Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
wo?«
»Ich weiß es nicht, aber ich spüre es.«
Er spürte es. Tja, das erklärte natürlich alles.
Danger ließ resigniert den Atem entweichen. »Vielleicht sind Sie nur ein wenig überarbeitet.«
»Acheron?«, rief er laut.
Sie runzelte die Stirn, halb in der Erwartung, Acheron in der nächsten Sekunde vor sich zu sehen, überraschend, wie er häufig auftauchte.
Doch er kam nicht.
Stattdessen standen nur sie beide in der Eingangshalle und hielten nach Geistern in den Schatten Ausschau. Was für ein beruhigender Gedanke. Wie ein Stachelschwein in einer Kondomfabrik. Jeden Moment könnte sich etwas aus den Schatten lösen und sie anspringen.
Alexion fluchte innerlich und ging weiter ins Wohnzimmer. Er stand im Raum und sah sich um.
»Artemis«, knurrte er. »Nimm menschliche Gestalt an.«
Ein Teil von ihr wappnete sich, gespannt, Artemis in ihrer menschlichen Gestalt vor sich zu sehen. Doch nachdem ein paar Minuten ohne das wundersame Erscheinen der Göttin vergangen waren, wurde ihr bewusst, wie unsinnig seine Aufforderung war. »Artemis kann sich hier doch gar nicht zeigen. Ich habe keine Seele, deshalb achten die Götter darauf, uns nicht zu nahe zu kommen, schon vergessen?«
»Irrtum«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Die Götter können sich sehr wohl in eurer Nähe aufhalten, wenn sie wollen. Sie tun es nur nicht, weil die meisten von ihnen Arschlöcher sind. Und Artemis zeigt sich nicht, weil sie sich an mir rächen will.«
»Weshalb denn?«
»Oh, es gibt eine ganze Reihe von Gründen, aus denen sie mich hasst.« Er wandte den Blick zur Zimmerdecke. »Ich schwöre, Artemis, damit sammelst du nicht gerade Punkte bei mir. Simi hat völlig recht – du bist ein echtes Miststück.«
»Wer ist Simi?«, fragte sie noch einmal.
Endlich sah er sie an. »Sie ist so wie ich – ›anders‹.«
»Ah, das erklärt natürlich alles. Ich weiß Ihre Art, mir Ihr Vertrauen zu demonstrieren, wirklich zu schätzen, herzlichen Dank.«
Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer, als er in Richtung Treppe ging. »Ob Sie es glauben oder nicht, aber hier ist irgendjemand.«
Er hatte völlig recht mit seiner Vermutung. Sie wollte es nicht glauben. Mehr noch. Sie wusste , dass es nicht so war. »Nein, da ist niemand. Glauben Sie mir. Im Vergleich zu diesem Haus hier ist Alcatraz wenig gesichert.«
»Und wie viele Leute sind von dort schon ausgebrochen?«
Allmählich machte er ihr wirklich Angst.
Beklommen folgte Danger ihm die Treppe hinauf. Allmählich stieg ihre Besorgnis. Spürte er wirklich etwas, was sie nicht wahrnehmen konnte? Es war höchst unwahrscheinlich, dass sich jemand im Haus aufhielt, andererseits würden die meisten Menschen wohl auch sagen, dass ihre Existenz als Tote in der Welt der Lebenden nicht gerade plausibel war. Vielleicht wusste er ja etwas, was sie nicht wusste.
Wie ein Panther auf Beutezug pirschte er den Korridor entlang und betrat ein Zimmer nach dem anderen. Als er zum letzten Schlafzimmer gelangte, war sie es endgültig leid.
»Ich habe Ihnen doch gleich gesagt, dass keiner hier ist.«
Er legte den Kopf schief. »Simi?«, rief er. »Wenn du das bist, hör sofort auf mit diesen Spielchen, und kauf dir stattdessen irgendwas Nettes.«
Danger massierte sich die Schläfen. »Reden Sie immer mit Ihren imaginären Freundinnen?«
»Simi ist keine imaginäre Freundin.«
»Oh, dann ist Sie eben Ihre unsichtbare Freundin. Hätte Ms. Simi gern ein eigenes Zimmer, solange Sie hier sind?«
Der Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass sie ihn mit ihren Provokationen an den Rand eines Schlaganfalls trieb.
»Ich verstehe nicht, weshalb Sie nicht akzeptieren können, dass es Dinge gibt, die jenseits Ihrer Wahrnehmung und Ihres Verständnisses existieren. Für Menschen ist die Vorstellung, dass es Dark Hunter gibt, vollkommen absurd. Menschen haben keine Ahnung, dass Ihre Welt oder die der Daimons existiert. Die Welt, die ich kenne, ist genauso real wie diese hier, und sie wird sogar noch besser abgeschirmt – und nur weil Sie noch nie von ihr gehört haben, bedeutet das noch lange nicht, dass ich sie erfunden habe. Sie haben auch noch nie persönlich vor dem Rat der Squire gestanden, trotzdem wissen Sie, dass sie alle leben und guter Dinge sind.«
Das war ein Argument. »Das stimmt, und überall auf der Welt glauben die Kinder an den Weihnachtsmann und die Zahnfee, die auch alle lediglich ihrer Fantasie entspringen.«
Alexion ging nicht darauf ein, sondern bekämpfte seinen
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