Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
konnte, übernahmen die Macht über mich. So sehr, dass ich sogar meine Familie für dieses Mädchen belog. Und trotzdem ließ ich sie zurück auf dem Eis, weil die Pflicht immer schon an erster Stelle kam.
Ich gab die Schlittschuhe ab und zog mir meine Schuhe wieder an. Auch wenn die Versuchung groß war, sah ich nicht mehr zurück. Ich bog in die erste Seitengasse ein und teleportierte mich nach Hause.
„Da bist du ja“, sagte Mutter, als ich ins Wohnzimmer trat.
„Wo ist Josh?“, fragte ich gereizt.
„Im Trainingsraum. Er macht sich bereit.“
Ich stampfte auf direktem Weg in den Keller, wo wir unsere Ausrüstung aufbewahrten.
„Diese Sache könnt ihr also nicht ohne mich regeln?“, fragte ich Josh, während er seine Waffen montierte.
„Eleanor dachte es wäre gut, wenn du dabei bist. Schließlich haben wir eine Verpflichtung gegenüber dem Rat.“
Es überraschte mich nicht, dass es Eleanors Idee war. Ich hatte es schon vermutet.
Er ging an mir vorbei. „Die Dämonen verschwinden nicht von alleine. Und sie wurden in unserem Zuständigkeitsbereich aufgespürt.“
„Ich mochte New York noch nie“, sagte ich und folgte ihm. „Es ist, als würde es sie anziehen.“
„Ich weiß, was wir tun ist nicht einfach.“ Er blieb stehen und drehte sich um. „Sie waren einst Menschen. Welche von uns.“
„200 Jahre. Und du versuchst immer noch, dass ich etwas Menschliches in diesen Kreaturen sehe. Ihre Seele ist dunkel, wenn sie überhaupt noch in ihnen ruht. Sie haben unsere Großeltern getötet. Unser Volk hat Jahrhunderte dafür gesorgt, dass die Toten hinübertreten konnten und dann werden meine Freunde vor meinen Augen abgeschlachtet. Nein, ich sehe definitiv nichts Menschliches in diesen schwarzen Augen, die ihr Innerstes widerspiegeln. Denn der Mensch, dessen Körper der Dämon benutzt, ist schon lange weg.“
Josh ließ mich einfach reden, ohne Widerspruch.
„Nun sind wir die Kopfgeldjäger des Rates und treiben die Dämonen zusammen, töten sie, nur damit Heradus sie wieder auferstehen lassen kann. Ich bin nicht der Wächter, als der ich eigentlich geboren wurde. Ich bin zum Vollstrecker geworden … und es ist keine Aufgabe, die mir gefällt.“ Erinnerungen kamen hoch. Zorn durchflutete meinen Körper.
„Beruhige dich, Bruder. Es ist nicht gut, wenn du mit Wut in den Kampf gehst. So passieren Fehler. Und noch etwas: Wir sind keine Vollstrecker, wir sind Beschützer.“
„Lass es uns hinter uns bringen.“ Ich ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer, wo der Rest der Familie bereitstand und trat neben Eleanor.
„Halt dich in Zukunft aus meinem Leben raus“, flüsterte ich ihr zu und funkelte sie verärgert an.
„Das würde ich“, antwortete sie. „Wenn du dich an unsere Abmachung halten würdest.“
„Seid vorsichtig“, sagte Vater, „auch wenn wir nicht sterben, so sind wir doch verwundbar. Joshua hat das Kommando.“
Mein Bruder war der geborene Anführer. Was mich nicht stören würde, wenn er nicht so rechthaberisch wäre.
„Es sind zwölf Dämonen“, informierte uns Vater. „Sie befinden sich am Hafen. Josh und ich haben das Gebäude heute Morgen markiert. Viel Glück.“
Ich machte mir nicht die Mühe mich anzuziehen. Ich schloss die Augen und ließ meine Ausrüstung kommen. Ich war kein Fan von unserer Aufmachung in Leder, aber es schützte die Haut besser, als jede andere Kleidung.
Die Dunkelheit war angebrochen, als wir am Hafen ankamen. Nur die Wächter der Familie waren bei dem heutigen Einsatz dabei, außer Vater — Eleanor, ihr Mann Nathan, Josh und ich. Es war sehr selten, das alle Kinder eines Wächters auserkoren wurden, die Bürde des Schwertes zu tragen — eigentlich nie. Diese Aufgabe wurde normalerweise immer an das erstgeborene Kind weitergegeben. Unser Vater war immer sehr Stolz auf uns gewesen, und auf die ‚Ehre’ so viele Wächter hervorgebracht zu haben. Wir versuchten, dem gerecht zu werden. Es gab nicht mehr viele Wächter. Wir wurden regelrecht ausgerottet und deshalb hatte ich kein Mitleid mit den Dämonen. Auch wenn ich das Leben des Menschen sah, der er einmal war, wenn ich es ihm nahm. Die Dunkelheit herrschte in ihnen und das spürte ich genauso. Unser Schwert war die einzige Erlösung für die Seelen, zumindest solange, bis Heradus sie wieder als Dämon auferstehen ließ. Es war ein Krieg, der nicht gewonnen werden konnte. Der Herrscher der Unterwelt war ein rachsüchtiger Bastard, dem ich am liebsten mein Schwert durch den Schädel
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