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Wächter des Elfenhains (German Edition)

Wächter des Elfenhains (German Edition)

Titel: Wächter des Elfenhains (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gavénis
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doch niemals Verbündete sein. Selbst jetzt spürte Andion, wie sie verzweifelt darum kämpften, die Kontrolle über ihre Magie zurückzugewinnen und ihm bei dieser letzten, mörderischen Konfrontation mit seinem Vater zur Seite zu stehen, und zum ersten Mal begriff er, wie groß der Unterschied zwischen ihm und Ogaire tatsächlich war – und dass sich ihm gerade dadurch eine Chance bot, die er nie auch nur für möglich gehalten hätte.
    Er wusste jetzt, dass Ogaire niemals mächtiger sein würde als er selbst, dass er trotz all der gestohlenen Elfenseelen und der unvorstellbaren Macht, die sie verkörperten, immer nur ein einzelner bleiben würde. Er stand allein, und er kämpfte allein, und alle Unterstützung, die er jemals bekommen würde, musste er mit brutaler Gewalt in seine Dienste zwingen. Genau dies aber war seine Schwachstelle, der weiche, ungeschützte Bauch der Bestie, der um so deutlicher in Erscheinung trat, je wilder und erbarmungsloser Ogaire seinen Gegner mithilfe seines Willens und seiner Magie zu Fall zu bringen versuchte.
    Ionosen. Esendion. Alisera. Die Seelen seiner Freunde und die der anderen Elfen in seinem Inneren hatten ihn vor Ogaires mörderischem Angriff beschützt, bevor Andion seine Absicht auch nur wahrgenommen hatte, geschweige denn in der Lage gewesen wäre, einen ausreichend starken Verteidigungswall um sich herum zu errichten. Sie hatten getan, was sie für seinen Vater niemals tun würden: Sie hatten die Gefahr erkannt und gehandelt, hatten einen Schild aus stählerner Entschlossenheit und grimmiger Wut vor ihm in die Höhe gerissen, ohne dass er selbst auch nur den geringsten eigenen Anteil daran gehabt hätte. Keine Gewalt und keine schwarzmagischen Daumenschrauben waren nötig gewesen, um sie zum Eingreifen zu bewegen, und jeder von ihnen war ganz und vollständig er selbst geblieben.
    Diese Freiheit war es, die ihm seine Macht gab, eine Macht, die Ogaire auf ewig verschlossen bleiben würde. Denn die Grausamkeit und Brutalität, mit der sein Vater vorgegangen war, hatte vorgehen müssen, um die magischen Kräfte seiner Gefangenen für seine finsteren Zwecke nutzbar zu machen, hatte nicht nur die Seelen jener Elfen, sondern auch ihn selbst zum Sklaven gemacht. Je mehr Widerstand ihm ein Hindernis auf dem Weg zu seinem endgültigen Triumph entgegensetzte, desto härter und unbarmherziger musste er die Fesseln anziehen, die die Magie aus den eingekerkerten Seelen herauszupressen vermochten, desto mehr engten sich seine Konzentration und sein Denken ein, zehrte er von seiner eigenen Substanz, um seinen Willen zusammen mit der den Elfen entrissenen Macht auf sein Ziel zu lenken. Jeder Gegner, den ein derartiger Schlag traf, würde auf der Stelle zu Asche verbrennen – wenn es ein gewöhnlicher Gegner war.
    Doch Andion war nicht gewöhnlich. Und er begriff, dass Ogaire in einem offenen Kampf gegen ihn nur dann würde bestehen können, wenn er schnell und unerwartet zuschlug und sowohl ihn selbst als auch die Elfenseelen, die gemeinsam mit ihm stritten, vollständig zu überraschen vermochte. Ogaires Angriff war wie die Faust eines Riesen, die aus zehntausend Metern Höhe geradewegs auf sein Opfer niederfuhr, aber hielt sein Widersacher stand, konnte er nicht mehr tun, als diese Faust bei seinem nächsten Schlag noch fester zusammenzuballen und sie noch härter gegen den Willen seines Feindes zu schmettern in der Hoffnung, auf diese Weise seine Entschlossenheit und seinen magischen Schild ins Wanken zu bringen. Wie viel Kraft er jedoch auch immer hineinlegte und wie gewaltig sie auch erscheinen mochte, es würde stets nur eine einzelne Faust sein.
    Der Chor der zornigen Stimmen in seinem Geist schwoll zu einem tosenden Orkan, als Andion seinen Willen und seine Magie wie einen von einer Bogensehne schnellenden Pfeil auf Ogaire zujagen ließ. Sie waren alle bei ihm, Ionosen und die anderen, tausende und abertausende von Elfenseelen, eine Armee entfesselter Krieger, die sich mit blitzenden Schwertern auf ihren Feind stürzten, seine hoch aufragende Gestalt umwirbelten und aus allen Richtungen zugleich auf ihn einstachen.
    Ogaire schleuderte ihnen seine Magie entgegen, doch die schreckliche Wucht seiner Angriffe schien unvermittelt an Kraft zu verlieren, wirkte plötzlich wie das ziellose Zuschnappen eines Hais, der gierig auf seine vermeintlich schwache Beute herabstößt und sich unversehens von einem Pulk grimmig entschlossener Delfine eingekreist sieht. Und so wie der Hai bei

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