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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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Lebenserhaltungs-Tornisters aufdrucken lassen und dazu eine sprudelnde Ölquelle. Sein Anzug wirkte robuster als die anderen. Vielleicht handelte es sich dabei um eine Hochleistungs-Ausführung, die eigens für die schwere Arbeit auf dem und am Bohrturm konzipiert worden war.
    Die Marsschneeflocken klatschten gegen Bisesas Visier, sublimierten jedoch sofort und hinterließen kaum sichtbare Flecken.
    »Ich kann Ihnen übrigens jede Unterstützung bieten, die Sie benötigen«, sagte Anzug Fünf.
    »Natürlich kannst du das.«
    »Ich verwalte Ihre Datenübertragung und Ihr Verbrauchsmaterial. Ich verfüge außerdem über einen leistungsstarken
Rechenprozessor. Wenn Sie sich beispielsweise für Geologie interessieren, kann ich Ihr Sichtfeld entsprechend präparieren und Sehenswürdigkeiten hervorheben: ungewöhnliche Gesteinsoder Eisformationen und Diskordanzen.«
    »Ich glaube nicht, dass das heute notwendig sein wird.«
    »Ich wünschte, Sie könnten meine physikalischen Funktionen erproben. Es wird Sie vielleicht interessieren, dass in der Marsschwerkraft das Gehen sogar energieeffizienter ist als Laufen. Wenn Sie es wünschen, kann ich beim Gehen ausgewählte Muskelgruppen beanspruchen und Ihnen somit ein Ganzkörpertraining ermöglichen …«
    »Ach, halt die Klappe, Anzug Fünf! Du nervst«, sagte Juri schroff. »Bisesa, ich bitte um Entschuldigung. Unsere elektronischen Kameraden sind Wunderwerke der Technik. Aber sie können auch ganz schön lästig sein, oder? Vor allem in einer so wundervollen Umgebung.«
    Myra ließ den Blick über die triste Ebene aus steinhartem Eis schweifen; vereinzelte Schneeflocken kreuzten den Strahl der Helmlampe. »Wundervoll?«, fragte sie skeptisch.
    »Ja, wundervoll - zumindest für einen Glaziologen. Ich wünschte nur, dass ich in einem friedlicheren Universum leben würde, um meiner Leidenschaft ungestört frönen zu können.«
     
    Sie näherten sich dem größten Gebilde auf dem Eis. Es war eine halbkugelförmige Kuppel mit einer Höhe von mehr als zwanzig Metern, wie Bisesa schätzte. Sie erkannte Spanten unter einer schlaffen Bedeckung; es handelte sich um ein Zelt, das von diesen Spanten gestützt wurde, und nicht um eine Druckkuppel. Trotzdem gab es eine Luftschleuse aus einem Textilgewebe, die sie nacheinander passieren mussten.
    Das war also der Bohrturm, Hanse Critchfields Baby; er half Bisesa beim Durchgang durch die Schleuse. »Das sind eigentlich PSP-Schranken und keine Luftschleusen. Hier drin herrscht sogar ein leichter Unterdruck: bei einem Leck wird
Luft angesaugt und nicht ausgestoßen. Wir müssen nämlich alles Leben schützen, das wir aus den tiefen Bohrlöchern holen - sogar andere Lebensformen, die wir vielleicht in anderen Schichten finden. Und wir müssen es vor uns schützen und umgekehrt.« Seine Aussprache war ein lustiger Mix aus einem holländischen und einem Südstaaten-Akzent, vielleicht einem schnoddrigen »Texas-Drawl«. Womöglich hatte er auch nur zu viele Western angeschaut.
    In der Kuppel standen sie in hellem Neonlicht unter einer durchhängenden Stoffplane. Der Bohrturm war selbst im Ruhezustand ein eindrucksvolles Gerät - ein Gerüstturm auf einem massiven Sockel aus Marsglas. Hanse nannte die technischen Daten: Masse dreißig Tonnen, Leistung fünfhundert Kilowatt. Das aufgerollte Bohrkabel hatte eine Länge von vier Kilometern - mehr als genug, um die Basis der Eiskappe zu erreichen. Ein verschmierter Apparat pumpte eine Flüssigkeit ins Bohrloch, um seine Schließung zu verhindern, die das unter seinem schieren Eigengewicht fließende Eis ansonsten verursacht hätte. Die Bohrtrupps verwendeten flüssiges Kohlendioxid, das von dieser Maschine aus der Marsluft kondensiert wurde.
    Hanse rühmte sich der technischen Herausforderungen, denen die Bohrtechniker gegenübergestanden hatten: das Erfordernis neuer Schmierstoffe, die der Neigung mechanischer Teile Rechnung trugen, sich bei dem geringen Druck festzufressen. »Thermische Kontrolle ist der Schlüssel. Wir müssen es langsam angehen, um eine übermäßige Wärmeentwicklung hier unten zu vermeiden. Wenn das Wassereis schmilzt, bekommen Sie Wasser, das sich mit dem flüssigen Kohlendioxid mischt - zisch! Dann entsteht nämlich Kohlensäure, und dann hat man ein ernstes Problem. Die Aurora -Besatzung hatte einen Miniatur-Bohrturm mitgebracht, den man auf einem Anhänger transportieren, mit dem man aber auch nur hundert Meter tief bohren konnte. Dieses Baby ist der erste richtige Bohrturm

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