überall. Du sollst doch nicht so viel für mich ausgeben.“ Ich sah in seine blauen, vor Freude strahlenden Augen.
„Ich habe nichts dafür bezahlt. Es war ein Geschenk der Prinzessin. Aus irgendeinem Grund gab sie mir diese Kette und sagte, ich solle es der Frau schenken, die für mich bestimmt sei. Ich fragte sie, warum ich? Sie sagte mir nur, irgendwann würde ich wissen warum … Das war kurz vor Atlantis` Untergang.“
Ich fühlte mich geehrt, dass er mir etwas für ihn so Wichtiges schenkte — ein Stück Heimat, ein Stück von ihm, das ich jetzt um den Hals tragen würde.
„Danke, Dante, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist einfach wunderschön.“ Ich streckte mich und
Weitere Kostenlose Bücher