Wärst du doch hier
in sein Kissen hinein. So wie er es zu sich selbst gesagt hatte, Tausende von Malen, während er Tom beim Wachsen zusah.
Ellie wollte ein Kind, Kinder, das wusste er. Er nicht. Er hatte seine Gründe dafür, die Ellie sehr genau kannte. Er wollte einfach nicht, dass es mehr von seinesgleichen gab, von seinem entwurzelten Stock, nicht nachdem Tom weggegangen war, und dann er und Ellie. Und Dad war auch fort. Er wollte nicht, dass etwas weitergegeben wurde.
»Kein Jebb mehr, keine Luxtons mehr, Ell.«
Das war seine Einstellung. Und es war Teil des unausgesprochenen Pakts zwischen ihnen, zu dem die Wohnwagen und das Cottage und die Ferien in der Karibik gehörten. Auch die steile Lernkurve und das Lockerlassen. Es ging nicht, dass er in allem nachgab.
Mit Sicherheit hatte das Thema zwischen ihnen gehangen, damals, an dem Nachmittag auf der Jebb Farm, in dem großen Schlafzimmer, so wie das Wort »Wohnwagen« da gehangen hatte, als wäre dieses Wort der Code für das andere gewesen. Wo hätte es besser hängen könnenals über dem großen Bett? Und damals war es eine sehr realistische Aussicht gewesen. So realistisch und natürlich wie die Eiche vor dem Fenster. Ellie hatte nicht ewig Zeit. Dies war ihre Chance. Himmel, vielleicht hatte sie es damals sogar geplant.
Aber das Thema hatte nur in der Luft gehangen und war dann verschwunden. Um später wieder betrachtet zu werden, vielleicht. Eins nach dem anderen. Und er musste mancherlei betrachten. Alles, was er sehen konnte, zum Beispiel, alles, was vor dem Fenster lag. Und den Brief.
Damals musste die Wiege noch in der schattigen Ecke gestanden haben. Und Ellies Augen waren an dem Nachmittag umhergewandert. Nie zuvor hatte sie das Innere des Hauses der Jebb Farm aus dieser Nähe gesehen. Die Wiege musste ihr aufgefallen sein. Und sie hätte einen Witz darüber machen können – ihre Einleitung zu dem Thema –, dass er früher einmal darin gelegen hatte, und wenn man ihn jetzt sah, so groß! Aber sie hatte das Thema nicht angeschnitten. Also musste sie seine Gedanken dazu, seine Einstellung erkannt haben. Oder beschlossen haben, es auf später zu verschieben. Genug gearbeitet an diesem schönen Sommertag.
Aber die Wiege musste ihr aufgefallen sein, und vielleicht hatte sie den schlichten Gedanken gehabt: Jack hat sein Baby schon gehabt, verdammt. Und deswegen hatte sie das mit Tom gesagt. »Vergiss ihn, Jack.« Oder sie hatte vielleicht gedacht: Noch ist Zeit, genug Zeit. Noch keine achtundzwanzig und in erstklassiger Verfassung.
Jedenfalls, ihre Augen waren umhergewandert. Als er und Ellie sich ungefähr ein Jahr später daranmachten zuverkaufen – getrennt, aber doch zusammen, sozusagen –, bevor all diese Menschen zu ihnen kamen (deren Augen auch umherwanderten), hatte er gesagt: »Und was ist mit dem ganzen Zeug? Ich meine das Zeug drinnen, die Möbel?« Er hatte nicht das Zeug auf der Westcott Farm gemeint, das war Ellies Sache. Wieso sollte er sie dann in seiner Angelegenheit, was die Jebb Farm betraf, um Rat fragen, als brauchte er ihre Anweisungen?
»Das verkaufst du auch, Jack.
Wir
verkaufen das.« Sie schien sogar ein wenig ungeduldig mit ihm zu sein. »Du wirst dich wundern, wie viel man für manche der Sachen bekommen kann. Mit all den Sachen hier kannst du bestimmt einen ganzen Antiquitätenladen füllen.«
Und deshalb – weil Ellie ihm den Weg gewiesen hatte und weil es außerdem wie eine Art Zeichen war –, hatte er die Wiege verkauft. Was sollten sie mit einer Wiege? Obwohl es ihm schwer gefallen war, sie herzugeben, sehr schwer.
Aber das Gewehr hatte er nicht verkauft. Und die Medaille auch nicht.
13
Als Ellie die Tür hinter Major Richards schloss – sie hatte ihn zur Tür begleitet, sie sah, dass Jack dazu nicht imstande war –, hatte sie zum ersten Mal, seit der Brief eingetroffen war, den Wunsch zu weinen. Das hier war etwas anderes als ein Brief. Es war anders, wenn ein Mann in Uniform vor der Haustür stand. Dann wusste man, dass es nicht nur ein Stück Papier war. Und dass es nicht einfach wegwehen würde, wie ein Stück Papier das konnte.
Natürlich erinnerte sie sich an Tom. Den kleinen Tom, dann den großen Tom, so groß wie sein Bruder. Und auf jeden Fall groß genug, um loszuziehen und Soldat zu werden. Als Jack ihr erzählte – aber erst nachdem es schon geschehen war –, dass Tom das getan hatte und dass er, Jack, davon gewusst hatte, stieß sie ungewollt einen dankbaren Seufzer aus.
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