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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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würden sie mindestens bis zum nächsten Tag warten müssen. Er steckte selbst in großen Schwierigkeiten. Deshalb war es allein an ihr, Kiko und die Zwillinge zu beschützen. Doch das musste möglich sein, schließlich befanden sie sich auf einem Schloss. Selbst wenn die Zugbrücke hochgezogen war und sie nicht darauf hoffen konnten, die Insel zu verlassen, gab es hier unzählige Verstecke. Sie brachte die Kinder auf ihr Zimmer und schärfte ihnen ein, es nicht zu verlassen, bis sie zurückkehrte. Dann machte sie sich auf die Suche. Da es im Schloss selbst zu unruhig und zu voll für ihre Absichten war, begann sie mit den Außengebäuden. Die Ställe waren sauber und geräumig, doch die meisten Boxen waren besetzt, und die wenigen, die leer standen, waren zu unbequem.
    Zwei Stallburschen kamen lachend herein, wurden aber sofort still und senkten unterwürfig den Blick, als sie sie sahen. Wahrscheinlich hielten die beiden sie für eine wichtige Persönlichkeit. Sie wandte sich ab und ging durch ein Tor in eine große Garage, in der einige schwarze Geländewagen und ein roter Lamborghini standen. Durch eine offene Tür am anderen Ende strömte der Geruch nach Verbranntem. Neugierig ging sie näher. Es war die Schmiede, das Feuer loderte und knisterte, an den Wänden hingen Zangen, Hämmer und eine Axt, außerdem Hufeisen, Scharniere, Hobel, Schwerter, Gartengeräte und weiteres Handwerkszeug. Sandro und Ilja Nergadse standen mit zwei anderen Männern vor dem Amboss und berieten sich über eine Zeichnung gebeugt. Sandro bückte sich, griff in einen blauen Plastikeimer und nahm einen goldenen Kelch heraus, den Nina sofort als Teil des turkmenischen Schatzes ihres Mannes erkannte.
    Sie war so empört, dass sie beinahe etwas Unbesonnenes getan hätte. Doch im letzten Moment rettete sie die Vernunft. Sie wich hinter die Tür zurück, zog sich die Schuhe aus und schlich auf Zehenspitzen davon.

II
    «Das Goldene Vlies?», fragte Nadja. «Sind Sie verrückt?»
    «Schön wär’s», entgegnete Knox. Er erzählte ihr von Petitier und den Siegeln, die der Franzose gefunden hatte. Dann gab er ihr eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Vlieses und seiner Verbindungen zu Eleusis und Kreta.
    Als er fertig war, sah Nadja ihn verblüfft an. «Glauben Sie, dass es wirklich existiert?»
    «Es ist möglich. Würde es einen Einfluss auf die Wahl haben?»
    Sie lachte ironisch auf. «Machen Sie Witze? Wir Georgier sind unheimlich stolz auf unsere Kultur, außerdem sind wir abergläubisch, besonders in unsicheren Zeiten. Wenn Nergadse das Vlies zurück nach Georgien bringt und es echt ist, wird er ein Nationalheld sein. Er wird die Wahl spielend gewinnen.» Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie diesen Gedanken nicht ertragen.
    «Ist es so schlimm?»
    «Er ist ein Drogenschmuggler. Ein Waffenhändler.»
    «Und was geht Sie das alles an?»
    «Es ist mein Job», meinte sie seufzend. «Ich bin Journalistin, politische Journalistin. Oder eher eine Bloggerin.»
    «Kann man davon leben?», fragte Knox überrascht.
    «Eigentlich nicht. Aber es ist eine gute Möglichkeit, sich eine Reputation zu verschaffen, und das ist schon mal ein Anfang. Außerdem muss ich nicht in Saus und Braus leben.»
    «Und Sie arbeiten hier an einem Artikel über die Nergadses?»
    «In gewisser Weise.» Sie starrte einen Moment aus dem Fenster, als würde sie überlegen, wie viel sie ihm erzählen sollte. «Vor ungefähr einer Woche war ich auf einer Pressekonferenz von Nergadse», sagte sie schließlich. «Ilja verkündete zum x-ten Mal irgendeine neue Politik. Wenn man öfter solche Veranstaltungen besucht, merkt man schnell, dass die interessanten Dinge abseits der Bühne passieren. An der hinteren Wand lehnte ein Mann. Er war ganz offensichtlich ein Nergadse. Nach einer Weile erkennt man sie. Aber ich hatte ihn noch nie gesehen, was seltsam ist, denn am Wahlkampf ist die gesamte Familie beteiligt.»
    «Vielleicht ein entfernter Verwandter oder so», meinte Knox.
    «Dann hätten ihn die Leute nicht so ehrfurchtsvoll behandelt. Jedenfalls wurde ich so neugierig, dass ich ihm nach der Veranstaltung gefolgt bin. Er wurde zum internationalen Flughafen von Tiflis gefahren und stieg in Nergadses Privatjet. Ich habe einen Informanten vom Flughafen angerufen. Auf der Passagierliste stand nur ein Name: Michail Nergadse. Ich hatte noch nie von ihm gehört. Aber ich habe seine Geburtsurkunde ausfindig gemacht: Er ist der Sohn von Sandro Nergadse und damit Iljas Enkel.

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