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Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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blickten in diesem Moment direkt in die seinen, aus einer Entfernung von knapp zwanzig Zentimetern.
    »Ich schaue mir das später an, denn im Augenblick bin ich ...«
    Das Schiff erbebte unter dem nicht zu verkennenden Hammerschlag des explodierenden Heptadetonits. Unbemerkt von den beiden Wissenschaftlern, die das Projekt eigentlich leiten sollten, hatte die Sigmakurve einen Augenblick lang weniger unregelmäßig geflackert. Eine Zackenspitze hatte die Nullinie berührt, woraufhin Margie in Aktion getreten war. Der Visischirm, auf dem der abgefilterte Glanz des Mahlstroms zu sehen gewesen war, wurde plötzlich schwarz.
    »Sie hat es geschafft, Sturm!« Joans Gedanke war ein geistiger Freudenschrei.
    »Sie hat es wirklich getan!«
    Ob nun, als das Schiff in den freien Zustand überging, Joan den Mann zu sich herabzog, um ihn festzuhalten, oder aus einem anderen Grund; ob Cloud sie nur umfaßte, weil er keinen anderen Halt in der Nähe fand; wer von den beiden zuerst die Arme um den anderen legte – das sind unwichtige Fragen, auf die es in diesem Augenblick keine Antwort gibt. Tatsache war jedenfalls, daß die beiden Wissenschaftler etwa zwei Minuten lang eine erstaunlich unwissenschaftliche Haltung einnahmen, ehe Joan daran dachte, sich ein wenig von Cloud zu lösen. Dabei erhob sie keine geistigen Einwände; statt dessen errichtete sie einen Block und verwendete die Stimme.
    »Ich bitte dich, Sturm«, begann sie – doch sie wurde zum Schweigen gebracht, wie es bei Liebespärchen seit Urzeiten üblich ist. Da senkte sie ihren Schirm von neuem, und ihr Geist tastete sich vorsichtig dem seinen entgegen.
    »Jetzt dürfte der Augenblick gekommen sein, unsere Gedanken verschmelzen zu lassen. Ich habe ziemliche Angst davor gehabt – aber das ist jetzt vorbei ...«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe noch immer Angst. Ich habe viel darüber nachgedacht und mir das Phänomen vorgestellt, doch je mehr ich mit dem Gedanken spiele, desto größer wird meine Angst. So etwas ist gefährlich, als spielte man mit Duodec herum. Ich war gerade zu dem Schluß gekommen, daß wir lieber darauf verzichten sollten.«
    »Hast du Angst um dich – oder um mich? Versuch mir keinen Lügengedanken aufzutischen, Sturm – das schaffst du doch nicht. Du machst dir meinetwegen Sorgen – aber das ist nicht nötig. Ich habe mir auch meine Gedanken gemacht und bin dabei ziemlich tiefschürfend gewesen. Ich weiß, daß ich dazu bereit bin.« Sie blickte zu ihm auf, und ihr schelmisches Lächeln drehte ihm das Herz im Leib herum. »Komm, machen wir's.«
    »QX, Joanie. Ich habe mir dies mehr gewünscht als irgend etwas anderes in meinem Leben.«
    »Je enger, desto besser.«
    Sie umarmten sich, und wieder strömte ein Geist in den anderen; diesmal ohne Zurückhaltung. Glatt und mühelos verschmolzen die beiden Wesenskerne miteinander, paßten sich in den entlegensten Winkeln einander an, vereinten sich so schnell und anmutig wie zwei Wassertropfen, die zu einem werden.
    In dieser unvorstellbar intimen Vereinigung, in dieser höchsten Verbindung von Linie und Ebene und Zelle wurde der eine Geist dem anderen komplett enthüllt – in einem Vorgang, an dem kein Außenstehender jemals teilhaben konnte.
    Nachdem sie einander lange studiert hatten, lösten sie ihre Umarmung. Automatisch errichtete jeder von ihnen einen festen Gedankenblock.
    »Ich weiß nicht, wie es dir geht, Sturm«, sagte Joan schließlich. »Aber ich bin ziemlich fertig. Ich gehe jetzt zu Bett und schlafe etwa eine Woche lang.«
    »Ich auch«, sagte Sturm. »Gute Nacht, Liebling ... Übrigens sollten wir niemandem ein Wort davon sagen!«
    »Kannst du dir vorstellen, welchen Spaß die Psychologen daran hätten, uns auseinanderzunehmen?«
    In Anbetracht der letzten Minute wäre zu vermuten gewesen, daß sich die beiden sofort und ohne Umstände trennten; aber das war nicht der Fall. Doch schließlich verabschiedeten sie sich und sanken in einen tiefen, langen Schlaf.
    Ziemlich früh am nächsten Morgen, noch ehe die beiden aufgestanden waren, schickte Cloud einen Gedanken auf die Reise.
    »Bist du wach, mein Schatz?«
    »So gerade. Guten Morgen, Sturm.«
    »Ich habe eine Neuigkeit für dich, Joanie. Mein Gehirn arbeitet in Höchstform, und das in Bereichen, von denen ich bisher keine Ahnung hatte. Unter anderem hast du vermutlich einen erstklassigen Wahrnehmungsbegabten aus mir gemacht.«
    »So? Na, dann kümmere dich bitte nicht um mich ... aber warum sollte ich das sagen, nachdem

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