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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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stieg auf das Bett und hüpfte darauf herum.
    «Vorsichtig», mahnte sie. «Wir wollen schließlich nichts kaputt machen.»
    Kiko nickte, ging zum Butzenfenster und legte seine Hände um die Augen, um besser hinausschauen zu können. Drei schwarze Limousinen mit getönten Scheiben kamen über die Zugbrücke, ihre Scheinwerfer erhellten den Innenhof des Schlosses. Nach ihrer Ankunft war vor dem Eingang des Gebäudes ein Baldachin aufgestellt worden, unter dem die Wagen der Reihe nach anhielten. Er konnte hören, wie die Türen auf- und zugingen und die Gäste auf dem Weg nach drinnen fröhlich plauderten.
    «Was fesselt dich denn so?», fragte seine Mutter, legte ihm die Hände auf die Schultern und drückte ihm einen Kuss aufs Haar.
    «Leute», sagte Kiko. «Eine Menge Leute.»
    «Hey!», sagte sie. «Das sind wirklich viele, oder?»
    «Wozu ist wohl dieses Dach vor dem Eingang gut?», fragte er.
    «Ich nehme an, es soll die Gäste vor Regen schützen.»
    «Aber es regnet doch gar nicht.»
    «Stimmt. Aber das konnten sie ja nicht wissen, als sie es aufgestellt haben, oder?»
    «Ich glaube, sie haben es aufgestellt, damit die Kameras im Himmel nicht sehen können, wer sie sind», verkündete Kiko, der eine Vorliebe für Spionagefilme hatte.
    Seine Mutter strich ihm zärtlich übers Haar. «Du hast wirklich eine blühende Phantasie», sagte sie und zog die Vorhänge zu.
    «Ja», lächelte er. «Habe ich wohl.»

SECHS

I
    Nachdem Edouard die Adresse von Michail Nergadse in das Navigationsgerät des Mercedes getippt hatte, entdeckte er schnell, dass sich jemand den Unfug erlaubt hatte, eine rauchige Frauenstimme zu installieren, die gehauchte, schlüpfrige Anweisungen von sich gab. «Nach achtzig Metern, oooh , hart nach links abbiegen», forderte sie, was Edouard daran erinnerte, dass er beinahe einmal untreu geworden wäre. Aus Langeweile und durch eine in Leder gekleidete Hure mit glitzerndem Make-up hatte er sich in Kiew in einen schäbigen Nachtclub locken lassen, wo er eine exorbitante Summe für Champagner ausgeben musste, ehe er die Flucht antreten konnte.
    «Geradeaus rechts abbiegen. Bist du so weit? Ja, ja, ja. Jetzt !»
    Er schaltete das Gerät so leise wie möglich und versank in seine Gedanken. Er grübelte darüber nach, wie er Nina und den Kindern helfen konnte. Vielleicht sollte er sich bei Tamas melden. Sie standen sich nicht besonders nah, aber immerhin waren sie Brüder. Vor ein paar Wochen hatte Tamas ihn auf einen Drink nach Hause eingeladen und ihm einen Mann namens Viktor vorgestellt, mit dem er ihn dann allein gelassen hatte. Viktors Angebot war einfach und direkt gewesen: Liefere mir Ilja Nergadse und nenne deinen Preis. Doch Edouard hatte damals noch den Nergadses geglaubt, dass sie Opfer der Regierungspropaganda wären. Er war wütend davongestürmt und hatte seitdem nicht mehr mit Tamas gesprochen, aber vielleicht …
    «Gleich musst du, oooh , linksherum.»
    Er schüttelte den Kopf. Es war verrückt, auch nur daran zu denken. Viktor konnte genauso gut ein Maulwurf der Nergadses sein, der seine Loyalität testen sollte. Er schaltete das Radio ein und zappte durch die Kanäle, bis er Musik fand, die ihn beruhigte. Er umfuhr das östliche Athen und gelangte nach vierzig Minuten in die nördlichen Ausläufer der Berge. Die Straßen wurden schmaler und ruhiger. Durch Lücken in Mauern und Zäunen konnte er großzügige Villen erkennen. Dann erreichte er eine hohe Steinmauer, die oben mit Glasscherben gespickt war und hinter der wie die Truppen einer Festung eine Reihe Pinien stand. «Zutritt verboten» verkündeten die Schilder vor der Einfahrt. Doch da das Tor geöffnet war und seine Sirene aus dem Navi ihn weiterdrängte, fuhr er mit knirschenden Reifen über den Kiesweg zu einer weißgetünchten Villa, die von verborgenen Scheinwerfern erleuchtet wurde. Vor dem Haus parkte ein goldener Ferrari, dessen Beifahrertür offen stand, als hätte es jemand eilig gehabt.
    Edouard hielt dahinter an, blieb dann eine Weile im Wagen sitzen und hoffte, dass Boris und die anderen kommen würden. Er hatte keine Lust, allein reinzugehen. Doch als die Minuten verstrichen, ohne dass sie auftauchten, stieg er aus und ging zur Eingangstür, die nur angelehnt war. Drinnen lief ein Liebeslied von Nino Chkheidze. Zweifellos wohnte hier ein Georgier, er musste richtig sein. Er klopfte zweimal, aber niemand kam. Das Lied erreichte sein vertrautes Crescendo und endete schließlich. Ehe das nächste Lied begann,

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