Waffenschwestern
war doch gar nicht einfach …
Andererseits war es das sehr wohl. Falls Esmay ein Ziel hatte –
und das hatte sie –, warum verfolgte sie es dann nicht? Warum hatte sie sich ablenken lassen? Und noch wichtiger: Was konnte sie tun, um ihr Ziel zu erreichen?
»Zurzeit organisieren sie eine Aktion, um Brun zu befreien«, sagte Esmay. Sie konnte jetzt in ruhigem Ton sprechen. »Das Schiff, auf dem ich gedient habe, ist daran beteiligt. Ich sollte ebenfalls beteiligt sein, aber Lord Thornbuckle gibt mir die Schuld am ganzen Problem – er besteht darauf, dass ich nichts mit der Aktion zu tun habe. Und jemand, den ich von der Akademie her kenne, klebt an Barin wie getrocknetes Ei an einem Teller…«
»Er ist ein Mann von der Art, wie ihn sich andere Frauen wünschen«, sagte Luci ruhig. »Du hast es selbst gesagt…«
»Ja… aber sie ist wirklich ein übler Fall.«
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»Was wäre also nötig, damit du bei Barin wieder gut
angeschrieben bist und feststellen kannst, ob er dich immer noch liebt, und was versöhnt den Admiral wieder mit dir?«
»Ich weiß nicht…« Esmay überlegte. »Ich weiß nicht, ob
Barin mir je verzeihen wird …«
»Vielleicht nicht«, sagte Luci rundheraus. »Aber das kannst du erst wissen, wenn du ihn wedersiehst. Und der Admiral?«
»Ich schätze – falls ich die Führungsoffiziere irgendwie davon überzeugen kann, dass ich Brun nicht hasse und dass ich niemals behauptet habe, sie hätte verdient, was ihr passiert ist…«
»Denken sie, du hättest das gesagt?«
»Casea – die Frau, die scharf auf Barin ist - behauptet, ich hätte es gesagt. Behauptet, sie würde mich von der Akademie her kennen, und ich hätte schon immer Sachen über die führenden Familien erzählt. Das stimmt natürlich nicht…«
»Mueito de Dios!«, sagte Luci. »Falls ich die vor mir sehen würde, hätte ich ein Messer in der Hand. Aber falls sie über dich lügen muss, damit Barin auf Distanz zu dir bleibt, dann ist er gar nicht so scharf auf sie. Kehre zurück, Esmay. Kehre zurück und zeige ihnen, wie gut du bist.«
»Und du, Kusine?«
»Ich werde Pferde züchten; ich werde – mit deiner
Zustimmung und Unterstützung – den Mann heiraten, den ich liebe, und Kinder haben.«
»Und eines Tages die Landbraut sein?«, fragte Esmay nach gehöriger Pause.
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»Das liegt ganz an dir«, antwortete Luci. »Ich möchte diesen Job nicht allzu schnell haben, das kann ich dir sagen! Lass mich zumindest erst meine Fähigkeiten an deiner Herde beweisen, ehe ich weitere Verantwortung übernehme.«
Esmay saß allein da, während das Licht schwächer wurde, und dachte über das nach, was Luci gesagt hatte. Esmay wusste, was sie wollte, und angeblich war sie ja ein taktisches Genie, also sollte sie sich überlegen können, wie sie aus dem jetzigen Schlamassel wieder herauskam. Falls sie ihre Intelligenz wieder aus dem Sumpf hervorkramen konnte, den ihre Gefühle erzeugt hatten …
Und doch hatten ihre Wünsche mehr mit Gefühlen als Grips zu tun: Sie wünschte sich Liebe und Respekt und Ehre und das Gefühl, dass sie einer Sache diente, die es wert war.
Hier konnte sie nichts dafür tun. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde ihr bewusster, dass es keine Rolle spielte, wie hart sie hier arbeitete oder ein wie schönes Leben sie sich hier als eine der reichsten Frauen des Planeten gestaltete – nie würde sie ihre Sehnsüchte, ihre Bedürfnisse befriedigen, indem sie die Landbraut abgab, sei es auch die beste Landbraut, die sie sein konnte. Stets würde sie wissen, dass sie vor Schwierigkeiten geflüchtet war. Stets würde sie wissen, dass sie gescheitert v/ar.
Vor dem inneren Auge erblickte sie sich selbst – ihr
bürgerliches Selbst –, wie sie in ferner Zukunft einem älteren Barin begegnete. Sie würden höflich zueinander sein. Er würde höflich Bewunderung für ihr Imperium ausdrücken. Und dann würde er fortgehen, und sie … Sie blinzelte, um den Blick von Tränen zu befreien, und stemmte sich vom Stuhl hoch.
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Der Richter und die Anwälte und die Buchprüfer waren
verärgert, als sie bei ihnen hereinplatzte und darauf beharrte, sie müsste in Kürze zur Flotte zurückkehren.
»Wir hatten es so verstanden, dass Sie unbefristeten Urlaub haben.«
»Verzeihung, Sirs, aber Ereignisse sind im Gang, über die ich nicht reden kann, die jedoch wünschenswert machen, dass ich zurückkehre, so schnell ich kann. Ich muss wissen, wie lange Sie noch brauchen.«
»Falls wir uns beeilten, könnten
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