Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
und Butter, deshalb schmeckt es nicht nach viel, aber die Beschaffenheit können Sie ja trotzdem spüren, oder?«
Er nahm eine kleine Handvoll und probierte. Wie sie vorhergesagt hatte, fühlte es sich merkwürdig im Mund an. Knusprig und nahezu gewichtslos. »Wieso essen Sie das Zeug, wenn es nach nichts schmeckt?«
»Ich mag es. Es ist gesund.«
»Aber Sie sind unsterblich, deshalb kann kein Lebensmittel schädlich für Sie sein.«
Sie musterte ihn drohend. »Würden Sie endlich den Mund halten und fernsehen?«
Danger erschrak ein wenig, als er sich von der Armlehne erhob und neben sie setzte. Außerdem bediente er sich weiter an ihrem Popcorn. Es war ungewohnt, jemanden an ihrer Seite zu haben. Nicht einmal Keller teilte ihre spätabendlich-frühmorgendlichen Fernsehsessions – eine Beschäftigung, der sie regelmäßig nachging, um sich nach der Arbeit ein wenig zu entspannen. Es gab nicht viele Daimons in Tupelo. Die meisten Dark Hunter bekamen schlechte Laune, wenn sie keine Beschäftigung hatten, doch sie genoss diesen Zustand in vollen Zügen.
Aus diesem Grund verbrachte sie viele Abende allein zu Hause, sah sich eine DVD an oder telefonierte mit anderen weiblichen Dark Huntern. Ihre Lieblingskolleginnen waren Ephani, die ebenfalls hier in Tupelo stationiert war, und Zoe, die gerade nach New York City gezogen war. Beide waren Amazonen und hatten ein paar höchst interessante Tricks für den Umgang mit Männern auf Lager.
Die meisten davon beinhalteten Peitschen, Ketten und Handschellen.
Alexions Hand streifte ihre Finger, als sie im selben Moment in die Schüssel griffen. Die Kälte seiner Haut erstaunte sie noch immer. Kein Wunder, dass er seinen Mantel anbehielt.
»Wieso ist Ihre Haut so kalt?«, fragte sie.
»Ist sie das?«
»Wie bei einer Leiche.«
»Oh«, sagte er, als wäre ihm völlig neu, dass seine Körpertemperatur es mit jedem Eiswürfel aufnehmen konnte. »Na ja, schließlich bin ich tot.«
»Ich auch, trotzdem habe ich noch einen Puls und so etwas wie Körperwärme.« Ihr kam eine merkwürdige Idee. Sie nahm seine Hand und tastete nach seinem Puls. Nichts. »Wieso haben Sie keinen Puls?«
Kaum waren die Worte über ihre Lippen gekommen, spürte sie seinen Herzschlag, und seine Haut wurde eine Spur wärmer, dort, wo ihre Finger ihn berührten.
Abrupt ließ sie seine Hand los und sprang auf. »Das gibt’s doch nicht. Was zum Teufel ist mit Ihnen los?«
»Ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte er aufrichtig. »Das einzige Wesen, das mich sonst berührt, ist Simi, und sie fühlt sich auch kalt an. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie sich meine Haut für Sie anfühlt, sonst hätte ich mich zuerst gewärmt.«
Sie starrte ihn völlig verwirrt an. Er konnte seinen Herzschlag und seine Körpertemperatur kontrollieren? So etwas hatte sie ja noch nie gehört. »Wie machen Sie das?«
»Ich denke daran, und dann passiert es.«
Danger setzte sich wieder hin und berührte sein Gesicht. Es fühlte sich an wie jedes andere. Seine Haut war eindeutig wärmer als vorher, wenn auch nicht ganz so warm wie die eines Menschen.
Seine Bartstoppeln fühlten sich rau unter ihren Fingern an und beschworen eine tiefe, beinahe beängstigende Sehnsucht in ihr herauf.
Er schloss die Augen und genoss die Berührung ihrer Hand. Schließlich wandte er den Kopf kaum merklich, ehe er die Augen aufschlug. Die ungezähmte Begierde in seinem Blick machte ihr beinahe Angst.
Ehe sie verstand, was geschah, senkte er den Kopf und legte den Mund auf ihre Lippen.
Ihr erster Impuls war, zurückzuweichen und ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen, doch ein anderer Teil von ihr ergab sich seinem zärtlichen Kuss. Und wie zärtlich er war. Behutsam. Der Kuss eines liebenden Mannes, der ihr Blut zum Kochen brachte.
Sie konnte sich kaum mehr erinnern, wann sie das letzte Mal mit einem Mann geschlafen hatte. One-Night-Stands waren ihr nie besonders reizvoll erschienen. Na schön, das stimmte nicht ganz. Eine Zeit lang, kurz nach ihrer Verwandlung in eine Dark Hunterin, hatte sie ihre Sexualität ohne Angst vor Krankheiten und Schwangerschaft neu entdeckt.
Aber diese Phase hatte nicht lange gedauert. Da es Dark Huntern nicht gestattet war, romantische Beziehung mit anderen einzugehen, war ihr nichts anderes als Sex geblieben. Und Sex ohne gegenseitige liebevolle Fürsorge erfüllte sie nicht.
Sie zog sich zurück. »Ich bin niemand, der mit jedem in die Kiste steigt, Alexion.«
Ein Lächeln breitete sich auf
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