Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
Rassewolf zu treffen. Caine mochte ja imstande sein, die Wolfstölen zu überzeugen, dass ihm eine mystische Zukunftsvision beschert worden war – schließlich wollten sie daran glauben, dass er die Macht besaß, ihnen die Chance zu eröffnen, zu Rassewölfen
zu werden. Aber sie würden ihm weitaus weniger eifrig folgen, wenn sie vermuteten, dass seine Vision ihn zu einem Bündnis mit einem verräterischen Werwolf gezwungen hatte, der seine Seele verkauft hatte, um Macht zu erlangen.
Selbst Wolfstölen hatten Prinzipien.
»Was ist mit ihm passiert?«
»Harley hat sich von hinten an ihn herangeschlichen und ihm in den Kopf geschossen«, antwortete Drew.
»Diese dumme Frau«, murmelte Caine. Das Blut gefror ihm in den Adern, wenn er an die Gefahr dachte, in die Harley sich gebracht hatte. Verdammt, er brauchte sie doch! Zumindest brauchte er ihr Blut. »Versucht sie, sich umbringen zu lassen?«
»Das spielte keine Rolle«, meinte Frankie. »Giuliani hat sich verwandelt und den anderen Werwolf wie ein Wahnsinniger angegriffen. Ich dachte, er würde ihn ganz sicher töten, aber dann ist der Fremde einfach verschwunden.«
»Das ist das Verrückteste, was ich je gesehen habe.« Tios Augen waren weit aufgerissen. »Und das will was heißen.«
»Hat Giuliani es geschafft, den Werwolf zu verletzen, bevor er verschwunden ist?«
»Hat ihn verdammt übel zugerichtet«, sagte Drew.
Ein Kältegefühl bemächtigte sich Caines Herz. Briggs war schon immer selbstgefällig und überzeugt davon gewesen, dass seine Macht größer sei als die des Werwolfkönigs. Gott, er hatte das stets mit widerlicher Regelmäßigkeit prahlerisch verkündet.
Was, wenn er unrecht hätte?
»Verdammt.«
Frankie runzelte misstrauisch die Stirn und ging auf Caine zu. »Ihr scheint gar nicht überrascht zu sein, dass es da draußen einen Werwolf gibt, der sich einfach in Luft au f l ösen kann.«
Caine verpasste der Wolfstöle einen brutalen Schlag mit dem Handrücken, sodass sie nach hinten geschleudert wurde. Blut tropfte ihr aus dem Mund.
»Vielleicht solltest du dich darauf konzentrieren, die Gefangenen zu finden, die ihr habt entkommen lassen, bevor ich deinen Pelz zu Sitzbezügen verarbeiten lasse.«
Derart wirksam daran erinnert, wer der Chef war, beeilten sich die drei Wolfstölen, seinem Befehl zu gehorchen.
»Ja, Herr.«
Caine wartete ab, bis die Wolfstölen zwischen den Bäumen verschwunden waren. Anschließend wandte er seine Aufmerksamkeit der üppigen Frau mit dem blonden Haar und den runden Wangen zu.
»Vikki.«
Die Frau, die enge Jeansshorts und ein winziges Trägertop trug, das kaum ihre üppige Oberweite bedeckte, tänzelte über den unebenen Boden, um sich an ihn zu pressen.
»Du brauchst mich, Liebster?«
»Kannst du sie wahrnehmen?«
Sie schloss die Augen, um sich auf den Zauber zu konzentrieren, den sie gewirkt hatte, bevor sie sein Versteck verlassen hatte.
»In der Ferne.« Sie zeigte mit der Hand auf den Fluss. »Da entlang.«
»Geh mit den Wolfstölen, und informiere mich regelmäßig über ihren Aufenthaltsort.«
Sie öffnete die Augen wieder und verzog ob seines barschen Befehls schmollend den Mund. »Ich will bei dir bleiben.«
Er entzog sich ihrer Umklammerung. »Ich bin nicht in der Stimmung für Spielchen.«
Wut blitzte in ihren hellen Augen auf, als sie ihr lockiges Haar in den Nacken warf und sich umdrehte, um sich zu den Wolfstölen zu gesellen.
»Na schön.«
»Versucht nicht, sie gefangen zu nehmen. Ich will lediglich wissen, wo sie sind.«
Ohne sich umzudrehen, hob sie die Hand, um ihm den Stinkefinger zu zeigen. »Was auch immer.«
Es raschelte leise im Gestrüpp, woraufhin André neben Caine erschien. Die muskulöse Wolfstöle mit den langen braunen Haaren und schwarzen Augen war Caines Stellvertreter und gehörte zu den wenigen Leuten, denen Caine wirklich vertraute.
»Wie willst du zwei Rassewölfe überwältigen, die auf einen Angriff vorbereitet sind?«, fragte André.
»Darüber mache ich mir später Gedanken.«
Caine beugte sich hinunter und studierte den Schaden, der durch den wilden Kampf zwischen den beiden mächtigen Werwölfen entstanden war. Klauen hatten Kratzspuren auf dem Boden hinterlassen, Blutspritzer und Fellstücke waren auf abgebrochenen Zweigen verteilt. Er berührte ein Büschel helles Fell, in dem Wissen, dass es nicht von Giuliani stammen konnte.
»Was ist das?«
»Eine Warnung.«
»Das verstehe ich nicht.«
Caine erhob sich. Sein Kiefer war angespannt.
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