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Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Stellen Sie's ein.«
    »QX, aber warum?« fragte Joan, während sie die erbetene Justierung vornahm. »Haben Sie etwas herausgefunden, das ich in den Tiefen Ihres Geistes bisher nicht entdeckt habe?«
    »Das weiß ich selbst nicht so genau – in ein paar Minuten bin ich schlauer.« Cloud konzentrierte sich auf die Karte und den benachbarten Oszilloskopschirm.
    Ein Stift zeichnete eine dünne, heftig schwankende rote Linie. Einige Sekunden später zeichnete ein zweiter Stift diese Linie in Schwarz nach; dabei war die Übereinstimmung so genau, daß von der roten Linie nichts mehr übrigblieb. Auf dem Schirm des Differentialoszilloskops flackerte eine dünne grüne Zickzacklinie in ewig wechselnden Formationen – diese Linie entsprach dem Zeitwert, der dem Gehirn zur Lösung seiner Aufgabe fehlte. Sollte die dünne Linie jemals die Nullinie berühren, so kurz das auch geschehen mochte, würde das Elektronengehirn Margie sofort in Aktion treten; doch zu keiner Zeit kam sie auf weniger als einen Zentimeter an diesen Wert heran.
    »Ich habe so langsam das Gefühl, daß das Versagen der Gehirne teilweise oder vorwiegend mein Fehler gewesen ist«, dachte Cloud und drückte Joan noch ein wenig fester an sich. Die junge Frau gab sich seiner Bewegung hin, anstatt sich zu wehren. »Vielleicht habe ich nicht lange genug gewartet, um Ihren Computern die nötige Bewegungsfreiheit zu geben. Zum Beispiel habe ich die ganze Zeit angenommen, daß sie ähnlich arbeiten wie ich: daß sie alle Daten bis zur Gültigkeitsgrenze der Gleichungen aufnehmen, daß sie aber nicht schnell genug sind, eine Vorhersage von drei Komma sechs Sekunden zu schaffen.
    Wenn ich diese Kurven dagegen richtig interpretiere, geht Margie ganz anders vor. Sie scheint überhaupt nichts auf mehr als drei Komma sechs Sekunden zu extrapolieren, was für verläßliche Werte bei weitem nicht ausreicht – und manchmal schafft sie sogar viel weniger. Sie nimmt keine Daten an, die weit genug in der Zukunft liegen. Sie tut, als könnte sie nur eine bestimmte Menge von Informationen aufnehmen, ohne sich zu verschlucken.«
    »Genau. Das ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt, da es sich hier nicht um die Art Ernährungsproblem handelt, das sich durch eine Erweiterung der Speiseröhre beheben ließe – doch Sie haben es gut formuliert.« Joans rechte Hand legte sich auf Clouds Handgelenk und unterstützte seinen Druck, während sich ihr Gesicht noch mehr dem seinen zuwandte, das fast auf ihrer Schulter ruhte. »Das ist aber ein Hemmschuh, der in der Konstruktion aller wirklich schnellen Maschinen steckt ... und wir wissen keinen Weg, davon loszukommen ... Warum? Was hat das mit unserem Fall zu tun?«
    »Viel sogar – hoffe ich wenigstens. Als ich noch mit meinem Flieger arbeitete, mußte ich manchmal eine halbe Stunde warten, bis sich die Sigmakurve ausreichend stabilisierte und die Gleichungen eine weiterreichende verläßliche Vorhersage ergaben.«
    »Stabilisieren? Wie denn das? Ich habe noch nie erlebt, daß sich eine Sigmakurve abgeflacht hätte. Oder hat das Wort ›Stabilisieren‹ für den Wirbelexperten etwa eine besondere Bedeutung?«
    »Möglich. Damit bezeichne ich den Augenblick, da eine Sigmakurve ein wenig regelmäßiger wird als gewöhnlich, so daß eine einfachere Gleichung eine länger gültige Vorhersage ergibt.«
    »Ich verstehe; ein Unterschied in der Wellenform, der mir verborgen bliebe, könnte für Sie sehr viel bedeuten.«
    »Genau. Nun ist mir vorhin eingefallen, daß eine ähnliche Überlegung vielleicht auf diese scheinbar völlig anderen Verhältnisse zutrifft. Je weniger instabil die Kurve ist, desto weniger kompliziert sind die Gleichungen, um so kleiner ist das eigentliche Volumen an Daten ...«
    »Oh!« fuhr Joan auf. »Margie könnte also doch noch zum Zuge kommen, wenn wir nur lange genug warten?«
    »Genau. Browning kann Ihnen doch das Schiff nicht wegnehmen, oder?«

    »Nein. Niemand kann sich einschalten, bis die Arbeit erledigt ist oder ich auf den roten ›Stop‹-Knopf hier drücke. Glauben Sie, daß sie es schafft, Sturm? Wie lange können wir warten?«
    »Ich würde sagen, eine halbe Stunde. Nein, wir wollen eine klare Regelung treffen – wir warten, bis ich eine volle Zehn-Sekunden-Vorhersage ermittelt habe – was Margie in dieser Situation unternimmt, werden wir dann ja sehen.«
    »Wunderbar! Aber in dem Fall wäre es sicher eine gute Idee, wenn Sie sich die Kurve mit ansehen, nicht wahr?« sagte sie. Ihre Augen

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