Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
Vom Netzwerk:
wieder in Ordnung bringen. Und wenn man Dark Hunter ist, reicht auch eine anständige Mütze voll Schlaf.«
    Alexion lachte. Diese Frau hatte eine wirklich einzigartige Sicht auf die Dinge und einen guten Humor.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Campus und die Autos, die mit hämmernden Bässen und vor purer Lebensfreude kreischenden Jugendlichen an ihnen vorbeipreschten.
    Wie er sie beneidete. Abgesehen von den Gesprächen mit Danger, die ein unglaubliches Talent besaß, den Finger in die Wunden zu legen, die ihn am meisten schmerzten, fühlte er normalerweise überhaupt nichts. »Sie haben keine Ahnung, wie wunderbar die Welt ist. Eigentlich hat sich seit Ihrer Geburt nicht allzu viel verändert, aber seit meiner …«
    »Ja, ja, schon klar. Wann wurden Sie noch mal geboren? In der Bronzezeit?«
    Alexion schnaubte. »Nein. Ich bin sogar noch älter. Wir waren so primitiv, dass wir eigentlich Dinosaurier als Reittiere hätten haben müssen.«
    »Inwiefern primitiv?«
    Er wand sich innerlich vor Scham bei der Erinnerung daran, wie sein Volk gelebt hatte und was die Menschen hatten tun müssen, um am Leben zu bleiben. Es war ein Überlebenskampf in seiner reinsten, unverfälschtesten Form gewesen. Die »modernen« Menschen hatten keine Ahnung, wie gut es ihnen ging.
    »Wir hatten keine Schwerter, keine richtigen Metalle und keine Keramik. Unsere Schaufeln und Speere bestanden aus Stein, den wir mit den Händen bearbeitet haben, bis sie bluteten. Unsere Rüstungen waren aus Leder, aus den Häuten der Tiere gefertigt, die wir wegen ihres Fleischs jagten. Wir kochten und zerlegten sie eigenhändig. Wir hatten keine vernünftigen Herrscher oder Gesetze. Wenn man betrogen wurde, gab es niemanden, an den man sich wenden konnte, um Gerechtigkeit zu verlangen. Entweder man kümmerte sich selbst darum oder ließ es dabei bewenden.«
    Seufzend dachte er an die Härten seines menschlichen Lebens zurück. »Es gab weder Polizei noch Richter oder Politiker. Stattdessen bestand die Gesellschaft aus zwei Schichten: den Bauern, die für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkamen, und den Kriegern, die die Bauern vor denjenigen beschützten, die sie bestehlen und töten wollten. Mehr gab es nicht.«
    »Auch keine Priester?«
    »Wir hatten einen. Er war früher Bauer gewesen, hatte aber seine rechte Hand bei einem Brand verloren. Da er nicht mehr selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen konnte, hat er Zeichen gedeutet, und die Bauern haben ihm dafür zu essen gegeben.«
    Danger versuchte sich die Welt vorzustellen, die er beschrieb. Und sie hatte ihr Leben ohne anständige Toilette als primitiv empfunden. Schlagartig erschien ihr die Welt des 18. Jahrhunderts, in dem sie gelebt hatte, modern, ja geradezu hightechmäßig.
    »Meine Leute hätten sich eine Welt wie diese nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorstellen können«, fuhr Alexion fort. »Eine Welt, in der man so viel besitzen kann, ohne sich krumm zu arbeiten. Aber trotz allen Fortschritts sind die Menschen geblieben, wie sie waren. Sie bringen sich gegenseitig um, nur um noch mehr zu besitzen oder etwas zu beweisen, was nur der Mörder versteht. Sie quälen einander und machen sich das Leben wegen Dingen schwer, die in hundert Jahren keinerlei Rolle mehr spielen werden.«
    Dangers Augen füllten sich mit Tränen, als die Worte eine Saite in ihrem Innern zum Schwingen brachten. »Wem sagen Sie das? Genauso wie überall auf der Welt sind auch in Frankreich die Reichen immer noch die Reichen. In meiner Heimat gibt es zahllose Menschen, die Hunger leiden, und nicht, weil sie freiwillig fasten oder unter Anorexie leiden. Sie können sich nichts zu essen leisten, während die Reichen ihr Geld für irgendwelchen Unsinn verschleudern. Meine gesamte Familie wurde getötet – ich eingeschlossen –, um ein besseres Frankreich zu erschaffen, wo niemand je wieder würde hungern müssen. Wann immer ich von hungernden Menschen in Paris höre, frage ich mich, wozu die Revolution gut gewesen sein soll. Letztlich hat sie nichts bewirkt, sondern nur Tausende von Menschen das Leben gekostet.«
    » Chronia apostraph, anthrice mi achi.«
    Sie runzelte die Stirn. »Was heißt das?«
    »Das ist atlantäisch. Acheron sagt es oft. Grob übersetzt bedeutet es: Die Zeit schreitet voran, die Menschen bleiben, wie sie sind.«
    Danger dachte darüber nach. Das Sprichwort hatte etwas sehr Wahres, und es klang typisch für Ash. »Können Sie sich die Welt vorstellen, wie sie zu seiner

Weitere Kostenlose Bücher