Wächter des Mahlstroms
Mannschaft – habe ich nie gehabt!« wandte Cloud ein.
»Reiten Sie lieber nicht auf solchen Kleinigkeiten herum. Es entspricht außerdem den Vorschriften, daß jeder Kapitän über ein Schiff dieser Größe das Recht hat, für den Eigner – in diesem Falle die Galaktische Patrouille – das benötigte Personal einzustellen, und zwar im erforderlichen Umfang. Ob ich nun bezahlt werde oder nicht – ich bleibe jedenfalls, bis ich abgelöst werde.«
»Aber ich
brauche
keinen Arzt – und auch keine Krankenschwester.«
»Für Sie mag das im Augenblick ja zutreffen«, räumte die Manarkanerin gelassen ein. »Ich habe diesen Aspekt überprüft. Doch wie der Leiter Ihres Labors zu Ihnen sagte: ›Auch das geht einmal vorbei.‹ Und damit hat er recht. Sie brauchen eine Mannschaft, und jedes Mitglied dieser Mannschaft – auch Sie selbst – kann jederzeit ärztliche Hilfe benötigen. Es geht also im Augenblick nur darum, ob Sie einen Ersatz für mich an Bord holen wollen oder nicht. Möchten Sie meine Zeugnisse sehen?«
»Nein. Nachdem ich nun auf geistiger Ebene mit Ihnen gesprochen habe, ist das nicht mehr erforderlich. Aber haben Sie nach der Stellung, die Sie an Bord des zerstörten Schiffes bekleideten, an einem so kleinen Weltraumfahrer überhaupt Interesse?«
»O ja – interessiert bin ich!«
»Also schön. Wenn die anderen bleiben, können Sie das auch tun – zum gleichen Gehalt, das Sie zuletzt bekommen haben.« Er wandte sich an Thlaskin.
»Jetzt die Dame von der Vega. Nein, halt! Wir müssen etwas Besseres haben als die Raumsprache; die Veganer sind sehr sprachbegabt. Vielleicht kennt sie das Englische oder Spanische; immerhin ist die Vega ja einer der nächsten Nachbarn der Erde. Ich werd's mal direkt versuchen.«
Er drehte sich zu dem Mädchen um. »Sprechen Sie Englisch, Miß?«
»Nein, nur wenisch«, kam die verblüffende Antwort. »Schwei Jahr' isch hab' geüb', aber zzu schwer.« Sie wechselte zum Galaktischen Spanisch über, das im Begriff stand, sich in der Galaktischen Zivilisation als Standardsprache durchzusetzen. »Aber haben Sie nicht eben auch ›Spanisch‹ gesagt? Diese Sprache verstehe ich einigermaßen – nur mit den ›S‹- und ›Z‹-Lauten komme ich noch nicht zurecht. Wie man hört, beherrschen fast alle gebildeten Tellurier das Spanische – Sie auch?«
»Praktisch so gut wie das Englische«, erwiderte Cloud erleichtert. »Sie haben ja kaum einen Akzent! Ich heiße Neal Cloud. Wie lautet Ihr Name?«
»Neelcloud? Ich grüße Sie. Ich heiße Vezzpin ... aber nein, das könnten Sie ja nicht aussprechen. ›Vezzta‹ wäre wohl die beste Annäherung.«
»QX. Wir kennen einen Namen, der diesem sehr ähnlich ist: ›Vesta‹.«
»Aber das habe ich doch gesagt: Veezz-ta!«
»Oh – bitte entschuldigen Sie. Sie haben sich mit dieser Dame unterhalten – aus Tominga, nicht wahr? Welcher Sprache haben Sie sich dabei bedient?«
»Des Tominganischen vom vierten Kontinent, Dialekt des mittleren Plateaus – ihre Heimatsprache. Sie war Technikerin in einer großen Energieanlage auf Manarka, deshalb kennt sie sich mit der dortigen Zeichensprache aus. Die Tominganer haben keine akustischen Sprachen.«
»Offensichtlich ganz im Gegensatz zu Ihnen. Wie viele Sprachen kennen Sie, junge Dame?«
»Bisher nur etwa fünfzig – natürlich ohne die Dialekte. Ich bin etwa auf halbem Wege zu meinem Sprachdiplom. Noch fünfzig weitere Sprachen, einschließlich Ihres schwierigen ›Englisch‹. P.f.tz.k!« Vesta rümpfte die Nase, entblößte die Zähne und gab einen Laut von sich, wie er von einer Katze ausgestoßen werden mochte, die in einer Gasse auf einen großen Hund trifft.
»Ich weiß nicht, ob die Raumsprache mitgerechnet wird; jedenfalls muß ich die wohl auch lernen.«
»Ausgezeichnet, Vesta. Jetzt möchte ich gern wissen, warum Sie sich als Mitglied meiner Besatzung bewerben?«
»Ich wollte fliegen, und da ich kein Fahrgeld zahlen kann ...«
»Das brauchen Sie doch auch gar nicht!« warf Cloud ein. »Wenn Sie an Bord des Schiffes Ihr Geld verloren haben, würde die Patrouille Sie überallhin ...«
»Oh, das habe ich nicht gemeint.« Sie griff in ihren Gürtelbeutel und hielt dem Mann ein Bündel Reiseschecks hin, mindestens fünfzigtausend Kredit der Galaktischen Patrouille!
»Ich wollte vielmehr mit Ihnen weiterfliegen – dabei wußte ich gleich, daß dies kein Passagierschiff ist. Ich kann mich nützlich machen – wer hat Ihrer Meinung nach vorhin die Übersetzungskette
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