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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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platschte. Dann putzten sie sich beim Zirpen der Grillen nebeneinander die Zähne. Als sie gleichzeitig ausspuckten, erzeugten sie ein Muster aus weißen Spritzern auf dem dunklen Boden unter ihnen.
    Er hielt ihr den Eingang des Zelts auf und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Es war zwar Platz genug für zwei, aber es gab nur einen Schlafsack. Sie schaute sich unschlüssig um.
    «Nur für dich», meinte er lächelnd.
    «Bist du sicher?»
    «Absolut. Ich habe meinen Pullover und eine Jacke.»
    Der Boden war hart, und sie war zu müde, um zu protestieren. Sie zog Schuhe und Socken aus, legte sich in den Schlafsack, öffnete ihren BH und zog ihn unter dem T-Shirt hervor, schlüpfte dann aus der Hose und faltete sie zu einem Kissen. Die Lampe ging aus. Sie hörte, wie Iain seine Sachen ausbreitete, um sich daraufzulegen, und noch ein T-Shirt anzog. Sie war schon am Einschlafen, als sie ihn etwas brummen hörte und er ihre Schulter berührte. «Tut mir leid», sagte er. «Ich hätte nicht gedacht, dass es so unbequem ist.»
    «Was?», fragte sie.
    «Rück ein Stückchen zur Seite. Ich komme mit rein.»
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Letztlich war es sein Schlafsack. Er öffnete den Reißverschluss. Sie spürte sein Knie im Rücken, sein kalter Fuß streifte ihre Wade, und sie musste an Knox denken. War es wirklich erst gestern Nacht gewesen? «Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist», sagte sie.
    «Bitte», meinte er. «Ich werde nichts versuchen, ich schwöre es. Was denkst du denn von mir?» Nachdem er sich auf die gleiche Seite gedreht hatte wie sie, war es dort, wo sie sich berührten, angenehm warm. Sie fragte sich, was Knox davon halten würde. Aber Iain war ja sein Freund. «Dann gute Nacht», sagte Iain, schmiegte sich an sie und legte einen Arm um ihre Taille.
    Sie zögerte einen Moment, und dann war die Gelegenheit zu protestieren verstrichen. Sie legte ihren Kopf wieder auf die zusammengefaltete Hose. «Gute Nacht», sagte sie.

IV
    Es war bereits nach Mitternacht, als endlich ein Taxi vor Franklins Haus hielt, aus dem erst der hochgewachsene Mann selbst und dann seine Frau ausstieg. Beide waren elegant gekleidet, er in einem Dinnerjackett, sie in einem blassgrünen Abendkleid und Bolero. Sie mussten bei Nicos Abschlussbankett gewesen sein. Knox ging langsam auf sie zu. Franklin sah erstaunt aus, als er ihn bemerkte. «Sie!», sagte er. «Was machen Sie denn hier?»
    «Das wissen Sie ganz genau.»
    Franklin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sagte aber nichts. «Was ist, Claude?», fragte seine Frau mit dem nasalen Ton einer Gehörlosen, die sprechen gelernt hatte. «Was ist los?»
    Franklin sah sie mit einem beruhigenden Lächeln an. «Nichts, meine Liebe», versicherte er ihr, wobei er seine Worte auch in Gebärdensprache darstellte. «Bitte geh rein.»
    «Aber ich …»
    «Bitte», wiederholte er. «Geh rein. Geh ins Bett. Es ist alles in Ordnung. Dieser Herr und ich haben nur ein paar Dinge zu besprechen.» Als sie im Haus verschwand, schaute er ihr hinterher. Erst ging unten das Licht an, dann oben. «Und?», fragte er.
    «Ich habe gerade im Internet ein wenig über Roland Petitier nachgeforscht», sagte Knox. «Ein ungewöhnlicher Name. Wussten Sie, dass er einen Artikel veröffentlicht hat, als er an der französischen Schule war? Und raten Sie mal, wer damals sein Coautor war?»
    «Das ist lange her.»
    «Das waren Sie, Dr.   Franklin. Und Sie haben mir heute Morgen noch erzählt, dass Sie eigentlich nicht mit ihm befreundet waren und nur eine Weile mit ihm in einem Haus gelebt haben.»
    «Alles, was ich Ihnen erzählt habe, ist die Wahrheit.»
    «Aber nicht die ganze Wahrheit», sagte Knox. «Sie haben gemeinsam einen Artikel geschrieben mit dem Titel Die Mysterien von Eleusis entschlüsselt . Hielten Sie das vielleicht nicht für erwähnenswert?»
    Franklin schaute erst links, dann rechts die Straße hinunter, als wolle er weglaufen. Aber dann ließ er einfach die Schultern hängen. «Gehen wir rein», sagte er. «Dafür brauche ich einen Drink.»

V
    Nadja schlenderte durch Psyrri zurück zu ihrem Hotel. Vor den Nachtclubs standen Menschenschlangen, drinnen dröhnte laute Musik. An Abenden wie diesen, wenn der Alkohol sie locker gemacht hatte, mochte sie es, wenn ein junger Mann dreist genug war, um mit ihr zu flirten. Doch heute Abend war es nicht einmal zu einem kleinen Blickkontakt gekommen. Sie war einmal schön gewesen, begehrt, und das war noch gar nicht so lange

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