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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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mir Leid, wenn wir Sie erschreckt haben«, sagte eine der Frauen. »Aber – wissen Sie irgendetwas über Texas?«
     
    Drei Stunden später redete Waltraude immer noch, und ihre Besucher zeichneten nach wie vor alles auf und stellten weitere Fragen. Waltraude hatte keine Angst mehr, verstand aber immer noch nicht richtig, aus welchem Grund die Leute sie aufgesucht hatten.
    »Aber danach sollten Sie wirklich Professor Lemon fragen«, sagte sie schließlich. »Er ist es, der über die Geschlechter-beziehungen im Nordamerika dieser Epoche die meiste Arbeit geleistet hat.«
    »Professor Lemon ist vergangene Woche bei einem
    Verkehrsunfall ums Leben gekommen«, sagte eine der Frauen.
    »Sie sind die Nächstbeste.«
    »Oh. Naja…« Waltraude fixierte die andere Frau mit einem Blick, der Studenten normalerweise die Wahrheit entlockte.
    »Wann haben Sie eigentlich vor, mir zu sagen, was los ist?«
    338
    »Sobald wir Sie ins Hauptquartier von Sektor VII gebracht haben«, antwortete die Frau mit einem Lächeln, das keinesfalls beruhigend wirkte. »Sie sind jetzt unsere beste Expertin über texanische Geschichte, und wir möchten dafür sorgen, dass Sie am Leben bleiben.«
    »Meine Quellen …«, sagte Waltraude und deutete auf das
    Chaos in ihrem Büro. »Mein Buch …«
    »Wir bringen Ihnen alles«, versprach die Frau. »Und Sie erhalten auch Zugriff auf das Material Professor Lemons.«
    Lemon hatte sich seit Jahren geweigert, seine Ausgabe eines Molly-Ivins-Buches zu teilen, an das Waltraude auch mit Hilfe des Bibliotheksservices nie hatte kommen können. Er hatte dabei sogar ein eigenes Versprechen gebrochen, ihr das Buch als Gegenleistung für einen Datenwürfel zur Verfügung zu stellen, der dreißig Jahrgänge einer Provinzzeitung aus Oklahoma enthielt. Zugriff auf Lemons Material?
    »Wann brechen wir auf?«, fragte Waltraude.
     
    339

Kapitel dreizehn
    Sektor-VII-HQ
     
    »Der Admiral möchte Sie sehen«, sagte der Jig. Esmay blickte von ihren Listen auf. Was war denn jetzt los? Sie hatte auch diesmal ganz bestimmt wieder nichts Schlimmes getan.
    »Bin unterwegs«, sagte sie und zwang sich zu einem
    munteren Tonfall. Was immer hier los war, ein langes Gesicht machte es auch nicht besser.
    In Admiral Hornans Vorzimmer nickte ihr der Sekretär ernst zu und drückte einen Schalter auf dem Schreibtisch. »Treten Sie gleich ein, Lieutenant Suiza.«
    Also war es ernst, und sie hatte nach wie vor keine Ahnung, worum es ging. Man hatte ihre Sünden inzwischen schon so oft durchgekaut, dass sie längst keinen Geschmack mehr enthielten; was konnte man jetzt noch angreifen?
    »Lieutenant Suiza zur Stelle, Sir.« Sie begegnete Admiral Hornans Blick offen.
    »Rühren, Lieutenant. Tut mir Leid, Ihnen sagen zu müssen, dass ich traurige Nachrichten für Sie habe. Wir haben einen Antrag Ihres Vaters per Ansible erhalten, dass Sie sofort Sonderurlaub erhalten … Ihre Urgroßmutter ist gestorben.«
    340
    Esmay spürte, wie ihre Knie ein wenig nachgaben. Der Segen der alten Dame – hatte sie ihn überhaupt richtig gewürdigt?
    Tränen brannten in ihren Augen.
    »Setzen Sie sich, Lieutenant.« Sie setzte sich auf den
    angewiesenen Stuhl, und ihre Gedanken überstürzten sich.
    »Möchten Sie einen Schluck Tee? Kaffee?«
    »Nein… danke, Sir. Es ist – es geht mir gleich weder gut.« Es ging ihr schon wieder gut; ein durchsichtiger Schirm schützte sie vor dem Universum.
    »Ihr Vater deutet an, dass Sie Ihrer Urgroßmutter nahe
    gestanden haben …-‹
    »Ja, Sir.«
    »Und er sagt, Ihre Anwesenheit wäre aufgrund rechtlicher Fragen ebenso dringend nötig wie aufgrund familiärer, falls es möglich ist, Sie freizustellen.« Der Admiral legte den Kopf auf die Seite. »Unter den gegenwärtigen Umständen denke ich, können wir Sie leicht freistellen, Ihre Anwesenheit hier ist kaum von Bedeutung.« Genauso gut hätte er sagen können, dass sie absolut unwillkommen war; Esmay registrierte das, empfand aber nichts von dem Schmerz, den ihr das bislang bereitet hatte.
    Urgroßmutter tot? Die alte Dame war eine konstante Größe gewesen, sogar in Esmays selbst gewähltem Exil, ihr ganzes Leben lang, das ganze Leben ihres Vaters lang.
    »Ich – danke Ihnen, Sir.« Ihre Hand kroch nach oben und packte durch die Uniform hindurch das Amulett.
    »Was mich interessiert ist – falls es Ihnen nichts ausmacht, mir das zu erklären –, welche rechtlichen Fragen die
    Anwesenheit einer Urenkelin zu einem solchen Zeitpunkt
    erforderlich

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