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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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die Korridore des HQ-Komplexes rauschte, begleitet von Esmay Suiza wie von einem schweigenden Schatten. Sie konnte den Schock fast sehen und stellte sich vor, wie er, Eiswasser gleich, bestimmten Leuten über den Rücken rieselte. Der spezielle blonde Rücken, dessen 478
    Unbehagen sie am liebsten gesehen hätte, tauchte nicht auf –
    nun, das kam dann halt später.
    *
    Esmay fiel ein Stück weit zurück, als Marta sie zu den Türen des modischsten Friseursalons in der Stadt führte. Sie hatte schon von Afmo gehört – auch durch eine warme Empfehlung Bruns.
    »Noch niemand hat bei meinen Haaren etwas ausrichten
    können«, sagte sie kläglich, wie schon mehrfach auf dem Weg hinunter zum Planeten. »Es ist einfach zu dünn, und es wird kraus…«
    »Und Sie tun wahrscheinlich nicht mehr, als es zu waschen, zu bürsten und, sobald es zu lang wird, abzuschneiden«, sagte Marta. »Hören Sie … Ihr Haar, das sind nicht Sie. Sie haben die Wahl. Sie möchten Barin, und sie möchten Ihre berufliche Reputation zurückgewinnen. Das hier wird Ihnen dabei helfen.«
    Trotzdem kam es Esmay mehr als nur ein bisschen
    unmoralisch vor. Ihr Haar war in modischer Beziehung stets ihr Untergang gewesen, und ihr fiel kaum mehr zu seiner
    Verbesserung ein, als es auszureißen und vom Genom an neu zu pflanzen. Bei den ernsten Lauten, die der Chef des Salons von sich gab, als er ihre Haare betrachtete, wäre sie am liebsten im Boden versunken.
    »Sie haben wirklich dünne Haare«, sagte er. »Vielleicht gilt das auch für Ihre Eltern, oder hatten Sie als Kind mal hohes Fieber?«
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    »Ja, hatte ich«, antwortete Esmay.
    »Daran könnte es liegen. Aber die Haare sind sehr gesund; Sie haben wenigstens nichts Dummes damit angestellt, wie es manche Frauen tun. Und Sie sind Flottenoffizier – bestimmt möchten Sie etwas Praktisches, Pflegeleichtes haben, das jedoch mehr nach … mehr nach…«
    »Mehr danach aussieht, als hätte sie sich Gedanken darum gemacht«, warf Marta ein. »Weniger wie Fusseln aus dem
    Trockner.«
    »Ah. Die dauerhaftere Lösung wäre die genetische, aber Sie sagten, die Angelegenheit wäre dringend.«
    »Ja. Obwohl er auf lange Sicht Recht hat, Esmay – es ist teuer, aber Sie können sich Ihr Haar genetisch
    umprogrammieren lassen.«
    So – selbst in einem Friseursalon wie diesem dachte man, dass ein Austausch an der Wurzel die beste Lösung war. Sie hatte jedoch gar nicht gedacht, dass das möglich war.
    »Das würde Ihre genetische Identität leicht verändern«, erklärte der Mann. »Sie müssten es Ihren Vorgesetzten melden, und die müssten sich einverstanden erklären und Ihre Akten ändern. Aber so was hat man schon gemacht. Andererseits ist mit Ihrem Haar in seinem jetzigen Zustand alles in Ordnung, wenn wir erst mal die beste Möglichkeit gefunden haben, es zu schneiden.«
    Mit einer Schere, dachte Esmay, sprach es aber nicht aus.
    Drei Stunden später betrachtete sie erstaunt ihr Spiegelbild.
    Es waren dieselben Haare, aber irgendwie hatten sie sich mit einer Frisur einverstanden erklärt, die sowohl Kompetenz als 480
    auch Charme ausdrückte. Hier glatt, dort leicht gelockt. Fusseln war vielleicht das falsche Wort gewesen … aber ihr fiel kein anderes ein. Esmay sah immer noch ganz nach ihr selbst aus, nur … irgendwie sogar mehr als früher. Und unter Anleitung der Friseure hatte sie gelernt, wie sie die Frisur selbst pflegen konnte, vom Waschen bis zum abschließenden Kämmen.
    Anschließend schleppte Marta sie in das benachbarte
    Modegeschäft. »Sie brauchen Freizeitkleidung. Ich habe Sie in Ihrer Uniform gesehen.«
    »Ich schwitze«, sagte Esmay, aber ihr Protest fiel inzwischen schwächer aus.
    »Ja, aber Sie brauchen nicht zu schwitzen, während sie beim Abendessen sitzen.« Marta streifte umher und schickte Esmay immer wieder in die Umkleidekabine, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Zu diesem Zeitpunkt verstand Esmay allmählich, worum es bei dem ganzen Aufstand überhaupt ging. Die blaue und silberne Montur war so bequem wie die alte, sah aber – wie sie zugeben musste – umwerfend aus. Und die anderen…
    »Die Leute, die Ihrer Meinung nach schon gut aussehend
    geboren wurden, sind genauso rot und runzelig auf die Welt gekommen wie alle anderen«, sagte Marta. »Ja, manche
    Gesichter sind hübscher als andere, und manche Figur ist leichter einzukleiden als andere. Aber mindestens die Hälfte aller Menschen, die Sie bewundern, sind nicht allein aufgrund ihrer Gestalt schön. Sie

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