Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
stärker als das hier . Das Problem war nur, dass das nicht stimmte. Nicht einmal seine und Acherons Kräfte zusammen könnten seinen unsäglichen Schmerz lindern.
Danger hatte etwas in ihm gefunden und ans Licht gebracht. Nach den Tagen in ihrer Gegenwart würde er nie wieder derselbe sein.
Er wollte nur noch einen einzigen Tag mit ihr.
Nein, das war eine Lüge. Das wusste er ganz genau. Ein einziger Tag könnte ihn niemals zufriedenstellen.
Er wollte alles.
Er sog tief den Atem ein und ließ ihn wieder entweichen. Wenn Wünsche Pferde wären, könnten selbst Bettler reiten – ein Sprichwort, das er vor etwa dreihundert Jahren von einem Dark Hunter gehört hatte.
Bei jeder Inkarnation lernte er etwas Neues dazu.
Und nun hatte er gelernt zu lieben … nein, das stimmte nicht. Er hatte endlich gelernt zu leben.
Und heute Abend würde er lernen, wie man Abschied nahm.
Er zwang sich, Danger zu folgen. Und mit jedem Schritt hielt er sich vor Augen, dass sein Handeln einem größeren, übergeordneten Wohl diente.
Dieser Gedanke hielt auch Acheron bei der Stange, seit Tausenden und Abertausenden von Jahren. Und genau dieser Gedanke machte das Unerträgliche erträglich.
Er schloss die Augen und beschwor ein Gefühl betäubender Ruhe in seinem Innern herauf. Später würde er Tränen darüber vergießen, was er verloren hatte. Heute Abend jedoch würde er Danger beschützen und seine Aufgabe erfüllen.
Mochten die Götter Kyros und Stryker gnädig sein. Denn Alexion wäre es nicht.
22
Danger blieb vor dem Haus stehen, in dem sich die Dark Hunter versammelten. Nach den Autos auf dem Parkplatz zu schließen, deren Wert etwa dem Bruttoinlandseinkommen eines Kleinstaats entsprach, waren sie bereits eingetroffen, und trotzdem …
»Ich spüre nicht, wie meine Kräfte nachlassen«, sagte sie zu Alexion. »Wie ist das möglich?«
»Das ist ein Trick. Irgendwie schafft Stryker es offenbar, es zu verbergen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht kennt er eine Methode, um zu verhindern, dass wir uns gegenseitig die Kräfte wegnehmen.«
Der Ausdruck auf seinem Gesicht jagte ihr einen Schauder über den Rücken. »Vertrau mir, Danger«, sagte er und blieb stehen, um sie anzusehen. »So eine Methode gibt es nicht. Stryker wäre niemals fähig, die Fähigkeit dafür zu entwickeln. Es gibt nur eine Möglichkeit, wie so etwas passieren könnte – wenn Acheron hier wäre. Und da er es nicht ist … ist es völlig ausgeschlossen. Die Götter würden es niemals erlauben.«
Sie war sich da nicht so sicher, trotzdem glaubte sie ihm. Wenn jemand die Wahrheit kannte, dann war es Alexion.
Als sie auf die Eingangstür zugingen, rechnete Danger beinahe damit, dass jemand vortrat, um sie aufzuhalten. Doch es gab keine Wachen, keine Squires …
Nichts.
Das Gebäude stand bereits seit Jahren leer und war folglich alles andere als sauber und einladend. Überall hingen Spinnweben von den Wänden, und der Fußboden war von Dingen übersät, über die sie lieber nicht genauer nachdenken wollte. In der Luft hing ein schaler, leicht säuerlicher Gestank, so dass sie lieber durch den Mund atmete.
Merkwürdig war, dass die Lichter brannten.
Andererseits war Stryker ein Gott …
»Woher kommt dieses Licht da oben?«, fragte sie Alexion.
»Keine Ahnung. Vielleicht haben sie einen Generator angeschlossen, oder Stryker hat seine Kräfte eingesetzt.«
Sie gingen die Treppe im hinteren Teil des Gebäudes hinauf. Stimmengewirr drang an ihre Ohren, doch es war zu leise, um die Worte ausmachen zu können.
Danger fragte sich, welche Lügen Kyros und Stryker den anderen gerade auftischen mochten.
Und wie viele der Dark Hunter kauften sie ihnen ab?
Als sie vor die Tür am Ende des Korridors traten, hielt sie Alexion an, um einen Augenblick lang zu horchen, was drinnen gesprochen wurde. Sie spürte bereits, dass ihre Kräfte leicht zu schwinden begannen, doch nicht sehr stark.
»Wie sollen wir Acheron besiegen?«
Beim Klang von Squids Stimme zuckte Danger zusammen. Dieser miese kleine Dreckskerl. Doch sie hatte es ohnehin geahnt. Er hasste Acheron aus tiefster Seele.
Als sie aufsah, bemerkte sie den eisigen, entschlossenen Ausdruck auf Alexions Zügen.
»Er ist ein Daimon«, hörten sie Stryker sagen. »Ihr tötet ihn genauso wie jeden anderen von unseren Leuten.«
Als Nächstes ergriff Kyros das Wort. »Seid ihr auf unserer Seite, Brüder und Schwestern?«, rief er laut.
Danger zuckte zusammen, als
Weitere Kostenlose Bücher