Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
gebohrt hätte. Ihm hatte ich dieses Leben zu verdanken. Ein Leben, das nicht enden wollte. Ein Leben, das mich schon seit Jahrzehnten langweilte.
„Nathan und du geht hinten herum“, sagte Josh zu mir, während er auf das Gebäude vor uns zeigte. „Seid vorsichtig. Kein Mensch darf es mitbekommen.“
Nath nickte.
„Das wissen wir. Schließlich ist es nicht unser erster Einsatz“, sagte ich bissig.
„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für deine Rebellion, kleiner Bruder. Aus diesem Alter solltest du nach 219 Jahren längst raus sein.“
Zornig presste ich meine Kiefer zusammen.
„Zügle deine Wut. Sie ist nicht hilfreich“, riet mir Josh trocken. „Was ist bloß los mit dir heute?“
„Gar nichts“, antworte ich unter zusammengebissenen Zähnen.
Ich kannte die Regeln und trotzdem erinnerte er mich jedes Mal daran. Kein Mensch darf von unserer Existenz wissen. Josh vertrat diese Meinung genauso standhaft wie der Rat. Mein Bruder verbrachte so wenig Zeit wie möglich mit Menschen. Vielleicht, weil sie ihn an seine eigene Sterblichkeit erinnerten, die wir verloren hatten, als sich das Tor schloss. Es ist nicht leicht, so lange zu leben. Irgendwann sehnt man sich nach dem Tod — nach Frieden.
Nathan und ich positionierten uns hinter dem Gebäude. Eine kleine Tür aus Stahl war der Hintereingang. Vorsichtig versuchte ich, durch das Fenster etwas zu erkennen. Es war niemand zu sehen. Mit der Hand signalisierte ich meinem Schwager, dass die Luft rein war. Er stellte sich vor die Tür und knackte das Schloss mit seinen Gedanken.
Es war viel zu still, dafür das sich in dieser Lagerhalle ein Dutzend Dämonen aufhalten sollten. Trotzdem spürte ich sie. Wächter fühlten sie immer, wenn sie in der Nähe waren. Wir durchquerten zwei kleinere Räume, in denen altes Gerümpel lag, bis wir einige Stimmen hörten. Unter der Tür schien Licht hindurch. Ich ging auf mein rechtes Knie herunter und versuchte durch das Schlüsselloch etwas zu erkennen. Ich sah einige Leute hin und her laufen. Fragend blickte ich zu Nathan. Er verstand, ohne dass wir sprachen, und nickte zustimmend. Leise zogen wir unsere Schwerter. Ich liebte das Geräusch der Klinge, wenn sie das Leder verließ. Es fühlte sich an wie ein Stück Heimat. Wir stellten uns rechts und links mit dem Rücken gegen die Wand neben die Tür. Geräuschlos öffnete Nathan sie.
„Die Tür bewegt sich!“, schrie einer von ihnen. Tumult brach aus.
Entschlossen stürmten wir hinein. Den Ersten köpfte ich mit einem Schlag, bevor mir ein Feuerball entgegen flog. Schnell drehte ich mich zur Seite und suchte Schutz hinter einer Säule. Währenddessen brachen Josh und Eli durch das kleine Glasdach über uns. Sie verschafften sich damit einen Überraschungseffekt, den ich sofort nutzte. Ich tötete den Feuerdämon.
Meine Geschwister landeten wie zwei Raubkatzen auf dem Boden. Das zerbrochene Glas verteilte sich um sie herum. Joshs Schwert brannte in seiner Hand, als drei Dämonen auf sie losgingen. Eli sprengte den Ersten. Als er sich wieder zusammengesetzt hatte, rammte sie ihm das Schwert durch die Brust. Alles geschah innerhalb von Sekunden. Wir waren alle geübte Kämpfer. Die Dämonen lösten sich nach und nach in Asche auf. Ich empfand kein Mitleid. Ich hatte meine Schwerter weggesteckt, als ich einen weiteren Dämon spürte. „Hier ist noch einer“, sagte ich.
„Geht nach Hause“, befahl Josh. „Ich kümmere mich darum.“
„Nein“, widersprach Eli.
„Tu was ich dir sage, Eleanor. Mit einem Dämon werde ich schon klarkommen.“
Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. „Gehen wir“, forderte ich sie auf. „Du weißt, es bringt nichts mit ihm zu diskutieren.“
Wir teleportierten uns wieder nach Hause und ließen ihn zurück.
Die Zeit bleibt stehen
Sara
Am Morgen, nachdem mein Vater mir und Granny Lara offiziell vorgestellt hatte, herrschte in der Wohnung gespenstische Stille. Granny war gestern Abend nach Kalifornien abgereist, um Freunde zu besuchen und Dad hatte bei Lara übernachtet, was mir weniger ausmachte, als ich gedacht hatte. Die beiden waren bis über beide Ohren verliebt ineinander und ich fand Lara wirklich nett.
Ich aß ein mit Erdbeermarmelade bestrichenes Brötchen und spülte es mit einem Glas Milch hinunter.
Ich freute mich auf die Schule. Obwohl ich immer noch stinksauer auf Sam war, konnte ich es auf der anderen Seite nicht erwarten, Dante zu sehen und mit ihm zu reden. Ich zog meinen Mantel an, die
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