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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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worüber sich die Menschen nach der Dunklen Epoche offenbar viel mehr Gedanken gemacht hatten als davor. Praktisch aber konnte ich den Herd nicht einschalten, und dann, als es mir gelang, brannte ich beinahe das Haus nieder.
    Alles, was ich wollte, war, mich in meine Zeichnungen zu vertiefen. Ganz bestimmt wollte ich nicht zur Schule gehen.
    Doch was blieb mir schon übrig, gefangen in einer fremden Welt, in der mein Leben nicht mir gehörte? Zu Abend essen, mit der Psychologin reden, mich auf den Unterricht vorbereiten. Ich tat, was man von mir verlangte. Etwas anderes kam mir nicht in den Sinn.



D as Gebäude war hoch, abweisend und in einem altertümlichen Stil erbaut, mit grober Steinfassade, Bogenfenstern und spitzen Giebeln. Es war das Haus Usher, Heimstatt der Untoten, ein düsteres, trostloses Verlies. Meine Schule.
    Uni Prep galt als die beste Schule im Sonnensystem. Die meisten der hochrangigen Koloniebewohner schickten ihre Kinder dorthin. Die Externen dagegen, so wie Bren und ich, waren die behüteten Jungbürger von ComUnity.
    Ich hatte den Bau natürlich schon gesehen – Dr. Bijas Büro lag im Westflügel –, aber ich war bisher noch nicht durch den imposanten Vordereingang gegangen. Der Stil nannte sich Neoneogotik und stammte aus den Jahren nach der Zeit, die Bren als die Dunkle Epoche bezeichnete. Uni Prep sah aus wie ein massiges Mausoleum und war zu allem Übel noch mit völlig deplatzierten, klobigen, modernen Gestaltungselementen an den Friesen versehen, die mich an wuchernde Pilze erinnerten. Ich wartete nur darauf, dass Nosferatu aus dem nächsten Nebeneingang sprang und mir an die Kehle ging. Die Leute mussten wirklich deprimiert gewesen sein in dieser Dunklen Epoche.
    Ich schleppte mich die Verliestreppe hinauf und durch das Foyer in den Innenhof, wo Bren sich mit mir treffen wollte, wie er mehr oder weniger versprochen hatte. Von innen war die Schule eigentlich ganz annehmbar. Die Bogenfenster ließen sogar tatsächlich die Sonne herein. Grüppchen von
Schülern liefen überall herum, ihre zusammengefalteten Notescreens unter dem Arm, lachend und lächelnd, als würden sie nicht in einer Gruft leben. Ihr Tonfall und ihr Akzent waren ungewohnt, und ich hörte Ausdrücke, die ich nicht verstand. »Toff, das ist dermaßen arktisch!« – »Du bist ein sengender Sprock!« – »Ja, ich klick’s schon!«
    Ich schauderte.
    »Willkommen auf der Uni Prep«, sagte Bren hinter mir. Ich fuhr herum und war so erleichtert, dass ich hätte weinen können. »Tja, sorry, so sieht es hier aus.« Er deutete betrübt auf den Hof. Er bestand aus einer Art Zementgrube inmitten der Schule, die so tat, als hätte sie entfernte Ähnlichkeit mit einem Garten, indem sie sich mit ein paar verkümmerten, gespenstisch schwankenden Bäumen in Töpfen zierte. Bren fing an, mir alles Mögliche zu zeigen, aber so schnell, dass ich kaum mitkam. »Da unten sind die Graviplätze für interplanetarische Spiele. Wir haben die Schwerkraft für Mars, Luna, Titan, Callisto und Europa. Siehst du die Gruppe von Mädchen dort?« Er zeigte auf eine Handvoll Mädchen, die so gedrungen und stämmig wie Landschildkröten aussahen, aber sich mit der Anmut von Tänzerinnen bewegten. »Das ist das Volleyballteam. Sie finden sich absolut arktisch. Es sind zumeist Internatsschülerinnen, und sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Bring eine von denen gegen dich auf, dann machen sie dich in der nächste Sportstunde fertig und hacken sich wahrscheinlich auch noch in deine Hausaufgaben.«
    Er drehte mich in eine andere Richtung. »Das da drüben sind die Stipendiaten.« Ein enges Knäuel von Schülern unterhielt sich unter einem der traurigen Bäume. Sie wirkten auf mich wie eine ganz normale Gruppe von Jugendlichen. »Sie bleiben meistens unter sich, um sich besser wehren zu können. Im Grunde sind sie harmlos und als Einzelne auch ganz okay,
aber lass dich bloß nicht mit ihnen als Gruppe blicken, sonst bist du für immer gebrandmarkt. Dann war’s das für dich hier. Geklickt, das sengt, aber so ist es nun mal.«
    Dann zeigte er auf einen weiteren schmalen Zugang zum Hof und auf zwei Gebäude dahinter, die die Rückseite der Schule flankierten wie Leibwächter. Wie Leibwächter waren sie auch untersetzt und massig, besonders im Vergleich zu der majestätischen Neoneogotik der eigentlichen Schule, obwohl ich die Handschrift desselben grässlichen Architekten erkannte. »Das sind die Wohnheime der Internatsschüler. Absurde

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