Während ich schlief
Geschichte zu machen.
Ich zog mein Bewusstsein von den gespeicherten Aufzeichnungen ab. Ich wusste nun, wohin wir gingen. Und ich wusste, oder glaubte es zumindest, wie ich meinen Hals aus der Schlinge ziehen konnte. Alles hing von dem entscheidenden Moment ab, wenn der Plastobot mich aufstehen und aus der Schwebejacht aussteigen ließ. Wenn ich den Augenblick nutzen konnte, in dem beim Beugen des Kopfes eine teilweise Kommunikationsunterbrechung zwischen dem Kontrollkragen und meinem Gehirn eintrat, würde es mir vielleicht gelingen, mich zu retten.
Der Plastobot lenkte die Schwebejacht in den Innenhof von Unicorn Estates und stieg aus. Meine Beine folgten ihm, meine
Arme streckten sich aus, um das Gleichgewicht zu halten, und dann neigte sich mein Kopf, damit er seine wertvolle Zielperson unbeschadet aus dem Gleiter herausbrachte.
Schon bevor er mich hinausbewegte, hatte ich meinem Arm befohlen, sich zu heben. Rauf mit dir, versengt, und hin zu meinem Hals. Als mein Kopf sich duckte, wurde die Verbindung unterbrochen, und mein Arm reagierte auf den stetigen Impuls, den ich ihm sandte. Er schoss so schnell nach oben, als hätte ich mich verbrannt. Meine rechte Hand legte sich um den Kragen ...
Schon war es zu spät. Meine Hand war nicht schnell genug gewesen. Statt mir den Kontrollkragen vom Hals zu reißen, hatte ich es lediglich geschafft, meine Finger darunterzuklemmen. Es war hoffnungslos. Hätte ich mich hängenlassen können nach dieser Niederlage, hätte ich es getan. So aber marschierte ich weiter, durch die Garage und hinein ins Kellergeschoss, auf meine unmittelbar bevorstehende Eliminierung zu. Mein Arm hing unbequem an meinem Hals.
Doch etwas hatte sich verändert. Ich konnte mich eigenständig bewegen. Nicht sehr viel, aber ich konnte ein bisschen mit dem Bein zucken, bevor es wieder den Impulsen des Plastobots gehorchte. Kurz wimmerte ich vor Schmerz, dann wurden derartige Reaktionen wieder unterdrückt. Was passierte da?
Ich verstand es, als die überlasteten Systeme des Plastobots mir eine neue Herzrhythmusstörung bescherten. Während mein Herz hämmerte, fanden meine Finger stärkeren Halt an dem Kragen. Es lag an meinem Puls. Der Andrang des Blutes in meinen Fingerspitzen bewirkte, dass die verbindenden Elektroden sich um ein winziges Stück zurückzogen. Kaum einen Millimeter und nur für eine Millisekunde, aber vielleicht reichte das gerade.
Ich wünschte, ich könnte blinzeln, um besser zu sehen. Alles
um mich herum war inzwischen verschleiert aufgrund der Trockenheit meiner Augen. Doch als wir um die Ecke bogen, bemerkte ich sie sofort. Gleich dort vorn. Meine Stase-Röhre, deren glänzendes Schild mit dem Aufdruck NeoFusion™ auch durch den Schleier gut erkennbar war.
Mit jedem Pulsschlag meiner minimalen Eigenkontrolle lehnte ich meinen Körper ein wenig weiter nach links. Ich war direkt hinter dem Plastobot marschiert, doch jetzt änderte ich ganz allmählich die Richtung, um mit der Stase-Röhre zusammenzustoßen. Der Einschaltknopf war gleich dort unten, auf der Höhe meines linken Knies. Nachdem Xavier sich so oft in das Ding hineingehackt hatte, reagierte es auf das geringste Antippen. Wenn ich mich richtig lenkte, konnte ich es beim Zusammenstoß aktivieren.
Es war ein verzweifelter Plan. Sollte er fehlschlagen, wäre ich hinüber – genau wie meine Eltern es beabsichtigt hatten.
Der Plastobot ging weiter, ohne meine leichte Kursabweichung zu bemerken. Er passierte meine Stase-Röhre. Ich nicht.
Mit einem neuen, stechenden Schmerz stieß mein linkes Knie gegen die Stase-Röhre, und die leise säuselnde Musik entschwebte dem gepolsterten Lager. Sie war aktiviert. Durch den Aufprall kippte mein marionettenhafter Körper jedoch nach vorn, und ich fiel kopfüber in die Röhre. Der automatische Ablauf der Stasis-Prozedur setzte ein. Die Stase-Chemikalien trieben durch meine Lunge und lullten mich in einen furchtlosen Traumzustand. Der durchsichtige Deckel der Röhre begann sich lautlos zu schließen – und senkte sich auf meine heraushängenden Marionettenbeine. Vor allem aber auf meinen verdrehten Arm, der immer noch an dem Kontrollkragen hing. Während mein Ellbogen über mein Ohr gedrückt und meine Schulter fast ausgekugelt wurde, wurde zugleich der Kragen von meinem Hals gezogen.
Ich meinte das leise schmatzende Geräusch zu hören, als die Elektroden sich aus meinem Schädel lösten. Die Wirkung der Stase-Drogen setzte bereits ein, sodass mir schläfrig die Augen
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