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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Oder geben Sie mir mein Geld zurück». Sie drehte sich nach hinten um. «Wohin wollen Sie?»
    Es machte wenig Sinn, dass Knox zu seinem Mietwagen zurückkehrte, denn Michail hatte den Schlüssel. «Wie wäre es mit einer Metrostation?», fragte er.
    «Sie haben ihn gehört», sagte Nadja zu Sokratis.
    Er warf ihr einen wütenden Blick zu, aber da er sowieso nicht gegen sie ankam, fuhr er vorsichtig weiter. Als sie die Hauptstraße erreichten, beugte er sich weit nach vorn und hielt so übertrieben nach einem schwarzen Mercedes Ausschau, dass es beinahe komisch wirkte.
    «Sie haben mir gerade von den Nergadses erzählt», erinnerte Knox Nadja.
    «Richtig», sagte sie. Sie warf Sokratis einen Blick zu. Offenbar war ihr Vertrauen in ihn endgültig erschüttert. «Sprechen Sie Französisch?», fragte sie.
    «Ja.»
    «Gut.» Sie wechselte mühelos die Sprache. «Ich erzähle Ihnen mal etwas mehr über Ilja. Wie die meisten Oligarchen ist er an mehreren Öl- und Gasförderungen beteiligt, aber Gerüchten zufolge soll er seine erste Milliarde damit gemacht haben, dass er für Heroin Waffen nach Afghanistan geliefert hat.»
    «Herrje.»
    «Die Amerikaner haben die georgische Regierung unter Druck gesetzt und verlangt, ihn strafrechtlich zu verfolgen. Aber Familien wie die Nergadses halten zusammen. Wenn man einen von ihnen verhaftet, beschwört man einen kleinen Krieg herauf. Eine zeitgleiche Massenverhaftung war geplant, aber irgendjemand hat gequatscht. Der gesamte Clan floh nach Zypern, wo sie mehrere Häuser haben, ganz zu schweigen von einer Megajacht und dem größten Teil ihres Barvermögens. Aber Ilja ist nicht für das Exil geschaffen, egal wie angenehm es ist. Da die Verhandlungen über seine Rückkehr zu nichts führten, hat er seine eigene Partei gegründet, um ein paar offene Regierungssitze zu besetzen, und er hat genug gewonnen, um dem Präsidenten das Leben schwerzumachen.»
    «Und plötzlich hat man ihm erlaubt zurückzukehren, nicht wahr?»
    «Natürlich. Jeder nahm an, dass er die Politik wieder an den Nagel hängen würde, sobald er erreicht hatte, was er wollte. Aber anscheinend ist er auf den Geschmack gekommen. Sie müssen sich klarmachen, dass Georgien heutzutage eines der wichtigsten Grenzgebiete weltweit ist. Es trennt die, die Öl und Gas haben, von denen, die es benötigen. Es trennt die NATO von der alten Sowjetunion, den Islam vom Christentum, Drogen von ihren Märkten. Aus diesem Grund ist es so wichtig, wer Georgien kontrolliert.»
    «Und das will Nergadse?»
    Nadja nickte. «Bei den Präsidentschaftswahlen 2008 hat er den ersten Versuch unternommen. Weit abgeschlagen ist er Dritter geworden. Damit wäre die Sache eigentlich für die nächsten Jahre erledigt gewesen, wenn nicht das mit Südossetien passiert wäre. Nergadse und die anderen Oppositionsführer erzwangen Neuwahlen. Und nun ist er der wichtigste Herausforderer. Unser jetziger Präsident ist so unbeliebt, dass Nergadse es schaffen müsste, wenn er nicht selbst ein paar ernsthafte Probleme hätte. Die Leute glauben, dass er den Russen zu nahesteht, und wir Georgier hassen die Russen. Allerdings hassen wir sie nicht nur, wir fürchten sie auch. Und wenn Nergadse die Wähler davon überzeugen kann, dass er der Mann ist, der die Beziehungen zu Moskau verbessern kann, ohne unsere Unabhängigkeit zu gefährden, wird er gewinnen. Deswegen garniert er seine Reden in letzter Zeit mit nationalistischem Schwachsinn und gibt ein Vermögen aus, um georgische Kunstwerke und Artefakte aufzukaufen und in die Heimat zurückzuführen. Er tut alles, damit er als unser größter Patriot dasteht.»
    Knox sank zurück. Jetzt verstand er, weshalb Michail Nergadse in Athen war, obwohl es nicht erklärte, warum er hinter Knox her war. Es sei denn … «Ach, du Scheiße», murmelte er.
    «Was?», fragte Nadja.
    «Sie sind hinter dem Goldenen Vlies her», antwortete er düster. «Und Sie müssen glauben, dass ich es habe.»

ZWEIUNDZWANZIG

I
    Am Ende hatte Nina Kiko nicht drängen müssen, ihr zu erzählen, was in der Nacht geschehen war. Bei ihrem Ausritt war es offensichtlich geworden: Der übertriebene Eifer, mit dem Ilja Nergadse ihrem Sohn aufs Pferd geholfen hatte, wie er die ganze Zeit neben Kiko hergeritten war, ihn berührt und ihm das Haar verwuschelt und mit seinem Wohlstand geprahlt hatte, kurzum, wie sich der alte Mann aufgeführt hatte, als wäre er ein verknallter Jüngling, der seine große Liebe beeindrucken will.
    Auf Hilfe von Edouard

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