Waffenschwestern
Familienname Neid ebenso anzieht wie Bewunderung. Lieutenant Suizas rascher Ruhm und rasche Beförderung hatten eine ähnliche Wirkung. Mir ist bekannt geworden, dass bestimmte Leute an einer Trennung von dir und Lieutenant Suiza interessiert sind. Wenn du dir nichts aus ihr machen würdest, wäre das eine Sache, aber da du es sehr wohl tust, scheint es mir eine Frage der Familienehre zu sein, 484
die Absichten dieser Leute zu vereiteln. Sofern deine eigenen Gefühle dem nicht entgegenstehen.«
»Ah .. ja, Sir – Großmutter.«
Sie lächelte ihn offen an. »Sir Großmutter muss ein
ungewöhnlicher Titel sein, aber ich nehme ihn an. Ernsthaft, Barin – liebst du diese Frau?«
»Ich dachte, ich täte es, aber…«
»Na ja, denk erneut nach. Denk nach, aber fühle auch. Es liegt nicht an mir, in Amors Rolle zu schlüpfen; falls ihr füreinander gedacht seid, solltet ihr Amor nicht brauchen. Aber betrachte nichts als selbstverständlich, verstanden?«
»Ja … Großmutter.«
»Gut. Sollte es Gerede geben, kümmere ich mich darum. Ich vertraue deinem Urteilsvermögen, Barin … achte nur darauf, dass du ihm auch ausreichend Daten zugrunde legst.« Sie legte eine Pause ein, aber er schwieg. Was sollte er auch sagen? Mit einem forschen Nicken wechselte sie wieder von der
Großmutter zum Admiral. »Nun – wie steht es um diese
Ermittlungen hinsichtlich Lieutenant Ferradis?«
»Ich weiß nicht«, sagte Barin. »Sowohl der Kommandant als auch der Erste Offizier haben mich angewiesen, da nicht meine Nase hineinzustecken, also habe ich es auch nicht getan.«
»Erstaunlich«, murmelte seine Großmutter in einem Ton, bei dem ihm die Ohren heiß wurden. »Nun, wir nähern uns dem Einsatzzeitpunkt – da wäre es hilfreich für mich zu wissen, was abläuft. Ich möchte, dass du das Heris gegenüber erwähnst und dass sie es deinem Kommandanten ins Ohr flüstert – oder was sonst nötig wird. Klaus möchte nach wie vor meinen Job, und da 485
er seit neunzehn Jahren nichts anderes mehr kommandiert hat als einen Schreibtisch, möchte ich ihn daran hindern, die Sache zu verpfuschen. Deine vorgebliche Nachricht an Heris lautet: Wir halten eine Familienfeier ab, da die Festlichkeiten zum Jahrestag der Flotte in diesem Jahr sehr begrenzt ausfallen. Das kannst und sollst du jedem sagen. Dies hier jedoch…« Sie reichte ihm einen Datenstreifen. »… ist nur für Heris' Hand gedacht, und benutze dafür den Familienhändedruck.«
»Ja, Sir.«
»Entlassen.«
*
»Sie ist ein Naturtalent als Spion«, fand Koutsoudas und deutete auf seine schematische Darstellung von Lieutenant Ferradis illegalen Aktionen in der juristischen Datenbank. »Hätten wir nicht diesen markierten Datenstab, hätte sie damit durch-kommen können, selbst mit mir am Scanner.«
»Nun, was hat sie gemacht?«, fragte Kommandant Escovar.
»Sie hat Pells Codes benutzt, um Zugriff auf die erste Ebene zu erhalten, und dann andere … Können Sie glauben, dass es Admiral Hornans waren?«
»Wie ist sie denn daran gekommen?«
»Ich habe keine Ahnung, Sir.« Koutsoudas betrachtete jetzt den Monitor, auf dem Lieutenant Ferradis adretter blonder Kopf fleißig über eine Konsole gebeugt war. »Möglicherweise von Pell – und obwohl mich das nichts angeht, sollten Sie
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wahrscheinlich erfahren, dass Gerüchte vermelden, Pell wäre zu einer außerplanmäßigen medizinischen Untersuchung einbestellt worden.«
»In der Tat«, sagte Escovar.
»Und ebenso drei weitere Master Chiefs … was einige von uns nervös macht, um Ihnen die Wahrheit zu sagen.«
»In welcher Hinsicht?«
»Das geht über meinen Sachverstand hinaus, Sir.«
Koutsoudas zeigte den Ausdruck eines Mannes, der nicht in Stimmung war, irgendjemandem zu trauen.
»Hmmm. Auch auf höherer Ebene als meiner sind Sorgen
zum Ausdruck gebracht worden.«
»Das ist auch gut so. Ah – da haben wir sie erwischt!« Auf dem Bildschirm steckte Ferradi ihren Datenstab in den Port der Konsole. »Ich wette, dass sie jetzt eine Datei eingibt – sehen Sie mal auf ihre linke Hand. Yeah – da ist sie.« Auf Koutsoudas'
Graphik schlängelte sich eine orangefarbene Linie an einem Gewirr anderer Linien entlang und bahnte sich den Weg in eine blaue Box, wo sie rhythmisch aufblitzte. »Sie verändert Daten, Sir, das ist hundertprozentig klar.«
»Wissen wir, wie die Daten vor der Veränderung aussahen?«
»Ich nicht, nein, Sir. Aber ich weiß, dass letzte Nacht eine zugriffsgesicherte Kopie angefertigt und
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