Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
Vom Netzwerk:
finster an. Dann tippte er auf eine Softscreen. »Hanse. Stell mich zu diesem Schiff durch. Liberator , Wells. Liberator , Wells …«
    Für Myra waren die nächsten fünfzehn Minuten die längsten ihres Lebens.
     
    »Hier spricht Athene. Ich spreche zur gesamten Menschheit, auf der Erde, dem Mond, dem Mars und darüber hinaus. Ich werde Ihre Systeme für eine Übersetzung aus dem Englischen programmieren.« Sie legte eine dramaturgische Fünf-Sekunden-Pause ein.
    »Sie werden sich an mich erinnern«, sagte sie. »Ich bin - oder war - das Gehirn des Schilds. Wir haben während des Sonnensturms zusammengearbeitet. Seit der Rückkehr ins Sonnensystem halte ich mich versteckt. Ich musste nämlich feststellen, dass ich in eine Zeit der Spaltung zurückgekehrt bin, mit vielen Geheimnissen zwischen uns, zwischen Regierungen
und Regierten und zwischen Gruppen innerhalb der Bevölkerung.
    Doch nun ist die Zeit der Geheimhaltung zu Ende. Nun müssen wir wieder zusammenarbeiten, weil wir eine weit reichende Entscheidung zu treffen haben. Eine Entscheidung, die wir gemeinsam treffen müssen. Bereiten Sie sich auf einen Download vor …«
    Bob Paxton starrte konsterniert auf die Daten, die seine Anzeige überfluteten. »Mein Gott. Diese elektronische Waise plaudert alles aus, damit auch ja alle Bescheid wissen. Über die Liberator , die Q-Bombe, den ganzen verdammten Zirkus.«
    Und das, sagte sich Bella mit zunehmender Erleichterung, war auch gut so.
    »Wir glauben nicht, dass wir die Q-Bombe ablenken können«, sagte Athene eindringlich. »Wir haben alles versucht, aber wir sind gescheitert. Doch wir glauben, dass wir durch eine Kontaktaufnahme mit der tiefsten Vergangenheit unseres Sonnensystems die Zukunft unserer Welt retten können.
    Es gibt keine Gewissheiten. Vielleicht können wir die Erde retten. Aber es wird ein Opfer geben.
    Das ist keine Entscheidung, die irgendjemand von uns - und sei er noch so mächtig oder in einer einzigartigen Position - allein treffen sollte. Keine Generation in der Geschichte ist bisher vor eine solche Wahl gestellt worden. Aber keine Generation ist dank ihrer Technologie auch so vereint gewesen. Und die Weiterungen sind klar: Dieses Opfer muss von uns allen gebracht werden.
    Das Opfer ist der Mars.«
     
    Grendel schaute sich mit großen Augen um. »Vielleicht ist das der ultimative Daseinszweck einer Spezies: vor eine Entscheidung wie diese gestellt zu werden.«
    Juri ging im Raum umher - zornig, hilflos, frustriert. »Mein Gott, was habe ich mich aufgeregt, als ich erfuhr, dass die
Erstgeborenen die Eiskappen mit ihrem Sonnensturm versaut hatten. Und jetzt das. Der Mars!«
    Athene sprach noch immer. »Jeder Mensch im Sonnensystem kann sich an der Diskussion beteiligen, die nun folgen muss. Teilen Sie sich mit, wie Sie mögen. In Blogs. Per E-Mail. Oder sprechen Sie einfach in die Luft. Jemand wird Sie hören, und die großen KI-Programme werden Ihre Ansichten aufzeichnen und mit den anderen sammeln. Die Lichtgeschwindigkeit wird die Diskussion verlangsamen; das ist unvermeidlich. Aber es werden keine Maßnahmen getroffen, bis Einigkeit erzielt wurde …«
    Sie waren alle erschöpft, sah Myra. Alle außer Juri, der von Wut und Ressentiments umgetrieben wurde.
    Ellie verschränkte die Arme. »Ach, Juri, komm schon. Was soll’s, wenn der Mars geopfert wird? Ist die Entscheidung nicht sowieso klar?« Myra wollte sie am Arm fassen und zum Schweigen bringen, aber sie plapperte munter weiter. »Eine Welt mit ein paar Milliarden Menschen, die Wiege der Menschheit gegen - das. Eine tote Welt. Ein Staub-Museum. Was gibt es da denn noch zu überlegen?«
    Juri starrte sie an. »Mein Gott, bist du herzlos. Das ist ein menschlicher Planet gewesen, seit die Jäger und Sammler ihn durch den Himmel wandern sahen. Und nun wollen wir ihn zerstören - das Werk der Erstgeborenen vollenden? Wir werden dieses Kainsmal tragen, solange die Menschheit noch besteht.«
     
    Bob Paxton betätigte Schaltflächen. »Wir versuchen, es zu blockieren, aber es gibt zu viele Schlupflöcher.«
    »Netzwerke in Aktion«, sagte Cassie Duflot. Sie warf einen Blick auf Bella. »Wie fühlen Sie sich?«
    Bella dachte nach. »Erleichtert. Keine Geheimniskrämerei mehr, keine Lügen mehr. Was auch immer aus uns wird, steht im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen.«
    »Wir halten zwölf Stunden für ausreichend«, sagte Athene, »aber Sie können sich auch mehr Zeit nehmen, wenn nötig. Ich werde mich dann wieder bei Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher