Während ich schlief
gezwungen, mich zu bücken und ihm zu folgen. In dem Moment stieß jemand heftig gegen mich, heftig genug für eine Prellung, und mit Schrecken erkannte ich Bren. Ich sah offenbar nur, wo der Plastobot mich hindirigierte, sodass ich ihn nicht bemerkt hatte, als er auf uns zukam.
Bren versuchte, mir den Kragen vom Hals zu reißen. Der Plastobot drehte sich um. Nein!, dachte ich. Nein, Bren, lauf! Lauf weg! Lauf, lauf, lauf! Als ich gebückt in die Jacht gezwungen wurde und der Plastobot meinen Kopf beugte, verloren die Elektroden einen Sekundenbruchteil lang den Kontakt zu
meinem Gehirn, und ich konnte einen Schrei ausstoßen – nur eine Silbe, aber das genügte.
»Lauf!«
Bren hörte mich, und er hörte zu meiner Überraschung auch auf meine Warnung. Er ließ sich fallen und rollte sich unter die Schwebejacht, ehe der Plastobot in der Lage war, ihn als feindliches Ziel zu erfassen.
Einen endlosen Moment hockte der Killer in der Tür der Jacht und rechnete Möglichkeiten durch. Dann, da das Hindernis verschwunden war, stieg er wieder ein, und wir fuhren los. Ich wollte mich so gern umdrehen und mich davon überzeugen, dass Bren unbeschadet war, doch mein Körper gehörte dem Plastobot.
Es war allerdings ein sehr komplexer Körper. Hundert autonome Reaktionen, tausend Nerven, die meine Motorik steuerten. Meine natürliche Programmierung umfasste so viele Systeme, dass seine begrenzten Prozessoren auf Hochtouren arbeiten mussten. Das machte ihn langsam.
Langsam genug, dass ich mich auf ihn einstellen konnte. Ich versuchte herauszubekommen, über welchen Teil meines Gehirns ich noch selbst verfügte. Es war noch genug von mir da, dass ich Schmerzen empfand, also reichte es auch zum Denken. Ottos Manipulation meiner Gehirnimpulse war fein, unaufdringlich, leicht zu durchbrechen, und ich vermutete, dass ich ihn ohne Weiteres aus meinem Bewusstsein verbannen konnte, wenn ich das wollte. Die Impulse des Kontrollkragens dagegen stellten einen plumpen, gewaltsamen Eingriff dar, indem sie meine autonomen Körperfunktionen und meinen Bewegungsapparat beherrschten.
Doch die höheren Gehirnfunktionen waren davon nicht betroffen.
Außerdem war ich nicht wirklich allein. Wie bei Otto spürte
ich die Anwesenheit des Plastobots in einem Winkel meines Bewusstseins. Er war mit meinem Organismus verbunden, aber – und darüber war er sich anscheinend nicht bewusst – ich auch mit seinem. Er beherrschte mich zwar, aber ich konnte meine Aufmerksamkeit herumwandern lassen.
Als ich mich erst einmal mit den Prozessoren des Plastobots synchronisiert hatte, wurde die hallende Präsenz in meinem Bewusstsein geradezu überwältigend. Ein ohrenbetäubendes Branden von Informationen, das meine eigenen organischen Prozessoren nicht verarbeiten konnten. Hätte ich die Augen verschließen und mich abwenden können, hätte ich es getan. Doch es war in mir, ich entkam ihm nicht. Verzweiflung stieg in mir auf, ich hatte Angst, verrückt zu werden. Doch dann verebbte der Informationsfluss glücklicherweise.
DATENSTROM 197 GESCANNT, hallte es durch meinen Kopf. AUFTRAGGEBER NICHT ERREICHBAR.
Was? Was hatte das zu bedeuten?
DATENSTROM 198 SCANNEN: INITIIEREN.
Weitere Ketten unverständlicher Informationen rauschten an meinem Bewusstsein vorbei. Manches davon kam mir jedoch bekannt vor. Dann verstand ich plötzlich, dass der Plastobot das Netz absuchte. Als mir klar wurde, dass der Informationsfluss aus dem Netz kam und nicht von dem Ding selbst, konnte ich leichter Abstand dazu gewinnen und mich auf seine Programmierung konzentrieren.
Zuerst empfing ich nur: SCANNING ... SUCHE LÄUFT ... SUCHE LÄUFT ...
DATENSTROM 198 GESCANNT. AUFTRAGGEBER NICHT ERREICHBAR.
Ich überlegte, wie ich an den »Auftraggeber« herankommen konnte. Die Programmierung musste einen Hinweis enthalten; da war eine mit dem Wort verbundene Subdatei. AUFTRAGGEBER:
PROGRAMMIERER HAUPTOPERATION. Derjenige, der ihn auf mich gehetzt hatte, hatte ihn also selbst programmiert. Ich sah genauer hin. Die erste Datei, an die die Hauptoperation gekoppelt war, war ein Irisscan, der mir nichts sagte. Die zweite war ein Stimmerkennungsprogramm und enthielt nichts als Wellenmuster. Die dritte war ein Name.
MARK ANDREW FITZROY.
Daddy.
Alle Körperreaktionen, die Erbleichen oder Schluchzen oder Übelkeit hätten hervorrufen können, wurden von dem Plastobot beherrscht und unterdrückt, sodass die Erkenntnis nur ein Brennen in meinem Kopf verursachte.
Das erklärte
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