Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
Er lächelte leicht, als er meinen Gesichtsausdruck sah. Behutsam legte Dante mir den Bademantel um.
„Ich hol dir etwas Trockenes zum Anziehen.“ Er strich mir das schwere, nasse Haar aus dem Gesicht.
„Ja, gerne“, sagte ich mit zittriger Stimme.
Sobald er das Badezimmer verlassen hatte, zog ich die triefende Unterwäsche aus und legte den Mantel wieder an.
Er kam ins Badezimmer zurück. „Geht es dir besser?“ Die frischen Sachen legte er auf den Wäschekorb.
„Ja, es ist schon besser. Aber du solltest auch deine Sachen ausziehen, zumindest, bis sie trocken sind.“
„Keine Angst, ich werde nicht krank.“
„Aber mein Bett wird nass, wenn du dich so reinlegst“
„Stimmt.“ Und ohne ein Anzeichen von Scheu war sein T-Shirt, schneller auf dem Boden, als ich blinzeln konnte.
Bei seinem Anblick wurde mir ganz anders. Er sah zum Niederknien aus.
„Ich hol’ dir einen Bademantel“, stammelte ich verlegen.
So schnell ich nur konnte, verließ ich den Raum.
Für ein paar Sekunden lehnte ich mich gegen das Holz der geschlossenen Tür. Mir war plötzlich wieder heißer, als mir lieb war. Ich lächelte zufrieden, während ich mir auf die Unterlippe biss, was ich oft tat, wenn ich nervös war. Herr im Himmel, ich hatte wohl den heißesten Freund auf Erden. Ich musste Keira morgen unbedingt anrufen. Einiges musste ich verschweigen, aber es gab Dinge, die ich ohne schlechtes Gewissen ausplaudern durfte. Zum Beispiel, dass Dante einfach fantastisch küssen konnte. Es kam mir absurd vor, dass ich bis jetzt ohne ihn gelebt hatte.
Ich öffnete den Schrank und nahm den Bademantel heraus. Langsam wurde es kühl ihm Zimmer, deswegen schloss ich das Fenster. Automatisch wurde es still, da der Lärm der Stadt nicht mehr so deutlich zu hören war.
Mit dem Mantel in der Hand klopfte ich an der Tür.
„Kann ich reinkommen?“
„Ja.“
Dante trocknete sich gerade mit einem Handtuch ab. Er stand, nur in Boxershorts, mit dem Rücken zu mir. Entlang der Wirbelsäule verlief eine Tätowierung bis hinauf zum Nacken. Es waren wunderschöne verschlungene Linien, mit den gleichen kleinen Symbolen, wie auf dem Tor vor dem Haus. Irgendetwas bewegte mich, sie zu berühren. Ich zuckte ein wenig zusammen, als sich die Farbe der Tätowierung veränderte, dort wo ich mit meinen Fingern entlang fuhr — sie wurde dunkelrot, und sobald ich die Hand wegnahm, verdunkelte sie sich wieder zu tiefem Schwarz.
„Wahnsinn.“
Er drehte sich zu mir um. „Und was?“
„Dein Tattoo hat die Farbe geändert, als ich mit den Fingern darüber strich. Passiert das immer?“
„Nein, eigentlich nicht“, antwortete er selbst überrascht. „Bis jetzt zumindest. Aber mit dir passiert so einiges zum ersten Mal.“ Sanft strich er mir mit dem Daumen über die Wange. „Danke für den Mantel, Sara.“ Er nahm ihn mir aus der Hand.
„Ich zieh mich draußen an“, sagte ich und schnappte mir meine Sachen, die auf dem Wäschekorb lagen.
Dantes Welt war äußerst faszinierend und mit nichts zu vergleichen, was ich kannte — genau wie er.
Vor ein paar Wochen noch war mein Leben stinknormal, so wie jedes andere. Und jetzt? Jetzt war alles anders. Ich hatte eine Welt gesehen, die für niemanden sichtbar war, aber dennoch existierte sie. Und noch etwas war mir viel bewusster, als jemals zuvor: Das Böse gab es in einem höheren Ausmaß, als ich es je geglaubt hätte.
Was habt ihr letzte Nacht getötet?
Sara
Verloren stand ich in einem leeren Raum, umgeben von vier weißen Wänden, die auf mich zukamen. Angst schoss mir in die Adern. Voller Panik suchte ich nach einer Tür, einem Ausgang, aber ich war gefangen. Es gab kein Entkommen aus meiner Zelle, von der ich nicht wusste, wie ich hineingeraten war. Mein Herz raste und meine Haut schien zu verglühen. Regungslos stand ich da, während ich darauf wartete, zerquetscht zu werden.
Ich hob die Hände an meinen Kopf und schrie auf, als mich etwas berührte, doch es war nicht das, was ich erwartet hatte: Es war eine zarte, warme Hand, die auf meiner Schulter lag. Verblüfft über das Gesicht, das ich erblickte, und die sonst so kühlen grünen Augen, die jetzt schmerzerfüllt waren, sah ich Eleanor fragend an.
Sie wandte ihren Blick ohne ein Wort nach vorn. Erst jetzt hörte ich die Stimmen um uns herum. Eine Frau, die ich nicht kannte, hielt meine Hand fest gedrückt. Ihre mokkabraunen Haare fielen ihr in dicken Wellen über die Schulter. Die dunklen Augen waren mit Tränen
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