Wächter
auf dem Mars …«
Juri fiel ihm ins Wort. »Die Führung ist beendet.«
Myra ging zur Bohrturm-Plattform. »Dieses Bohrloch führt aber keine Flüssigkeit. Ihr habt es ausgekleidet.«
Juri nickte. »Das war das erste Loch, das wir zu ihm vorgetrieben hatten . Wir wussten nämlich schon von Radar-Scans, dass sich etwas unter dem Eis verbarg. Nachdem wir es erreicht hatten, haben wir das Loch wieder geschlossen und bei Lowell ein höheres Budget beantragt, um das Bohrloch auszukleiden und es ständig offen zu halten. Dann haben wir die Bohrflüssigkeit abgepumpt …«
»… und wir haben eine Parallelbohrung niedergebracht«, erläuterte Hanse. »Zuerst haben wir Kameras und Sensoren hinabgelassen. Aber dann …« Er bückte sich und öffnete eine Luke. Sie gab ein vielleicht zwei Meter durchmessendes Loch im Boden frei; direkt unter dem Rand befand sich eine Plattform mit einem Pult und einem kleinen Steuerhebel.
Es war offensichtlich, was das darstellte. »Ein Aufzug«, sagte Bisesa atemlos.
Juri nickte. »Der Moment der Wahrheit. Sie und ich, Bisesa. Alexej. Ellie. Myra. Hanse, du bleibst hier oben. Und du, Grendel.« Juri betrat die Plattform und drehte sich erwartungsvoll um. »Bisesa, sind Sie damit einverstanden? Ich glaube, das ist nun Ihre Show.«
Ihr stockte der Atem. »Sie verlangen von mir, dass ich mit diesem Ding fahre? Zwei Kilometer tief ins Eis bis zu dieser Grube ?«
Myra hielt ihre Hand; trotz der Servos spürte sie den Griff ihrer Tochter kaum. »Du musst das nicht tun, Mama. Sie haben dir noch nicht einmal gesagt, was sie da unten überhaupt gefunden haben.«
»Glauben Sie mir«, sagte Alexej leidenschaftlich. »Sie sollten es sich am besten selbst ansehen.«
»Bringen wir es hinter uns«, sagte Bisesa. Sie ging auf die Plattform und versuchte, ihre Angst zu verbergen.
Sie standen sich auf der Aufzugsplattform gegenüber. Die runde Metallscheibe bot den fünf Personen in ihren Raumanzügen kaum genügend Platz.
Die Scheibe setzte sich ruckartig in Bewegung und senkte sich in Führungen an den Wänden surrend in die Tiefe. Bisesa schaute nach oben. Es war, als ob sie in einen tiefen, hell erleuchteten Brunnen abstiege. Sie verspürte eine panische Angst wegen des Falls und des Gefühls, eingesperrt zu sein.
»Ich registriere eine beschleunigte Atmung und einen erhöhten Puls«, murmelte der Anzug. »Ich kann die Zunahme des Luftdrucks ausgleichen …«
»Psst«, wisperte sie.
Der Abstieg war gnädig kurz.
»Achtung«, sagte Juri.
Der Aufzug hielt mit einem Ruck.
Vor ihnen war eine Metalltür, eine Luke ins Eis hinter Juri eingelassen. Er drehte sich um und öffnete sie. Sie führte in einen kurzen Tunnel, der von Leuchtstoffröhren hell erleuchtet wurde. Bisesa sah ein silbernes Aufblitzen am Ende des Durchgangs.
Juri trat zurück. »Ich sollte Ihnen den Vortritt lassen, Bisesa.«
Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Sie holte tief Luft und trat vor. Der Tunnelboden war grob behauen, uneben und tückisch. Sie konzentrierte sich auf den Weg, schaute nicht nach vorn und ignorierte auch das silberne Glitzern in den Augenwinkeln.
Dann trat sie aus dem Tunnel in eine geräumige Kammer, die grob aus dem Eis gehauen worden war. Ein kurzer Blick nach oben zeigte das enge Bohrloch, das man zu diesem Punkt niedergebracht hatte. Dann schaute sie geradeaus, um zu sehen, was die Spacer hier - tief im Eis des Mars-Nordpols - gefunden hatten.
Ihr Spiegelbild schaute sie an.
Es war das archetypische Artefakt der Erstgeborenen. Es war ein Auge .
{24}
GRÖSSTE ANNÄHERUNG
Ein Zerrbild der wie eine Lichtorgel illuminierten Liberator wanderte über die Oberfläche der Q-Bombe. Edna verspürte einen Anflug von Befriedigung. Die Menschheit war mit einem klaren Ziel hierher gekommen.
Der erste Vorbeiflug an der Q-Bombe war antriebslos und diente einer ersten Sondierung. Bei der größten Annäherung erzitterte das Schiff - einmal, zweimal: es hatte zwei kleine Sonden losgeschickt. Eine wurde in eine niedrige Umlaufbahn um die Q-Bombe geschossen und die andere zielte direkt auf sie.
Dann fiel die glatte, spiegelnde Landschaft zurück, als die Liberator auf Gegenkurs ging.
Sie scrollten durch ihre Anzeigen. Das Schiff war völlig unversehrt. Die Q-Bombe war nicht massiver als ein kleiner Asteroid - sie hatte die Dichte von Blei -, und die Flugbahn des Schiffes wurde durch ihre Gravitationseinwirkung nur unwesentlich beeinflusst.
»Aber wir haben doch einiges in Erfahrung gebracht«, meldete
Weitere Kostenlose Bücher