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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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anstarrten und mit dem niemand sprach. Doch als ich aus der Essensschlange trat, wurde ich von einem gut gekleideten Jungen angesprochen, der wie eine asiatische Version von Mr. Guillory aussah.
    »Du bist also das berühmte Dornröschen«, schmeichelte er. »Ich bin Soun Ling. Freut mich, dich kennenzulernen.« Sein Ton verriet eher das Gegenteil, trotzdem reichte er mir seine pummelige Hand. Ich hatte keine Ahnung, wie ich sie schütteln sollte, ohne entweder mein Tablett oder meinen Notescreen fallen zu lassen, also übersah ich sie einfach. Er ging über diesen Affront hinweg. »Möchtest du dich zu uns setzen?«
    Eine kleine Gruppe von Leuten hinter ihm, Jungen und Mädchen, kicherte. Ich war nicht sicher, worüber sie lachten, aber ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Ich war oft genug die Neue in einer Schule gewesen, um nur allzu gut zu wissen, dass man sehr schnell sehr große Unannehmlichkeiten bekommen konnte, wenn man sich der falschen Clique anschloss. Entweder stieß man damit andere vor den Kopf oder, was häufiger vorkam, fiel irgendeiner gemeinen Intrige zum Opfer. Deshalb hatte ich meine Freundschaft mit Xavier so sehr geschätzt. Mir war nicht klar, warum, aber ich wusste ohne den Schatten eines Zweifels, dass Soun Ling der falsche
Umgang für mich war. Ich stand hilflos da und überlegte fieberhaft, wie ich mich aus dieser Zwickmühle befreien konnte, ohne mir Soun oder jemand anderen zum Feind zu machen.
    »Rose!«
    Mein Name durchdrang das Stimmengewirr in der Cafeteria, und ich sah mich nach dem Rettungsanker um. Bren winkte mir über die Köpfe der anderen hinweg zu, worauf ich erleichtert aufatmete. »Ein Freund wartet auf mich«, sagte ich. Dabei wusste ich nicht, ob Bren wirklich als Freund zählte, aber er war nahe genug dran.
    Soun Lings Augen schossen Blitze auf Bren ab. »Biederst dich schon beim Topmanagement an, was? Hätte ich mir denken können.« Er kehrte mir den Rücken zu.
    Ich schluckte, froh zwar, aber immer noch nervös. Was hatte er damit gemeint?
    Bren hatte mir den Platz gegenüber von sich freigehalten. Als ich auf den Tisch zuging, nahm er seinen Notescreen weg und deutete mit dem Kinn auf den freien Stuhl.
    »Danke«, sagte ich und setzte mich schnell.
    »Kein Prob.« Er machte eine ausholende Geste über den Tisch. »Das sind Molly, Anastasia, Jamal, Wilhelm, Nabiki und Otto. Leute, das ist Rose.«
    Die anderen guckten mich etwas ratlos an, als hätten sie keinen Schimmer, warum Bren mich hergeholt hatte, wollten aber auch nichts dagegen einwenden, wenn er es für richtig hielt. »Hallo«, sagten sie fast einstimmig und schienen mich gleich wieder zu vergessen, da sie einfach untereinander weiterredeten. Hoffentlich erwarteten sie nicht von mir, dass ich mich an sämtliche Namen erinnerte. Sie waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen, total verschieden voneinander, nur ihre Haarschnitte sahen einheitlich teuer aus, und auch die Holofons, die sie umhängen hatten, waren allesamt Spitzenqualität.
Ihre Notescreens ebenfalls – ich erkannte dasselbe Logo wie auf meinem eigenen irrsinnig teuren Screen.
    Ich saß still da und schob mein Essen auf dem Teller hin und her. Nach wie vor konnte ich nicht viel zu mir nehmen, ohne dass mir speiübel wurde. Der Arzt hatte gesagt, es könne Jahre dauern, bevor ich wieder in der Lage sei, normal zu essen. Die anderen schwatzten weiter, machten Witze und neckten sich gegenseitig. Normalerweise, wenn ich neu an eine Schule kam, stellten mir die Leute Fragen, und ich antwortete. Doch diesmal waren alle Fragen schon von den Journalisten gestellt worden, und sie hatten die Antworten in den Nachrichten gehört. Sie schienen mir nichts zu sagen zu haben, und ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte.
    Nachdem ich eine Weile schweigend vor mich hin gekaut hatte, räusperte sich Bren. »Na, wie läuft’s bisher?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Geht so.«
    »Ich habe gesehen, wie die Schakale sich dir genähert haben.«
    »Schakale?«
    »Ja, Soun und seine Kumpane. Eine Bande von sengenden Sprocks. Ihre Eltern sind so Möchtegernreiche. Sie hängen sich gern an die wirklich reichen Kids ran und wollen ihnen Geschenke abluchsen. Tut mir leid, ich hätte dich heute Morgen vor ihnen warnen sollen.«
    »Schon okay«, flüsterte ich.
    »Nein, ich dachte, du wärst vor ihnen in Sicherheit, weil wir nicht im selben Jahrgang sind. Ich habe wohl deinen Ruhm unterschätzt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht berühmt.«
    »Ich

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