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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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meinte nicht im Sinn von einem Idol oder so, aber absolut jeder weiß, wer du bist.«
    Ich seufzte und konnte mein kaum angerührtes Tablett nicht
mehr sehen. Mir war schlecht. »Bren? Soun hat gesagt ... ich würde mich beim Topmanagement anbiedern. Was soll das heißen?«
    Bren grinste selbstrironisch. »Ach, so nennen sie uns halt. Wegen unserer Familien. Mein Großvater steht nur eine Stufe unter Guillory. Leitender Geschäftsführer, nicht der Vorstandsvorsitzende, aber schon sehr einflussreich. Mein Vater ist ebenfalls im Vorstand, etwa vier Stufen unter ihm, und Mom leitet den Forschungsbereich in der zentralen Grafikabteilung.« Er deutete nacheinander mit dem Kopf auf die anderen am Tisch. Mir fiel auf, dass die meisten von ihnen verstummt waren, sobald er den Mund aufgemacht hatte. Das erinnerte mich ein bisschen daran, wie die Leute sich bei Firmenpicknicks in allem nach meinem Vater gerichtet hatten, und ich fragte mich, ob Bren sich seiner Macht bewusst war. »Nabikis Vater ist Gründer und Leiter der Abteilung für neurolinguistische Forschung.«
    »Meine Mutter ist die stellvertretende Leiterin von Forschung, Entwicklung und Humankapital«, sagte einer der Jungen, ein großer, blonder, nordischer Typ mit starkem deutschen Akzent. Das musste Wilhelm sein. »Mein Vater leitet zu Hause Uni Germany.«
    »Meine Eltern managen die biochemische Qualitätskontrolle landwirtschaftlicher Produkte auf Titan«, sagte das Mädchen namens Anastasia. Sie klang so russisch, dass ich sie kaum verstand.
    »Und Jamals besitzen den halben Jupitermond Europa«, sagte das Mädchen mit den feuerroten Haaren und den Sommersprossen.
    Jamal warf seinen dunklen Kopf zurück und lachte. »Nur etwa ein Drittel.«
    Ich schluckte. »Und du?«, fragte ich die Rothaarige.

    »Molly«, half sie mir auf die Sprünge und grinste hinter ihren Sommersprossen hervor. »Ich bin bloß eine Stipendiatin. Meine Eltern gehörten zu den ersten Siedlern auf Callisto. Das macht mich dort zwar zu einer Art Adligen, verschafft mir hier auf der Erde aber noch nicht mal eine Einladung zum Abendessen.«
    »Lass dich nicht täuschen«, warf Bren ein. »Immerhin hat es ihr das Stipendium verschafft. Außerdem ist sie ein Genie in Wirtschaftswissenschaften. Sie wird die gesamte Wirtsschaftsstruktur des Planeten umkrempeln, sobald sie ihren College-Abschluss hat. Mein Großvater überlegt schon, sie zu den Vorstandssitzungen einzuladen.«
    Ich fühlte mich wie eine graue Maus. »Ich bin nicht annähernd so interessant«, murmelte ich.
    Jamal und Wilhelm lachten wie aus einem Mund. Wilhelm, der Riese, musste sich vorbeugen, um mir in die Augen zu sehen. »Du besitzt jeden einzelnen von uns hier, Liebchen«, sagte er freundlich.
    Ich merkte, dass ich wieder rot wurde, und flüsterte: »Nein, tu ich nicht.«
    »Doch, im Grunde schon«, sagte Jamal. »Besonders ...« Doch Nabiki versetzte ihm einen Rippenstoß. Jamal sah verstohlen zu dem Einzigen der Gruppe hin, der noch nichts gesagt hatte, und klappte seinen Mund wieder zu. Ich ging die Namen durch, die Bren heruntergerattert hatte. Otto, so hieß er.
    Ich konnte Ottos Gesicht nicht sehen. Er hatte lange, zottelige schwarze Haare, die er nicht zurückgekämmt trug wie die anderen Jungen. Bisher hatte er noch nicht von seinem Teller aufgeblickt. »Und was macht Ottos Familie?«, fragte ich.
    Ein verlegenes Schweigen entstand, das ich mir nicht erklären konnte, bis Otto mich endlich ansah. Ich erstarrte. Ich hatte
ihn für einen Asiaten oder einen Kaukasier gehalten, aber er war keines von beiden. Er hatte gelbe Augen, und seine Haut schimmerte bei genauerem Hinsehen blau. Eigentlich war er ganz hübsch, hatte eine ausgeprägte Nase und fein geschnittene Züge. Doch seine Färbung war einfach nicht menschlich.
    »Otto spricht nicht«, sagte Nabiki und lächelte Otto an, dessen Miene vollkommen ausdruckslos blieb. Die Art, wie sie seinen Arm berührte, sagte mir, dass ihre Beziehung nicht rein platonisch war. »Braucht er irgendwie auch nicht.«
    »W-was ist er?« Sobald es heraus war, merkte ich, wie unhöflich das klang, aber ich konnte es nicht ändern. Er brachte mich aus der Fassung.
    »Das Produkt eines gentechnischen Versuchs mit außerirdischer DNS, die auf Europa gefunden wurde«, sagte Anastasia. »Rein rechtlich gehört er dir tatsächlich. Samt der Technologie, die ihn geschaffen hat.«
    Ich brauchte einen Moment, um das zu begreifen. Ihr Akzent war so heftig und der Inhalt unfassbar.

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