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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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dem gekräuselten Wasser glitzerte, dennoch etwas Malerisches an sich hatte.
    Er atmete tief ein und fühlte sich erstaunlicherweise privilegiert, hier zu sein und einen Vortrag zu halten.
    Hier in Elefsina. Dem antiken Eleusis.

II
    Nina Zdanevich ließ die Zwillinge allein und kehrte in Kikos Zimmer zurück. Der Junge war bereits angezogen und stand verlegen vor dem Bett, als hätte er sie kommen hören und den Eindruck erwecken wollen, alles sei in Ordnung – womit er natürlich genau das Gegenteil erreichte. Aber sie kannte ihren Sohn gut genug, um ihn nicht sofort zu bedrängen. «Guten Morgen, mein Liebling», sagte sie.
    «Guten Morgen, Mama.»
    «Hast du gut geschlafen?», fragte sie.
    «Ja, danke», sagte er. Aber er konnte sie nicht anschauen.
    Sie war sofort alarmiert und musste sich zu einem Lächeln zwingen. Sie hockte sich vor ihn, legte ihm die Hände auf die Wangen und drehte sanft seinen Kopf, bis er ihr in die Augen sah. «Ist etwas passiert, Kiko?»
    «Nein.»
    Fast hätte sie ihn weiter ausgefragt, aber dann überlegte sie es sich anders. Er hatte zu viel Phantasie und war zu eigensinnig. Wenn sie ihn jetzt unter Druck setzte, würden die Lügen wie Zement aus einem Mischer quellen und sich so schnell verhärten, dass sie die Wahrheit niemals erfahren würde. Sie nickte, als würde sie ihm glauben, und lächelte ihn an. «Schön. Möchtest du jetzt frühstücken?»
    «Ja, bitte», sagte er leise. Er nahm ihre Hand, als sie zur Tür gingen. Sein Blick war auf den Teppich gerichtet, seine Stimme klang unbekümmert. «Schläfst du heute Nacht wieder bei den Mädchen?», fragte er.
    Ihr stiegen Tränen in die Augen. Für einen Moment fühlte sie einen unermesslichen Hass: auf sich selbst, auf ihren Mann, auf diese widerlichen Nergadses, auf die ganze, verfluchte Welt. «Nein», versicherte sie ihm. «Heute Nacht bleibe ich bei dir.»
    «Versprochen?»
    «Ja, mein Liebling. Versprochen.»

III
    Knox bog in die Stadt, zweigte von der Hauptstraße nach links ab und folgte den Wegweisern zu der antiken Stätte. Selbst der Parkplatz, ein Hof aus holprigem Kopfsteinpflaster, wirkte altertümlich mit seinen Grundsteinen, Plinthen und Ziergiebeln auf beiden Seiten, zu denen sich Reste von antiken Tempeln, Säulen, Altären und Brunnen gesellten. Zuerst konnte er Nico nirgendwo entdecken, aber dann sah er ihn aus dem halbgeöffneten Tor kommen, vertieft in ein Gespräch mit einem außerordentlich hochgewachsenen Schwarzen, der leicht geneigt ging, so als wollte er seine Größe herunterspielen. Er war ungefähr Ende vierzig und verströmte mit seinem schäbigen Anzug und der goldenen Halbmondbrille, die an einem Band um seinen Hals baumelte, eine übertrieben akademische Aura.
    «Entschuldigen Sie die Verspätung», sagte Knox. «Unterwegs gab es einen Unfall.»
    «Davon haben wir gehört», meinte Nico düster. «Sah es denn wenigstens so aus, als ob die Straße bald wieder frei wäre?»
    «Das hängt von der Verkehrspolizei ab.»
    «Dann sind wir verloren», sagte Nico, als würde er es leichtnehmen, was er aber offensichtlich nicht tat. Er deutete auf seinen Begleiter. «Haben Sie Dr.   Claude Franklin schon kennengelernt? Ein Kollege von der Universität.»
    «Ich glaube nicht», sagte Knox.
    «Ich auch nicht», sagte Franklin. Seine eleganten, schlanken Finger passten zu seiner Statur, sodass Knox ein wenig erstaunt war über den festen Händedruck.
    «Ich glaube, ich habe ihn gestern Abend erwähnt», sagte Nico. «Er kannte Petitier aus der Zeit, als er hier an der französischen Schule arbeitete.»
    «Aha», sagte Knox mit wachsendem Interesse. «Waren Sie mit ihm befreundet?»
    «Ich bin mir nicht sicher, ob ich so weit gehen würde», erwiderte Franklin. Er sprach langsam und sehr artikuliert, als sei er daran gewöhnt, dass die Menschen Mühe mit seinem leichten amerikanischen Akzent hatten. «Wir haben uns für eine Weile ein Haus geteilt, das ist alles.»
    «Sie müssen mich entschuldigen», sagte Nico. «Ich will mir diesen verfluchten Unfall selbst ansehen. Vielleicht muss ich Vorkehrungen treffen.»
    «Kein Problem», sagte Knox. «Es ist noch genug Zeit.»
    Aber Nico schüttelte nur den Kopf. «Eine Konferenz über Eleusis in Eleusis in der Osterwoche. Ich hielt es für eine großartige Idee. Ich dachte, ich wäre einfallsreich!» Er lachte ungestüm und trat gegen einen Stein, der über das Pflaster schlitterte. «Was habe ich mir nur dabei gedacht?»
    Knox zuckte mitfühlend die Achseln

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