Während die Welt schlief
Oberfläche wie ein verzauberter Fluss, aus dem ich nie mehr trinken und in dem ich nie mehr schwimmen konnte. Majid ist der Traum, der mich nie verlassen hat. Er ist das Land, das sie gestohlen haben. Das Zuhause in Sichtweite, aber immer außer Reichweite.
Der Augenblick erfüllte mich mit Sehnsucht. Ich wollte die Zeit umkehren und wieder in die Tage des Reichtums zurückkehren. Ich hielt den Atem an und biss die Zähne zusammen, um die Erinnerung an die Liebe und das Verlangen danach von mir fernzuhalten. Dann legte ich Sara wieder in ihr Bettchen und streifte einen eleganten schwarzen Hosenanzug und die Kälte von Amy über.
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Hier, dort und anderswo
1987 – 1994
B ald wuchs ein Aufstand aus dem Boden. Steine aus palästinensischen Händen zertrümmerten die morbide Pracht des israelischen Sieges. Es war die Intifada, eine spontane Explosion nach zwanzig Jahren der Besetzung. Es war ein Funke, der sich schnell in den Herzen aller Palästinenser verbreitete, es war die Befreiung von der Unterdrückung. Sie gingen auf die Straßen und warfen Stöcke und Steine. Israel reagierte, indem es ihnen die Knochen mit »Gewalt, Macht und Schlägen« brach, auf Geheiß des Premierministers Itzhak Rabin.
Amal las in Norman Finkelsteins Buch Palästina: Ein Bericht über die erste Intifada.
Berichte der israelischen Presse und von Menschenrechtsorganisationen untermauerten diese Angaben, indem sie Einzelschicksale schilderten. Die Zeitung Hotam berichtete in ihrer Ausgabe vom 1. April 1988 über den Fall eines Zehnjährigen, den die Armee während eines Verhörs derart verprügelt hatte, dass er am Ende »wie ein rohes Stück Fleisch aussah«.
Den Soldaten war das »egal«, auch als sie später erfuhren, dass der Junge taubstumm und geistig zurückgeblieben war. Am 13. Juli 1988 berichtete die Zeitschrift Koteret Rashid über »das Verschwinden von 25 Kindern« sowie über die Androhung von Gefängnisstrafen gegenüber ihren Eltern, weil sie das Militär mit Fragen nach dem Verbleib ihrer Kinder »belästigten«. Die Zeitung Hadashot veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 19. August 1988 drei Fotos eines Sechsjährigen, der mit verbundenen Augen in einem Jeep der Armee saß. Der Bildunterschrift war zu entnehmen, dass viele Kinder seines Alters so lange gefangen gehalten würden, bis »Lösegeld« von mehreren Hundert Dollar bezahlt worden sei, und dass die Kinder, während sie weggekarrt wurden, »vor Angst« häufig in die Hosen machten. Unter der Überschrift »Vorsätzlicher Mord« berichtete die Israelische Liga für Menschen- und Bürgerrechte in ihrem Bulletin vom August 1989, dass die israelische Armee (offenbar Scharfschützen aus »Sondereinheiten«) eine zunehmende Anzahl palästinensischer Kinder ins Visier genommen hatte, die bei der Intifada Führungsrollen übernommen hatten. Dem »sorgfältig ausgewählten« Opfer wurde meist direkt in den Kopf oder ins Herz geschossen, sodass es auf der Stelle tot war. Dr. Haim Gordon von der Israelischen Gesellschaft für Menschenrechte berichtete über den Fall eines Achtjährigen, der von Soldaten gefoltert wurde, weil er sich geweigert hatte zu verraten, welcher seiner Freunde Steine geworfen hatte. Nachdem man ihn nackt ausgezogen, an den Beinen aufgehängt und brutal verprügelt hatte, wurde der Junge bis an den Rand eines Häuserdachs gestoßen, bevor man ihn gehen ließ (zitiert im Bulletin der Israelischen Liga vom Januar 1990). Die Hadashot berichtete in ihrer Ausgabe vom 15. Januar 1990 vom Fall eines 13-Jährigen, der, nachdem man ihm vorsätzlich die Finger gebrochen
hatte, ins Gefängnis geworfen wurde, wo er dann ohne medizinische Versorgung und Nahrung blieb, weil sein Vater das Lösegeld von 750 Dollar nicht bezahlen konnte. Die Zeitung Davar meldete in ihrer Ausgabe vom 26. Januar 1990 den Fall eines 16-jährigen Mädchens, das von einem knüppelschwingenden Polizisten geschlagen wurde (»Er versuchte sogar, mir den Knüppel zwischen die Beine zu rammen«); anschließend wurde es im Gefängnis verprügelt, weil es sich weigerte, ein Geständnis zu unterschreiben. Die Hotam berichtete in ihrer Ausgabe vom 29. Juni 1990 über einen 13-jährigen Häftling, der sich geweigert hatte, belastendes Beweismaterial gegen seinen Bruder zu beschaffen; er hatte »harte Schläge« ins Gesicht bekommen, »sein ganzer Körper« war »voller Blutergüsse«; es wurde ihm stundenlang nicht erlaubt, zu essen oder zu trinken; und er war gezwungen, sich mit »seinem Urin
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