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Wächter des Elfenhains (German Edition)

Wächter des Elfenhains (German Edition)

Titel: Wächter des Elfenhains (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gavénis
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Zähnen in sein Fleisch zu graben und blutige Fetzen von seinen Knochen zu reißen. Viele von ihnen hielten spitze Dornen in den Händen, die sie wie winzige Schwerter vor sich streckten, andere hatten Holzsplitter oder abgebrochene Zweige in ihren geballten Fäusten, während sie wie wütende Hornissen über die verbrannte Lichtung auf ihn zujagten.
    Verzweifelt bündelte Andion seinen Willen, ließ ihn wie einen Sturmwind in die brodelnden Wolken der Sylphen fegen, doch der Angriff war zu plötzlich gekommen, und die Elfenseelen in seinem Inneren waren noch zu sehr damit beschäftigt, Ogaire in Schach zu halten, als dass er in den wenigen Sekundenbruchteilen, die ihm blieben, einen ausreichend starken Verteidigungswall um sich herum zu errichten vermocht hätte. Sylphen wirbelten wie dunkle Schneeflocken in alle Richtungen davon, als seine Magie sie traf, dann spürte er, wie winzige Körper wie scharfkantige Hagelkörner gegen ihn prasselten. Spitze Dornen bohrten sich in sein Fleisch, stachen in seinen Hals und sein Gesicht, und er fühlte, wie winzige Fäuste an seinen Haaren zerrten und Fingernägel und Zähne schmerzhaft über seine Kopfhaut zu kratzen begannen. Andion schrie auf, wankte, versuchte die krabbelnden und wimmelnden Sylphen von sich zu schleudern, doch seine Konzentration und seine Magie entglitten ihm immer mehr, wurden fortgespült von dem Blut, das in dünnen, rasch breiter werdenden Rinnsalen aus den Wunden quoll, die Ogaires deformierte Geschöpfe in sein Fleisch rissen. Er schwankte stärker, wäre um ein Haar in die Knie gesackt.
    Doch er stürzte nicht. Denn plötzlich waren die Elfenseelen da. Ihr grimmiger Wille schnitt wie eine Sense durch die Reihen der Angreifer, ergriff die kreischenden Windgeister und schmetterte sie zu Boden, und wie schon einmal spürte Andion, wie unsichtbare Arme ihn umschlossen und prickelnde Magie wie ein kühlender Lufthauch über seine Wunden zu streichen begann.
    Ionosen, Esendion! Nein! Er wollte schreien, wollte sie dazu bringen, ihre Aufmerksamkeit und Magie nicht von Ogaire abzuwenden, doch es war zu spät. Der winzige Moment der Unachtsamkeit, das kurze Nachlassen des wilden Ansturms hatten genügt, um seinem Vater genau die Atempause zu verschaffen, die er benötigte. Eine Woge aus kaltem Triumph fegte über Andion hinweg, dann rammte Ogaire mit brachialer Gewalt die Klinge seines Willens in ihn hinein.
    Die kläglichen Reste seiner Deckung zerstoben ins Nichts, waren wie ein Blatt Papier, das von einer lodernden Fackel zu Asche verbrannt wird, und plötzlich schien Andion selbst zu brennen, schienen sich seine Adern mit kochendem Öl zu füllen und sein Fleisch von Zähnen aus Feuer in Stücke gerissen zu werden.
    Ein vielstimmiger Schrei gellte durch seinen Geist, als er in die Knie brach, als Blut aus seinem Mund und seiner Nase quoll und als düsteres Rot die graue Asche des Bodens tränkte, und einen endlosen Augenblick lang versank die Welt um ihn herum in Schmerz, war er gefangen in einem Ozean der Qual, der jeglichen Gedanken an Gegenwehr zur Bedeutungslosigkeit degradierte. Wie durch einen dichten Nebel spürte er, wie die heilende Magie der Elfenseelen in ihm erwachte, wie sie verzweifelt versuchten, die zerfetzten Gewebe und Arterien wieder zusammenzufügen, die Ogaires brutaler Angriff in seinem Körper zurückgelassen hatte. Doch er wusste, es würde nicht genügen. So alt und mächtig sie auch waren, würden sie doch niemals in der Lage sein, die schrecklichen Wunden in seinem Inneren wieder zu verschließen, bevor die Schwärme der kreischenden Sylphen erneut über ihn herfielen oder Ogaire seiner ersten verheerenden Attacke eine weitere folgen ließ. Sie konnten nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen, und Ogaire wusste das ebenso gut wie sie selbst.
    Schon fühlte Andion, wie sich der Wille seines Vaters erneut in ihn grub, wie er sich wie eine hungrige Ratte durch die Schichten seines Geistes fraß, sich hindurchwühlte zu dem Schatz, der auf dem tiefsten Grund seiner Seele verborgen lag. Nein! Verzweifelt versuchte er, sich aufzubäumen, die gierig suchenden Finger mit seiner Magie beiseite zu schlagen, doch Schmerz und Furcht lähmten ihn, und er konnte nicht mehr tun, als in ohnmächtigem Entsetzen mitzuverfolgen, wie die ersten Elfenseelen von Ogaires stählernem Griff gepackt und mit roher Gewalt aus ihm herausgerissen wurden. Er spürte die unsichtbaren Schwingen Esendions und Aliseras, die sich schützend um seinen Geist

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