Waffenschwestern
Gefühl, dass Dockerys Vergangenheit
möglicherweise interessanter war, als er geglaubt hatte. Wann –
und warum – hatte Dockery herausgefunden, dass ein Datenstab nicht beschädigt wurde, wenn man ihn in Alkohol warf?
Ferradi entdeckte ihn, als er gerade in das Kasino und die Freizeiträume der Subalternoffiziere einbog. »Mittagessen, Ensign?«, fragte sie munter.
»Oh – ja. Verzeihen Sie, Lieutenant…« Er machte eine große Show daraus, sich die Taschen abzuklopfen. »Mist!«
»Was ist?«
»Ich sollte für Commander Dockery etwas überprüfen, und dann hat mich auch noch Major Carmody um etwas gebeten, und … ich habe meinen Datenstab vergessen. Er liegt auf dem 452
Schiff. Ich muss noch mal umkehren … Außer ich dürfte mir Ihren leihen, Sir?«
»Sie sollten ihn ständig dabeihaben«, sagte Ferradi und zog ihren hervor. »Was hat Dockery gewollt?«
»Den Lieferplan für Ersatzteile«, antwortete Barin prompt.
»Er sagte, die letzten vier Male wären sie zu spät gekommen.
Wahrscheinlich wissen Sie alles darüber.«
»Oh, yeah. Alle beschweren sich.« Sie gab ihm den
Datenstab, und Barin sah sich um. Der nächste Highspeed-Datenport befand sich draußen auf dem Flur.
»Es dauert nur einen Moment«, sagte Barin. »Ich habe gehört, heute gibt es lassaferanische Schneckenfischsuppe …« Und klar doch, Ferradi ging schon zu den Serviertischen hinüber.
Schneckenfischsuppe war eine seltene Delikatesse.
Barin fand den Highspeedport und rammte den Datenstab
hinein. Nichts geschah; der Stab leuchtete normal auf. Barin zog ihn wieder heraus, sah sich um und rammte ihn erneut hinein, so fest er konnte. Wieder leuchteten die Anzeigen normal auf. Er zog ihn heraus und sah sich die Spitze an. Jemand hatte das Ding so konstruiert, dass es normaler Sorglosigkeit widerstand…und Barin erkannte, dass ein Highspeed-Datenport wahrscheinlich interne Polster aufwies, die ihn ebenfalls gegen Stöße abschirmten. Prima. Was jetzt? Ferradi würde jeden Moment nach ihm Ausschau halten.
Er hatte eine Idee. Er kehrte ins Kasino zurück, winkte Lieutenant Ferradi zu, die einen Platz an einem kleinen Tisch vor dem Eingang gefunden hatte, deutete zur Toilette hinüber und ging rasch in diese Richtung, als hätte er es damit eilig.
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Toiletten waren voller harter Oberflächen; Barin versuchte es an einer davon nach der anderen, während er zwischendurch immer mal wieder durchspülte, bis er der Spitze des Datenstabs eine Delle verpasst hatte, indem er sie zwischen Tür und Türpfosten rammte und die Tür als Hebel benutzte. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Datenstäbe dermaßen zäh waren.
»Verzeihung, Sir«, sagte er zu Lieutenant Ferradi, als er sich ihr gegenübersetzte und ihr den Stab zurückgab. »Eine Art Computerfehler, denke ich.«
Sie hatte den Datenstab weggesteckt, ohne einen Blick darauf zu werfen. »Und – nehmen Sie keine Fischsuppe?«
»Nein, Sir. Eigentlich möchte ich einfach nur hier sitzen, wenn Ihnen das recht ist.«
»Natürlich.« Sie warf ihm unter den langen Wimpern einen dieser Blicke zu. Ungeachtet seiner Meinung von ihr spürte er, wie sich etwas regte … und sie wusste das. Allein dafür hätte er sie erwürgen können. Er hoffte sehr, dass er diesen Datenstab ausreichend beschädigt hatte.
*
Esmay wechselte noch an Bord des Schiffes, mit dem sie
eingetroffen war, in die Uniform und nahm die Bahn hinüber in die Flottensektion.
»Lieutenant Suiza«, meldete sie sich beim Posten des
Sicherheitsdienstes neben dem Eingang.
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»Willkommen zu Hause, Lieutenant.« Der Gruß war nur ein Ritual, aber sie fühlte sich trotzdem freundlich aufgenommen.
Hinter der Kontrollstelle ging es auf den Fluren geschäftig zu.
Niemand schien Notiz von ihr zu nehmen – und es gab auch keinen Grund, warum es jemand hätte tun sollen.
Sie blieb stehen und sah sich die Meldetafeln an. Die
Einsatzgruppe war nach wie vor hier; Esmays Schiff lag
ebenfalls noch an der Station angedockt. Sie gab ihren Namen und die Codes ein und stellte fest, dass sie noch auf der Besatzungsliste stand, obwohl mit dem Hinweis versehen:
»Status: In Urlaub, abgereist«. Alle anderen hatten Urlaubs-sperre.
»Na, wenn das nicht Lieutenant Suiza ist«, ertönte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah sich direkt Admiral Hornan gegenüber. Er schien alles andere als erfreut.
»Ich dachte, Sie hätten unbefristet Urlaub.«
»Das hatte ich, Sir«, sagte sie. »Aber wir haben uns zu Hause um alles
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