Waechter des Labyrinths
diesem Knox sprechen», sagte er. «Und zwar jetzt.»
«Aber wir wissen nicht, wo er steckt.»
«Diese Pressekonferenz fand vor dem Evangelismos-Krankenhaus statt, oder? Hast du schon mal von Telefonbüchern gehört? Oder vom Internet? Deine Autos haben Navigationsgeräte, oder? Du wirst es doch wohl noch hinkriegen, irgendein beschissenes Krankenhaus zu finden, oder?»
«Die Pressekonferenz ist vorbei», bemerkte Zaal. «Die sind doch längst alle weg.»
«Vielleicht», räumte Michail ein. «Aber Knox’ bester Freund liegt dort auf der Intensivstation, oder? Er wird bald wieder dort auftauchen, glaub mir. Und wir werden auf ihn warten.»
II
«Was in aller Welt sollte das?», wollte Charissa verärgert wissen, sobald sie, Knox und Gaille das Gelände des Krankenhauses verlassen hatten und keine Kameras mehr auf sie gerichtet waren. «Die Polizei will Augustin verhaften?»
«Claire hat Angst, dass sie ihn aus dem Krankenhaus holen», erzählte Knox ihr.
«Das würden sie niemals wagen.»
«Jetzt bestimmt nicht mehr.»
Charissa schüttelte wütend den Kopf. «Ich kann Sie nicht vertreten, wenn Sie die Polizei unnötig provozieren. Ich muss mit diesen Leuten noch in anderen Fällen zusammenarbeiten. Ich bin auf ein gutes Verhältnis mit den Beamten angewiesen. Wie soll ich das aufrechterhalten, wenn Sie mit wilden Anschuldigungen um sich werfen?»
«Tut mir leid», sagte Knox. Er folgte Charissa ein paar Stufen hinab in einen kleinen Park, wo eine junge Frau mit strähnigem, dunklem Haar auf einem umgedrehten Bierkasten stand und deklamierte, dass Jesus leben und erscheinen würde. «Sie haben recht. Es war dumm von mir. Es wird nicht wieder vorkommen.»
«Das wäre auch besser so», ermahnte sie ihn. Durch den Park gelangten sie auf eine Hauptstraße und wandten sich nach rechts. Es herrschte eisiges Schweigen, während sie zu Charissas Wagen gingen, der hinter einem Lastwagen halb auf dem Bordstein stand. «Ich lasse Sie beim Restaurant raus», sagte sie.
«Kommen Sie nicht mit?»
«Wenn möglich, möchte ich meine Kinder wenigstens einmal am Tag sehen», sagte sie. «Und dann muss ich ein paar Anrufe machen, um die Wogen zu glätten, die Sie gerade aufgewühlt haben.»
«Es tut mir leid», sagte Knox wieder.
«Schon in Ordnung», meinte sie seufzend. «Ich kläre das. Und ich werde versuchen, etwas mehr darüber herauszufinden, was die Polizei plant.»
«Wir müssen noch über Ihr Honorar sprechen», sagte Knox. «Wir müssen ungefähr wissen, was uns erwartet. Schließlich sind wir nur Archäologen.»
«Bisher sind Sie mir nichts schuldig», versicherte ihm Charissa. «Ich habe geholfen, weil Nico mich darum gebeten hat. Aber wenn Sie natürlich wollen, dass ich diesen Fall weiter übernehme …»
«Das wollen wir», sagte Gaille und berührte sie am Arm. «Das wollen wir unbedingt.»
«Dann sollten Sie vielleicht morgen Vormittag in mein Büro kommen, damit wir darüber sprechen können.»
«Vormittags geht es nicht», meinte Knox. «Da muss ich Augustins Vortrag halten.»
«Dann am Nachmittag.» Sie gab ihm ihre Karte. «Rufen Sie vorher an, meine Assistentin wird einen Termin finden. Und machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden uns einigen. Ich verlange kein Vermögen, jedenfalls nicht bei solchen Fällen. Ehrlich gesagt, sind sie gut für meinen Ruf. Aber Sie sollten sich im Klaren darüber sein, dass Sie nicht nur an mein Honorar denken müssen. Möglicherweise benötigen wir einen medizinischen Gutachter für Petitiers Verletzungen. Oder einen privaten Ermittler, um die polizeilichen Untersuchungen zu verfolgen. Schließlich geht es in diesem Fall um einen der Ihren. Die Beamten werden hoffen, dass Augustin schuldig ist. Es ist nur menschlich, dass sie nach Beweisen suchen, die ihn belasten und ihren Kollegen entlasten. Deshalb könnte es sinnvoll sein, eigene Ermittlungen anzustellen. Zum Beispiel über diesen Petitier. Wer ist er eigentlich? Warum hat er sich bei Nico gemeldet? Was steckt hinter dieser Sache mit dem Goldenen Vlies? Was war auf seinem Laptop? Was wurde aus seiner Tasche entwendet? Wenn wir diese Fragen beantworten können, haben wir eine wesentlich stärkere Position.»
«Darum können Gaille und ich uns kümmern», schlug Knox vor. «Wir haben einige Erfahrung mit solchen Dingen.»
«Das ist kein Spiel», entgegnete Charissa scharf. «Petitier ist heute ermordet worden. Vergessen Sie das nicht. Und der Täter läuft noch immer frei herum – es sei denn, Sie
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