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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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die Letzten Tage, wenn die Woge der Quintessenz schließlich das Zeitalter der Materie beendete -, galten besonders strenge Restriktionen. Den eigenen Berechnungen der Marsianer zufolge vermochte das Universum nur eine einzige so bevölkerungsreiche und energiehungrige Welt wie die ihre zu stützen - eine einzige Welt in den hundert Milliarden Galaxien des Weltalls, wenn man die Letzten Tage erreichen wollte.
    Die Erstgeborenen mussten erkannt haben, dass, wenn Leben auf sehr lange Sicht existieren wollte - wenn auch nur ein einziger Bewusstseinsstrang in die fernste Zukunft hinübergerettet werden sollte -, Disziplin in kosmischem Maßstab nötig
war. Es durfte keine unnötige Störung, keine Energieverschwendung, keine Turbulenzen im Strom der Zeit geben.
    Leben: Es gab nichts Wertvolleres für die Erstgeborenen. Aber es musste die richtige Art von Leben sein. Ordentlich, ruhig, diszipliniert. Leider kam das eher selten vor.
    Sicherlich bedauerten sie, was sie taten. Sie beobachteten die Zerstörung, die sie verursachten, und konstruierten aus der Zeit ausgeschnittene Muster der von ihnen zerstörten Welten und steckten sie in Taschen-Universen. Aber die Marsianerin wusste, dass in diesem Spielzeug-Universum das »positive Vorzeichen« der Masseenergie durch das negative der Gravitation neutralisiert wurde. Und wenn dieses Universum starb, was bald geschehen musste, würden die Energiesummen sich aufheben, und ein ganzer Kosmos würde in der Abstraktion von null aufgehen.
    Die Erstgeborenen zeigten sogar ihre Reue nach ökonomischen Kriterien.
    Bei den Marsianern herrschte allerdings Unklarheit, weshalb die Erstgeborenen so erpicht darauf waren, die Letzten Tage zu erreichen.
    Vielleicht war es auf ihren Ursprung zurückzuführen. Vielleicht waren sie bei ihrer Bewusstwerdung in den Ersten Tagen - einem anderen begegnet . Einem, der so weit von ihrem Kosmos entfernt war wie sie von den Spielzeug-Universen, in denen sie ihre Zeitscheiben-Welten verstauten. Einer, der in den Letzten Tagen zurückkommen würde, um zu wägen, was da gerettet werden sollte.
    Die Erstgeborenen glaubten wahrscheinlich, dass sie mit ihrer universalen Brandschatzung ein gutes Werk verrichteten.
     
    Die letzte Marsianerin sinnierte über das Signal von Mir.
    Diese Wesen auf Mir waren nicht gewillt, den Hammerschlag der Erstgeborenen zu erdulden. Genauso wenig wie die Marsianer sich wegen einer Neurose, die seit der Frühzeit des Kosmos kultiviert worden war, den Untergang ihrer Kultur
gewünscht hatten. Also setzten sie sich zur Wehr. Wie die Wesen von Mir und ihrer Mutter-Welt im Eltern-Universum sich nun zur Wehr setzen wollten.
    Ihre Entscheidung war klar.
    Sie brauchte sieben Marstage, um die Vorbereitungen zu treffen.
    Und bei der Arbeit dachte sie über ihre eigene Zukunft nach. Sie wusste, dass dieses Taschen-Universum starb. Aber sie hatte keineswegs den Wunsch, mit ihm zu sterben. Und sie wusste, dass der einzig mögliche Ausweg über ein anderes Artefakt der Erstgeborenen führte, das für ihre verstärkten Sinne deutlich sichtbar war - ein Artefakt, das sich auf dem dritten Planeten eingenistet hatte.
    Alles für die Zukunft.
    Leider würde die Implosion des Raumzeit-Käfigs ihren schönen Eisturm beschädigen. Sie errichtete in einiger Entfernung einen neuen. Die Arbeit machte ihr Freude.
    Der neue Turm war aber erst zur Hälfte fertig gestellt, als nach den von ihr vorgenommenen Änderungen der Gravitationskäfig das Auge der Erstgeborenen zerquetschte.

{51}
ENTSCHEIDUNG
    Es gab nur ein Auge , obwohl es viele Projektionen in der Raumzeit hatte. Und es hatte viele Funktionen. Eine war die Informationsübertragung.
    Als die Marsfalle zuschnappte, sendete das dortige Auge ein Notsignal. Einen Schrei, der an alle seine Schwester-Projektionen übermittelt wurde.
     
    Die Q-Bombe war das einzige Artefakt der Erstgeborenen im Sonnensystem außer dem Auge , das in seiner Grube auf dem Mars gefangen war. Und die Q-Bombe spürte diesen Schrei, ein Signal, das sie weder zu glauben noch zu begreifen vermochte.
    Beunruhigt schaute sie nach vorn.
    Dort vor der Q-Bombe, einem glitzernden Spielzeug, trieb der Planet Erde mit all seinen Völkern. Da unten auf diesem überfüllten Globus blinkten Alarmmeldungen auf unzähligen Softscreens, die großen Fernrohre suchten den Himmel ab - und eine verunsicherte Menschheit fürchtete, dass die Geschichte sich ihrem Ende zuneigte.
    Die Q-Bombe hätte sich zum Herrn über diese Welt aufschwingen

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