Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
Keramikkrug kühlen und einen sauberen Umhang aus der geschnitzten Truhe neben dem Bett nehmen zu können. Anschließend verließ er die Höhle, um den Gang zu betreten, der durch die weitläufigen Katakomben führte.
Briggs wusste nicht, wer diese ursprünglich unter dem Friedhof angelegt hatte, der an die verlassene viktorianische Kirche außerhalb Chicagos angeschlossen war. Auch nicht, wer die uralten Katakomben im Laufe der Jahre instand gehalten hatte. Erst wenige Wochen zuvor hatte ihn der erbarmungslose Ruf seines Meisters an diesen Ort geführt.
Bis zu jenem Augenblick hatte sein Kontakt zu dem Dämonenlord durch den Bernsteinanhänger des früheren Werwolfkönigs stattgefunden, den Briggs gestohlen hatte, nachdem deutlich geworden war, dass Salvatore Giuliani dazu bestimmt war, der Thronerbe zu sein. Manchmal hatte der Dämon auch direkt in seinen Gedanken zu ihm gesprochen, ein sehr schmerzhaftes Verfahren.
Unzählige Male hatte er es bereits bedauert, diesem Bastard den Bluteid geschworen zu haben.
Und dann, ohne Vorwarnung, hatte der Dämonenlord befohlen, dass Briggs sein sehr komfortables Versteck in Kansas City verlassen sollte, um sich in den kahlen Höhlen niederzulassen wie ein vergessener Einsiedler. Noch schlimmer jedoch war die Tatsache, dass die innere Kammer, die einst ein Altar für den dunklen Lord gewesen war, die Barrieren zwischen den Dimensionen dünner werden ließ. Briggs hatte bereits vor langer Zeit seine moralischen Grundsätze gegen Macht eingetauscht, doch selbst er erschauerte, als er das Böse um sich herum spürte, das ihm die Kehle zuschnürte.
Er lief durch die Tunnel, die immer weiter nach unten führten, wie immer beeindruckt von den glatt polierten Steinen unter seinen Füßen, die durch kein einziges Körnchen Staub oder Spinnweben verunziert wurden. Nicht einmal Ungeziefer wagte es, die dunklen Schatten zu stören.
Briggs mied die ehemaligen Höhlengefängnisse für Unsterbliche, die mit Silberketten und mit Blei verkleideten Wänden ausgestattet waren, und betrat schließlich die innere Kammer. Er rümpfte die Nase, als der stechende Geruch menschlichen Blutes zu ihm drang.
Auf dem Boden vor dem vergessenen Altar waren einst zahllose Menschen geopfert worden.
Und sehr bald würde es weitere Opfer geben. Obgleich hierbei keine wertlosen Menschen beteiligt sein würden.
Dieses Wissen allein vermochte es beinahe, Briggs die nur langsam heilenden Wunden vergessen zu lassen.
Beinahe .
Briggs biss die Zähne zusammen und zwang sich, vor dem Altar niederzuknien. Er erschrak, als neben ihm die goldene Kohlenpfanne hell aufflackerte und ein eisiger Luftzug die Kammer erfüllte. Die Luft über dem Altar begann zu schimmern – ein Riss in dem Stoff, der die Welten voneinander trennte –, und das Aroma von verwesendem Fleisch drang in die Höhle.
»Meister«, sagte Briggs. »Ihr braucht mich?«
»Du hast dich als traurige Enttäuschung erwiesen, Briggs, genau wie schon dein Vater vor dir«, hallte die hohle Stimme durch die Kammer und drang schneidend in Briggs’ Fleisch ein.
Vater. Briggs verzog die Lippen.
Bei den Rassewölfen ersetzte das Rudel jegliche familiäre Beziehung. Die Jungen wurden gemeinsam in einem Versteck aufgezogen und von allen Erwachsenen unnachgiebig beschützt. Das Konzept von zwei Eltern und Geschwistern war eine rein menschliche Tradition.
Briggs jedoch war kaum der Pubertät entwachsen gewesen, als der König ihn beiseitegenommen hatte, um ihn zu seinem Sohn und Thronerben zu machen.
Zu jener Zeit war er von enormem Stolz erfüllt gewesen. Er hatte selbst als Junges bereits gespürt, dass er zu Großem bestimmt war.
Erst nach Salvatores Geburt und dem zunehmenden Wahnsinn seines Vaters war ihm bewusst geworden, dass er die Angelegenheit in seine eigenen Hände würde nehmen müssen.
Selbst wenn das bedeutete, dass er seine Seele verkaufen musste.
»Ich habe alles getan, was Ihr verlangtet.«
»Verlangte ich denn, dass du dich Giuliani in den Weg stellen solltest?«
»Ihr wünschtet, dass er sich in Reichweite befindet, da sich die Zeit Eurer Rückkehr nähert. Ich war nur bestrebt, seine Flucht zu verhindern.«
»Lügner.« Die eisige Macht traf Briggs und vermittelte ihm das Gefühl, ausgepeitscht zu werden. »Es war dein maßloser Stolz, der zu deinem Angriff führte, obschon ich dir eigens befohlen hatte, deine Präsenz geheim zu halten. Du verzehrtest dich nach der Gelegenheit, dich gegen den König der Werwölfe zu
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