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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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gewesen; sie war mehr »sie« als »er«.
    Es hatte zu allen Zeiten nur ein paar hunderttausend ihrer Art gegeben, die über die Meere und Ebenen des Mars verteilt waren. Namen hatten sie nie gehabt; es waren ihrer nur sehr wenige, sodass Namen unnötig waren. Sie war jedes Einzelnen von ihnen bewusst gewesen, wie leise Stimmen in einer hallenden Kathedrale.
    Und sie war sich auch allzu bewusst, dass sie alle gegangen waren - alle. Sie verspürte eine Einsamkeit, die das Vorstellungsvermögen eines Menschen weit überstieg.
    Und die sich nähernde Waffe der Erstgeborenen, die Q-Bombe des Mars, war auch verschwunden.
    Unmittelbar vor der Diskontinuität hatte sie am Marspol gearbeitet und die Falle der verzerrten Raumzeit überprüft, in der sie und ihre Kollegen das Auge der Erstgeborenen gefangen hatten. Für Sinne, die darauf ausgelegt waren, die Verzerrung des Raums zu »sehen«, war die Waffe höchst präsent - sie stand im Zenit und fuhr vom Himmel geradewegs zum Mars pol herab.
    Und dann kam der Zeitscheiben-Aufschnitt. Das Auge blieb in seinem Käfig. Die Waffe der Erstgeborenen war verschwunden.
    Dieser aus der Zeit geschnittene Mars war eine Ruine, die Atmosphäre nur eine hauchdünne Schicht aus Kohlendioxid. Es waren nur noch Spuren von Eis in den Betten der verschwundenen Ozeane vorhanden, und Staubstürme tobten über eine öde Landschaft, die durch die ultraviolette Strahlung der Sonne sterilisiert worden war. Mancherorts standen
die Städte ihrer Art noch - sie waren aufgegeben worden, doch vereinzelt brannten sogar noch Lichter. Aber ihre Gefährten waren verschwunden. Und als sie im trockenen, giftigen Schmutz grub, fand sie nur Methanbildner und andere primitive Bakterien, die zudem dünn gesät waren: ein schwacher Nachhall der großen, vielfältigen Gemeinschaften, die diese Welt einst bewohnt hatten. Traurige Überreste, die ihre eigenen letzten Nachkommen waren.
    Sie war allein. Ein Spielzeug der Erstgeborenen. Sie war voller Zorn.
     
    Die Marsianer hatten geglaubt, die Erstgeborenen zu verstehen - bis zu einem gewissen Grad zumindest. Die Erstgeborenen mussten sehr alt sein.
    Vielleicht waren sie sogar Überlebende der Ersten Tage, mutmaßten die Marsianer, eines Zeitalters, das gerade eine halbe Milliarde Jahre nach dem Urknall selbst begonnen hatte, als das Weltall transparent wurde und das Licht der allerersten Sterne aufflackerte. Deshalb lösten die Erstgeborenen Instabilitäten in Sternen aus. Zu ihrer Zeit waren alle Sterne instabil gewesen.
    Und so alt sie waren, so konservativ waren sie auch. Um ihre Ziele zu erreichen, manipulierten sie die Sterne, sodass sie flackerten oder zur Nova wurden oder änderten ihre Veränderlichkeit, damit sie nicht gleich explodierten. Sie schickten ihre kosmologischen Bomben los, um Welten zu sterilisieren - nicht um sie zu zerstören. Ihnen schien daran gelegen, Energie verbrauchende Zivilisationen möglichst ökonomisch »herunterzufahren«.
    Um die Motive für diese Handlungsweise zu ergründen, versuchten die Marsianer sich mit den Augen eines Erstgeborenen zu betrachten.
    Das Universum ist voller Energie, die sich aber zum größten Teil im Gleichgewicht befindet. In einem Gleichgewichtszustand vermag Energie nicht zu fließen und kann somit auch
nicht zur Arbeit genutzt werden - genauso wenig wie man mit einem still ruhenden Teich ein Wasserrad anzutreiben vermag. Es ist der Energiefluss aus dem Gleichgewichtszustand - der kleine Bruchteil »nützlicher« Energie, die »Exergie«, - der Leben überhaupt ermöglicht.
    Und allerorten wurde Exergie vergeudet.
    Überall steigerte die Evolution die Sequenz des Lebens zu immer komplexeren Formen, die den verfügbaren Energiefluss immer stärker anzapften. Und dann gab es Intelligenz. Zivilisationen waren wie Experimente zur Erhöhung des Exergie-Verbrauchs.
    Von der hohen Warte der Erstgeborenen aus gesehen waren die Errungenschaften unbedeutender Zivilisationen wie der ihren zu vernachlässigen, vermuteten die Marsianer. Maßgeblich waren allein der Fluss von Exergie und die Geschwindigkeit, mit der sie verbraucht wurde.
    Sicher würde eine so alte Zivilisation wie die der Erstgeborenen auf ihrem abgehobenen Entwicklungsstand sich auch mit dem Schicksal des Kosmos als Ganzem und der Nutzung seiner begrenzten Ressourcen befassen. Je länger eine Zivilisation bestehen sollte, desto sorgfältiger musste man mit diesen Ressourcen haushalten.
    Und wenn man die sehr weit entfernte Zukunft erreichen wollte -

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